Tokyo-Kunst in Berlin

Im Freien Museum in Berlin findet derzeit die “To Be” Ausstellung statt, 28 Künstler aus Tokyo und Berlin zeigen dort ihre Werke. Ich war bei der Eröffnung dabei und es war enttäuschend.

Schon in Tokyo hab ich mich viel für Kunst interessiert, dabei eher jung und temporär als irgendwelche alten Schinken. Wenn jetzt vier Wochen nach meiner Landung, die Tokyoter Kunst nach Berlin kommt, wollte ich mir das nicht entgehen lassen.
Die Ausstellung fand im Freien Museum in Berlin statt. Der Name ist dabei irreführend, da es kein Museum im klassischen Sinn ist, sondern eher eine alternative Ausstellungsfläche in einem schönen Altbau. Der etwas kaputte, unfertige und abgeranzte Charme vom Gebäude und von der gesamten Stadt, war der erste Unterschied zum klinischen Tokyo, wo selbst alles was mit Kunst zu tun hat, sehr geleckt und sauber aussieht. Als ich dann den etwas wilden Punk zwischen den Exponaten entdeckte, der mit seinen dicken Zöpfen, die von seinem Hinterkopf bis zum Gesäß hängen, während eine Halbglatze über einem selig lächelnden Gesicht glänzte, und er mit seinen kaputten Klamotten etwas bedrohlich auf die kleinen japanischen Gäste gewirkt haben mag, da wusste ich, ich bin nicht mehr in Tokyo. (Der Typ war im übrigens sehr freundlich und genoss zufrieden die Kunst)

Nach vier Wochen in Berlin war ich wieder von Menschen umgeben, die nur Japanisch sprachen. Es kamen nämlich die Künstler aus Tokyo, die noch welche mitbrachten, sowie auch versprengt Leute aus der japanischen Community in Berlin. Deutsche, die, mehr oder weniger Japanisch konnten, gab es auch. Dabei fiel mir ein junges Mädel besonders auf, die so ein fließendes und akzentfreies Japanisch sprach, als ob sie mehrere Jahre in Japan gelebt hatte. Ich meine Sie schon einmal in der japanischen Botschaft entdeckt zu haben, wo sie für Kulturelles und Events zuständig war und mich lieb anlächelte, als ich sie nach einem Manga-Wettbewerb fragte.
Sie war für die Betreuung der japanischen Gäste zuständig, die sichtlich erleichtert waren, mit jemanden problemfrei kommunizieren zu können. Das sie für die Botschaft arbeitet, macht bei ihrem Japanisch-Level auch sehr viel Sinn.

Der Eintritt war frei, doch hätte ich bezahlen müssen, hätte ich es bereut. Die ausgestellten Werke fand ich bis auf einige Ausnahmen uninteressant und teilweise auch einfach schlecht umgesetzt. Meine Vermutung zu Anfang, dass die nur ausgestellt werden, weil sie aus Tokyo kommen, und nicht weil ihre Werke begeistern, bestätigte sich in der Ausstellung. Ebenso auch die Berliner Künstler, die nebenher ausgestellt waren, und in Berlin bestimmt Schwierigkeiten hätten eine Galerie zu finden, bekommen im Paket in Tokyo bestimmt eine gute Galerie. Nur weil sie von woanders herkommen. Herkunft über Qualität hat der Ausstellung nicht geholfen.

Das ist auch das Problem der Ausstellung, es gibt keinen roten Faden, kein verbindes Element zwischen den Exponaten. Die sind einfach nur da, weil sie aus Tokyo oder Berlin stammen. Auf mich wirkte das wie ein zusammengewürfelter Haufen, den man etwas arrogant dem Zuschauer vorsetzt.

Die Kunst dort verkommt zum reinen Selbstzweck für die Künstler, als erste Gäste bei der Eröffnung waren zu 80% die Künstler selbst + ihre Freunde und Kollegen.
An den Werken fehlten erklärende Worte. Das kann man so machen, persönlich finde ich aber, dass es dem Verständnis schadet. Und wenn Kunst nicht verstanden wird, hat es seinen Zweck verloren, finde ich.
Nur durch Zufall war ich in der Nähe des Kurators, der einige Exponate einem Kollegen erklärte. Nur so konnte ich mir einen Reim auf die Werke machen. Das man mit nem simplen Papier neben dem Werk die Zuschauer nicht aufklärt, find ich mangelhaft.

Bei aller Kritik, so gab es auch interessante Werke:


(C) Kunsfaktor e.V./Foto: Keita Kojima

Tomoko Kofuneko ist ein Perfomance Artist. In der Ausstellung zeigte sie Fotos und Videos, wie sie, bunt angemalt, nach Papua Neuginea reiste und dort mit den ebenfalls angemalten Ureinwohnern zu tanzen.


(C) Kunsfaktor e.V./Foto: Yoshiko Tamari

Eine bunte Japanerin fährt in den Urwald um zu tanzen. Ich fand das herlich. Auch die Reaktionen des Stammes, mit dem sie tanzte, die sich alle so über diesen bunten Paradiesvogel freuten. Dazu gab es auch gute Bilder von ihr, wie sie im Urwald steht.


(C) Kunsfaktor e.V./ Tatsumi Orimoto

Das hier ist Tatsumi Orimoto mit seiner Mutter. Eine ganze Reihe von Bildern (in viel zu kleinen Format, unnötig auf kleiner Fläche!) hat er seiner Mutter gewidmet, die sich häufig dagegen sträubte, abgelichtet zu werden. Sie ist alt und nicht mehr sonderlich hübsch, sie wurde auch aus Perspektiven fotografiert, die absolut unvorteilhaft waren. Doch was man allen Bildern anmerkt, ist die Liebe des Künstlers zur Mutter. Rührend, auf eine Weise.


(C) Kunsfaktor e.V./ Dana Widawski

Das hier ist von der Deutschen Dana Widawski gemacht, und spielt sehr schön mit dem Verständnis von Tradition. Diese aufklappbare Wand stand auch im Ausstellungsraum, dahinter waren, allerdings nicht von ihr, Portraits im Ukiyo-e Stil, japanische Köpfe in deutscher Trachtenkleidung, statt Kimono oder Samurai-Kluft. Fand ich witzig.

Es sollte dann noch der Kultur-Attaché der japanischen Botschaft sprechen, dessen Email-Adresse ich glücklicherweise habe, doch der tauchte nicht auf. Es gab dann noch einen Ramen-Stand. Als ich allerdings sah, dass da kein Japaner am Herd steht, ist mir der Appetit vergangen. Nennt mich Rassist, aber bei japanischer Küche vertrau ich nur Japanern 😉

Wen es interessiert, und wer sich neben meinem subjektiven Eindruck selbst ein Bild machen möchte, die Ausstellung läuft bei freie Eintritt noch bis Ende August.

To Be – ein Projekt vom Kunstfaktor e.V. im Freien Museum Berlin
-> Weblink

8 thoughts on “Tokyo-Kunst in Berlin”

  1. Hey Fritz, ich mag die Mutter Sohn Bilder, die sind echt für meine Augen. Find es Interessant wie du auch nach deiner Landung in der Heimat, immer wieder nach Japan schaust.

  2. Ich war auch da und kann dir nur zustimmen. Die meisten Sachen waren einfach langweilig und uninspiriert, Tomokos Bilder fand ich auch als Ausnahme, ihre Performence hingegen … na ja.Muss man nicht gesehen haben. Das Group-Shows mit vielen Künstlern aber auch wirklich gut sein können ist öfter mal in der Strychnin-Galerie zu sehen. Es kommt halt auf die Substanz an.

  3. Lieber FritzEs scheint auch niemand mehr zuständig zu sein…. Beide KUNSTFAKTOR und FREIES Museum angemailt.. es gibt keine Reaktion … weder auf den Websites noch aufs Mail…
    Sind wahrscheinlich geschafft… aber dennoch…
    Danke für die sympathische Einschätzung … Schau dir mal an—> SOLARIS (Facebook) von Levan Mze … vielleicht kannst du damit was anfangen … Schlussshow am Sonntag
    LG Jan

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