Journalismus Rabatt

Ich verbrachte eine Nacht im Fujiya Hotel, dem ersten westlichen Hotel Japans und ein Kleinod, versteckt in den Bergen von Hakone. Es verbindet auf einzigartige Weise das Neue und das Alte, den Westen und den Osten, mit einer gehörigen Portion Luxus und sieht dabei aus, wie aus einem Film von Hayao Miyazaki. Die Zimmer rangieren so 20.000-40.000yen pro Nacht. Wieviel ich bezahlte? Nun…. Nichts.

Wie schon ein paarmal erwähnt, arbeite ich hier ja für das Metropolis magazine Tokyo, nur eben unbezahlt. Wenn ich allerdings einen Job für die mache, bekomme ich die Transportkosten erstattet.
Ich wollte nun eine kleine Reise machen und gleichzeitig ein Thema fürs Metropolis behandeln, damit ich die Reise auch bezahlt kriege. Die Wälder von Hakone, einem beliebten Reiseziel und 100km westlich von Tokyo in den Bergen, lockten Ende September mit wunderschönen Laubwerk im Wandel der Jahreszeiten.

Ich fragte also beim Metropolis nach, ob sie was aus Hakone wollten. Da das Metropolis nun schon seit über 10 Jahren existiert, und Hakone noch länger, war das natürlich schon bereits Thema. Ein Editor schlug allerdings das Fujiya Hotel in Hakone vor, da das doch recht spannend sei und bisher nicht abgedeckt wurde.

Das Fujiya Hotel wurde 1878 erbaut, von einem Japaner der amerikanische Hotels kennen- und schätzen gelernt hatte. Er wollte nun in Japan auch so ein Hotel aufbauen und suchte sich mitten in den Bergen einen passenden Ort: Miyanshita. Über die Jahre hat das Fujiya viele Erdbeben, Feuer und Renovierungen gesehen, ist aber nach wie vor klassisch geblieben.

Ich schrieb das Hotel also an, fragte nach ob sie Interesse an einer Berichterstattung haben und ob sie mich dabei “unterstützen” können. Natürlich hab ich zwischen den Zeilen gefragt ob ich da kostenlos ne Nacht pennen kann, aber man muss ja schon ne gewisse Form wahren.
Es hat eine Weile gedauert, aber nach zwei Wochen kam dann eine höfliche Antwort. Man freut sich über das Interesse und wollte hören, was wir uns denn so vorgestellt haben.
Nach etwas hin und her war es dann klar: Ich sollte fürs Metropolis eine ganze Seite machen (Fotos + Text) und konnte eine Nacht im Hotel übernachten – kostenfrei.
Meine Reaktion war ungefähr so:

cheese
Quelle: wikipedia commons

Eine ganze Seite! Und eine Nacht in nem Luxushotel! Gratis! Ich mag meinen Job. Aber im Endeffekt fühlte es sich dann doch mehr nach Arbeit an…

Ich wollte noch einen Freund mit ins Hotel nehmen und fragte nach, ob das Hotel denn auch noch Platz für “meinen Assistenten” hat. Ja hatten sie, und mein Freund musste dann im Hotel immer die Rolle meines Assisten spielen. Mich störte das allerdings nicht 😉

Das Fujiya liegt in Miyanshita, Hakone, ca. 3 Stunden von Tokyo-Shinjuku entfernt. Die Zugstrecke selbst ist aber wunderschön, die letzte Stunde führt sie die Berge im Zick-Zack Kurs hoch, vorbei an grünen Schluchten und steilen Bergen.

Wenn man das aus dem Zug kommt fühlt man sich von Tokyo ganz weit weg. Und wenn man das Hotel betritt, hat man die Gegenwart komplett verlassen.

Alles ist sehr klassisch, wie aus dem 19.Jhd. Alte Salons, viele verzierte Holzvertäfelungen und ein besonderes Gefühl in der Luft. Man ist einfach ganz woanders, weder in Japan, noch in Amerika.

Im ganzen Haus arbeitet nur ein Gaijin – und das schon seit 11 Jahren. Dementsprechend war er der Ansprechpartner für mich.

Seit 11 Jahren arbeitet er in diesem vornehmen Hotel und “Service” ist ihm ins Blut übergegangen. Immer vornehm, zuvorkommend und höflich, dabei immer die Haltung wahrend und konzentriert sein. Im Schnelldurchlauf zeigte er mir das Hotel, ich machte fix Bilder und notierte mir alles so gut es ging.

Ich hatte zwei Tage um genug Bilder zu machen und Infos zu sammeln. Am Ende musste ich eine ganze Seite füllen – viel Verantwortung. Zumal das Hotel mir einfach einen Raum für 40.000yen die Nacht kostenfrei zur Verfügung stellte. Dementsprechend war ich die meiste Zeit angespannt und konzentriert ja alles richtig zu machen. Die zwei Tage fühlten sich erst in der Retrospektive erholsam an.

Nach der Tour gings aufs Zimmer – welches so groß war wie mein gesamtes Appartment in Tokyo, welches ich mir mit zwei anderen teile:

Vier Meter hohe Wände, ein begehbarer Kleiderschrank und drei meter hohe Fenster. Das Ganze erinnerte mich an Berliner Altbau-Architektur, nur nicht ganz so schmuddelig. Der große Flachbildfernseher in der Mitte des Zimmers wirkte nur etwas anachronistisch.
Dazu gab es ein weiches, europäisches Bett! Ich fiel direkt ein und lachte laut vor Glück, und mein Rücken freute sich mit mir.

Hier lag ich nun, mitten in den japanischen Bergen in einem Luxushotel. Ich glaub mir ging es etwa so:

cheese
Quelle: wikipedia commons

Es war nun schon Abend und vor 22 Uhr würde mein Freund aus Tokyo nicht ankommen. Ich nutzte also die Zeit um den Indoor-Pool des Hotels zu ähm “testen”.

Die zweistöckige Architektur erinnerte mich dabei an klassische Hallenbäder aus Berlin. Der Pool war recht leer, weil zu dem Zeitpunkt gerade das Abendessen in der Dining Hall serviert wurde. Das Essen war leider nicht journalistisch relevant genug, d.h. nicht kostenlos. Und 5,600yen hat ich dann doch nicht übrig. Zumal ich eh auf meinen Freund warten wollte.

Das Hotel liegt direkt über eine heissen Quelle, die exzessiv im Haus genutzt wird. So wird der Boden der Dining Hall mit frischen heissen Quellwasser erwärmt, das heisse Wasser in jedem Zimmer, welches aus dem Wasserhahn kommt, ist Onsen-Wasser und auch der Indoor-Pool ist mit Onsen-Wasser gefüllt. Sehr erholsam.

Gegen halb 11 kam dann meine “Assistenz” aus Tokyo an. Alle Restaurants im Dorf und Hotel hatten zu, also gingen wir zum einzigen Konbini vor Ort. Dazu muss man sagen: Miyanshita besteht eigentlich nur aus dem Fujiya Hotel, einer zugehörigen Bäckerei (die großartiges Curry-Pan macht), zwei Restaurants, einem Fotostudio, einem Antik-Bedarf und eben diesen einen Lawson-Konbini.

Wir versorgten uns reichlich und gingen dann ins Hotel. Da die Zimmerpreise wie gesagt recht hoch waren, waren nur recht gut betuchte Leute Gäste dieses Hotels. Mit unseren Konbini-Beuteln schleichten wir uns dann an diesen Leuten vorbei – wir wollten ja nicht auffallen…

Wir machten es uns dann im Zimmer gemütlich. Im japanischen Fernsehen lief dann eine einstündige Reportage über Deutschland, mit dem ICE von West nach Ost, was ich in anbetracht meiner Lage für ziemlich absurd hielt. Es kam aber noch besser:

Das Hotel existiert wie gesagt schon seit über hundert Jahren und hat in der Zeit viele Gäste gesehen. Die Geschichte vom Hotel wird auch im Hotel-eigenen Museum gezeigt.

Die alten Gästebücher sind dabei ein besonderer Schatz.

Zu den prominenten Gästen gehören, u.a. der Kaiser (der jetzige und vorherige), Albert Einstein (der einen deutschen Eintrag hinterließ der, nunja, bescheiden ausfiel 😉

Charlie Chaplin

und John Lennon, zusammen mit Yoko und Sohn

Nun, John Lennon ist für mich eine ganz besondere Person. Ich bin mit den Beatles aufgewachsen, da mein Vater ein großer Fan ist, und bin auf das John-Lennon-Gymnasium in Berlin gegangen. Ehrlich, das gibts wirklich.

Dementsprechend bewegt, war ich ihn dort zu finden. Insbesondere sein Eintrag ins Gästebuch:

Man beachte das Fragezeichen im Berg. Das Fujiya heisst Fujiya, weil der Gründer beim Gast eine Assoziation vom Namen mit dem Berg Fuji auslösen wollte, dem man vom Hotel aus sehen kann. Nun, wir sahen ihn nicht.
Jeder Reiseführer schreibt über fast jede Ecke von Japan: “An klaren Tagen kann man den Fuji sehen”. Ich habe bisher den Fuji noch nicht gesehen und beginne langsam an seiner Existenz zu zweifeln. Dementsprechend witzig fand ich John Lennons Karrikatur: Wo ist der Fuji?

Zurück im Hotelzimmer lief nach der Deutschland-Reportage ein Interview – mit Yoko Ono!. Ich befand mich im Hotel wo Yoko Ono mit ihrem Mann vor 31 Jahren war, und exakt an diesem Abend erscheint sie nach jahrelanger Pause wieder im Fernsehen. Absurd.
(Sie sah aber nicht mehr so frisch aus, wie auf dem Foto ’78….)

Im Hotelmuseum lässt sich auch eine Galerie vom International Mustache Club finden:

Gewonnen hat aber eindeutig der Gründer vom Fujiya:

Am nächsten Morgen gab es dann sehr teures aber vorzügliches Frühstück in der Main Dining Hall, mit Tafelsilber und freundlicher Bedienung.

Das wir heute Bilder machen wurde groß angekündigt, weswegen alle freundlich mich grüßten und, sofern ich das brauchte, auch posierten wie ich das wollte. Fand ich toll =)

Noch ein Wort zur Dining Hall: An den Wänden befanden sich viele Fratzen:

Diese sind nach dem Gründer und ersten Manager des Hotels modeliert. Beim Abendessen stellen sich die Kellner vor die Masken, um sie zu verdecken und auch um den Blick vom Chef im Nacken zu haben. Kinder haben regelmäßig Angst vor den Dingern…

Nach dem Frühstück gings wieder durchs Hotel, Impressionen sammeln:


Fujiya Teddy

Das ist eine besondere Hühnchen-Art, die es in Hakone gibt/gegeben hat. Die Schnitzerei hier wurde gern von Helen Keller berührt (eine taub-blinde Frau, die Schriftstellerin wurde, sehr bekannt in den USA).


Eben ein langschwänziger Hahn (ca. 1,80m bis zum Boden)


Die Parkanlagen vom Fujiya sind sehr weitläufig, man braucht ungefähr zwei Stunden um alles zu durchqueren.

Das Fujiya ist auch sehr beliebt für Hochzeiten, an diesem Tag fanden fünf (!) statt. Ich erwähnte eingangs das Fotostudio im Ort. Der Fotograf dort bearbeitet jede Hochzeit im Hotel. Klingelnde Kassen.

Im Parkgelände gibt es auch eine Kapelle, mit Sicht aufs Tal. So heiratet es sich doch gerne.

Aber wenn man ehrlich ist: Besser Aussichten als dort, kann es doch nicht mehr geben in der Ehe, oder?

Als wir dort ankamen, war grade eine Hochzeit vorbei, und die Blütenblätter lagen noch.

Im Park gab es auch einen Teich mit lauter gierigen Koi-Karpfen.

Eine Familie stand fasziniert davor und überlegte.

Die Tochter war mutig genug sie zu füttern

Aber Mutti machte es mit mehr Eleganz.

Nach 400-500 Fotos hatten wir auch genug und verabschiedeten uns. Auf dem Rückweg wanderten wir noch durch Hakone und seine Wälder, doch das bring ich mal lieber in einem zweiten Eintrag unter.

Wir waren Ende September im Fujiya und erst letzte Woche schaffte ich es, den Artikel fertig zu machen. Zwischendurch war das Fujiya etwas verärgert und fragte, wo der Artikel denn bleibe. Zur Beschwichtigung schickte ich die Fotos rum, die sie nicht wirklich mochten.
Expliziter wurden sie dann in der letzten Mail in dieser Woche, was ich recht negativ aufnahm.
Ich kann stolz feststellen, dass ich noch nie (!) einen Kunden hatte, der mit seinen Bildern unzufrieden war. Das Fujiya hätte die Strähne durchbrochen. Im Endeffekt war es aber ein Missverständnis, da ihnen nur die Auswahl der Bilder seitens der Metropolis missfiel.

…zumal: bezahlt hat mich hier keiner, wozu aufregen.

Lieber Fujiya-mäßig entspannen….

Homepage vom Fujiya-Hotel: Hier

Der Artikel ist in der nächsten Ausgabe der Metropolis (diesen Freitag), kostenlose Exemplare gibts überall in Tokyo.

Ich bin dann jetzt erstmal in Hokkaido, bis nächste Woche, oder so….

Unterwegs mit einem japanischen Idol

Ein japanisches Idol ist ein hübsches Mädchen. Alibi-mäßig singen die dann meist noch, schauspielern, synchronisieren Anime- oder Game-Charaktere, oder bringen Fotoalben raus. Aber ihr eigentlicher Job ist es, hübsch auszusehen. Und darin sind sie verdammt gut.

Das hier ist Momoi Halko ein, nun ja, recht erfahrenes Idol. Idols haben eine relativ geringe Halbwertszeit, da sie möglichst jung und unverbraucht aussehen sollen. Momoi hat es aber geschafft sich lange zu halten.

Ich empfehle den Wiki-Artikel über japanische Idols, der sehr hintergründig auf Geschichte und Eigenarten eingeht.

So gibt es neuerdings zum Beispiel “Junior Idols”, welche sich schon mit 14 oder 13 Jahren in eindeutigen Posen ablichten lassen.

Die Geschichte mit Momoi war wieder ein Interview mit dem Autoren und Otaku Experten Patrick W. Galbraith. Momoi selbst wäre wohl als Otaku-Idol zu bezeichnen, weil sie selbst eher etwas nerdig ist. Sie war aber eine der ersten Idols, die offen über ihre Hobbys gesprochen hat, was ihr entgegen aller Erwartungen noch mehr Fans bescherte.

Da ein Idol es gewohnt ist, fotografiert zu werden, musste ich nicht viel machen. Sobald ich die Kamera draussen hatte, zog sie ihr Idol-Ding durch und posierte.

Vorher wurde natürlich noch das Make-Up gerichtet….

und mittendrin nochmal überprüft…

Aber man verzeiht es ihr gerne.

Zuerst fotografierte ich sie im Tokyo Anime Center, was größer klingt, als es ist. Die Hälfte des Raums dort wird zum Verkauf von allen möglichen Anime-Merchandising genutzt, wie z.b. Anime-Klopapier:

Es gab auch Maid-Puppen:

(Momoi ist rechts)

Das Ganze war als Location nicht so spektakulär und wir machten uns schnell von dannen. Wenn man aus dem Anime Center herauskommt, kommt man über die Akiba Bridge, über die ein riesiger Flachbildschirm hängt, in denen Werbespots und Musikvideos laufen. Es lief auch ein Spot, in der eine Figur auftauchte, die Momoi synchronisierte. Ich hätte gern ein Foto gemacht mit ihr im Vordergrund und der Figur im Hintergrund, aber darauf hatte sie keine Lust.

Was Momoi sagt, gilt. Sie weiß, was sie will und wie sie es erreichen kann. Recht zielstrebig gab sie stets den Weg vor und lief voran. Sie fand dann ein altes Holzhaus, und das fand sie so toll, da mussten wir ein Foto machen. Ich musste fix improvisieren, ging ums Haus herum und fotografierte durch zwei Fenster.

Das Ergebnis gefiel ihr sehr, ich wollte aber noch etwas haben, wo sie ins Haus hineinschaut, also machte sie so:

Erst dann sah ich, dass da ja jemand in dem Haus drin ist und arbeitet.

Er ließ sich aber auch nicht stören….

Von hinten kam dann einer, der meinte es wäre verboten hier zu fotografieren, aber ich hatte eh genug.

Momoi marschierte voran,

und wir hinterher.

Während wir liefen versuchte ich ein wenig mit ihr zu reden. Ich hatte gelesen, dass sie schonmal in Deutschland war (und sogar eine deutsche Fanpage hat), also fragte ich sie etwas dazu. Ihr hat es natürlich super gefallen und die deutschen Fans sind ihr sowieso die liebsten 😉 Sie hatte jüngst eine Rolle in einem Videospiel namens “Steins;Gate” synchronisiert, was sie mir, als wir an einem Videospiel-Laden vorbeikamen, auch stolz zeigte, und dass sie weiß, was “Stein” übersetzt bedeutet.

Vor uns tauchte dann eine große Straße auf und die ganze Pracht von Akihabara. Leuchtreklame und Anime-Figuren überall. Ich wollte sie inmitten von all dem Trubel haben, in dem sie als Idol groß geworden ist.

Wiedermal musste ich nicht viel sagen, sie posierte schon von allein.

Einige wunderten sich dann doch, was ich hier mache:

Es war zwar sehr kalt, doch Momoi beschwerte sich nicht. Sehr professionell.

Wir machten uns dann auf den Weg zum Interview-Ort.
Ich hab wärhend des Interviews mal wieder kein Wort verstanden, hörte aber trotzdem gerne zu, da sie viel zu erzählen hatte. Sie ist auf keinen Fall dumm, sondern weiß über viele Sachen sehr gut bescheid.

Den Anime-Figuren, denen sie ihre Stimme verleiht, sind meist so super-kawaii, mit kleinen Körpern und riesigen Augen. Während des Interview verstellte sie ihre Stimme auch kurz in Kleine-Mädchen-Modus und ich zuckte auf. War schon wirklich sehr hoch.

Ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass ihr Manager immer dabei war und aufpasste.

Allerdings war mein Eindruck eher, dass Momoi den Manager lenkt, als umgekehrt. Sie weiss halt, was sie will.

Momoi wollte zum Beispiel nicht während des Interviews fotografiert werden, also mussten wir etwas im Nachhinein inszenieren. Vor Ort gab es einen Fahrstuhl mit eingebauter Kamera, dessen Bilder man draußen sehen konnte. Ich fand es ganz witzig sie mit der Kamera im Aufzug spielen zu lassen und es dann von aussen zu fotografieren.

Ich glaube sie fand das ziemlich dämlich, hat sich aber nix anmerken lassen 😉 Vor Absegnung der Bilder hat das Management (oder sie) die Bilder aus dem Aufzug gleich rausgeschmissen.

Natürlich machte sie dann auch ein Foto mit uns für ihren Blog, über das ich jedesmal erneut lachen muss:

Japanische Mädchen in deutschen Shirts

“Japanische Mädchen” ist jeden Monat aufs Neue der Top-Suchbegriff, der bei google zu meinem Blog führt. All denen, die japanische Mädchen in mein Blog suchen, sei gesagt:

Vor dem Foto “Das Mädchen und die Metropole” hatte ich ein Auftragsshooting mit zwei Mädels. Das Ganze war für Shirts der Firma Graniph.

Graniph ist ein Design T-Shirt Store in und aus Japan, die eingesendete Designs in großer Auflage auf T-Shirts drucken und verkaufen. Allein in Tokyo haben sie über 100 Läden, mit durchaus coolen Shirts. Ich hab mir eins mit ner alten Spiegelreflex-Kamera drauf gekauft.

Das, zumindest für Deutsche, Witzige an dieser Firma ist, dass sie gerne deutsche Wörter auf die Shirts drucken. Die Wörter ergeben dann meist keinen Sinn, sind aber beliebt und werden von den Japanern gern getragen, weil unsere Buchstaben als exotisch gelten – so wie bei uns die japanischen Zeichen auf T-Shirts.

Eine kleine Auswahl von dem, was mir hier schon begegnet ist (unübersetzt, original):

– “Hey Du, ich mag Tiger”
– “Deutscher Amateur-Turn-Verband”
– Ein Fließtext auf einem Shirt, mit Auszügen aus einem Werk von Goethe, einem Werk von Schiller und dem deutschen BGB
– “Kulturschock” (getragen von einem Japaner)
– “Spirale”
– “Motorradwetter”

Bevor ich nach Japan geflogen bin, noch in Berlin, fand eine Ausstellung mit T-Shirts dieser Marke statt. So habe ich überhaupt erst von diesen Shirts erfahren. Hier in Tokyo habe ich nun die Firma kontaktieren, mit dem Hinweis, ich würde doch gern einen Beitrag für die deutschen Medien, genauer gesagt für die Berliner Medien machen, und ob sie mir nicht ein paar Shirts zur Verfügung stellen könnten. Ich habe mir natürlich die Shirts ausgesucht, die ich persönlich gerne hätte.

In der weltweiten Zentrale war man begeistert und lud mich zum Gespräch. Vorallem da Graniph gern in Berlin einen Laden aufmachen möchte, sind sie an Werbung interessiert. Und ganz ehrlich: Das Deutsch auf den Shirts ist so dermaßen panne, dass es schon wieder cool ist. Das verkauft sich in Berlin wunderbar.

Die deutschen Designs werden zumeist von Nicht-Deutschen gemacht. Jedoch hat Graniph einen Deutschen angestellt, der da vorm Druck nochmal drüber schaut, ob alles korrekt geschrieben ist. Der hat bestimmt einen lustigen Arbeitstag.

Um über die Shirts einen Beitrag zu machen, brauchte ich Japaner, die sie tragen. Wirkt auch athentischer.

Im Sommer hatte ich Shiori und ihre Freundinnen kennengelernt. Shiori war ein Jahr in den USA und spricht daher wunderbares Englisch. Mit ihren Freundinnen war die Kommunikation etwas schwieriger. Alle hatten aber Lust auf ein Fotoshooting. Da sie dazu noch recht hübsch waren, stand dem von meiner Seite aus nicht mehr viel im Wege.

Das Shooting für die Shirts war dreimal neu angesetzt worden, weil sie bei den ersten beiden Malen nicht aufgetaucht sind. In Berlin hätte das bedeutet, dass Fotograf und Model nie wieder ein Wort miteinander wechseln, aus Frustration und schlechten Gewissen.
Hier nun aber haben sich die Japanerinnen fünfmal entschuldigt und mich, der ihnen für das Shooting nicht mal was zahlen kann, als Entschädigung zum Essen eingeladen. Find ich gut, sollte man in Berlin auch einführen.


“Berlin Rätsel Voll Musik”

Ich mach eigentlich sonst keine Fashion-Fotografie, und habe mich zu Anfang auch etwas schwer getan. Ich wollte zwei Sachen probieren, bzw. zeigen: einmal ein modernes, urbanes Japan, und einmal ein etwas traditionelleres. Fürs Urbane sind wir wetterbedingt in den Untergrund der Shinjuku-Station gegangen, wo ein paar coole Lichtsäulen standen.


“Auf die Straße weglaufen. Bilderbuch”

Ich hab die Stelle nicht gleich gefunden, und wir sind ein wenig rumgeirrt. Während wir so suchten erzählten mir beide, dass sie früher gemodelt haben. Ich merkte es, sie waren wirklich professionell bei der Sache, und hatten ihren Spaß.

Das hunderte von Menschen an ihnen vorbei gingen und komisch guckten, störte sie nicht im Geringsten.

Wir hatten nun drei Shirts für zwei Mädels. Das gab ein Problem fürs dritte Shirt. Ich machte nun aus der Not eine Tugend und ließ sie vor der Kamera um das dritte Shirt streiten:


“Die Froschkönig Kamera”


Sie hatten ihren Spaß…..


…auch der Typ im Hintergrund.


Würd mal sagen, Shiori hat gewonnen 😉

Graniph gab mir zwar die Shirts, die ich wollte, aber leider nicht in einer Europäer-tauglichen Größe. Für Japanerinnen waren sie aber auch zu groß…

Da ich mir bei dem Shooting nicht sicher war, und noch den traditionellen Aspekt abdecken wollte, sind wir noch nach oben in eine Seitenstraße von Shinjuku, die wirklich aussieht, wie man sich Asien vorstellt. Eng, lauter kleine Läden, viel Holz und ca. 100 Ramen-Restaurants.


(man achte auf die Person im Hintergrund)

Da die Leute schon komisch guckten, und unsere Klamotten so langsam nach Ramen rochen, gingen wir noch kurz woanders hin. Zu den Illuminationen rund um die Shinjuku-Station:

Danach hatte ich genug Bilder für die T-Shirt Aktion, aber es war eine angenehme Stimmung und die Mädels, sowie auch ich, wollten noch ein paar Bilder machen. Wir sind dann noch durch eine milde Tokyoter Nacht (20°C im November) spaziert.

Unter anderem auch das Tokyo Metropolitan Government Building hoch, wo das Foto aus dem Artikel hierdrunter entstanden ist. Von Kanna habe ich auch noch so eins gemacht:

Passt ganz gut zu ihr, finde ich. Shiori ist recht stürmisch vom Charakter, Kanna ist eher ruhig und zurückhaltend. Vielleicht hat sie sich deswegen das hintere Fenster ausgesucht.

Alles in allem war es ein sehr angenehmes Shooting und ein sehr angenehmer Abend. Es hat zwar etwas gedauert, bis es stattfinden konnte, aber trotzdem nochmal vielen Dank an euch zwei!!

Hier gehts zum Graniph-Shop Der Versand erfolgt weltweit, aber eben nur solange der Vorrat reicht. Von den “Berlin Rätsel Voll Musik” Dingern ist kaum noch was da….

the many faces of Hiroki Azuma II

Japan hat 120 Millionen Einwohner, der Großraum Tokyo satte 35 Millionen, und der innere Kreis der Stadt so um die 11 Millionen. Wie groß ist also die Wahrscheinlichkeit, dass ich innerhalb von 3 Monaten zweimal den Auftrag bekomme, die selbe Person abzulichten? Anscheinend sehr hoch:

Das ist, wieder mal, Hiroki Azuma, seineszeichen Philosoph und Otaku-Professor. Ich hatte fürs Metropolis Magazine ja schon einmal ein Interview mit ihm begleitet, mit recht interessanten Ergebnissen.

Diesmal war es für den Autor, für den ich mich schon in die Höhle eines Otaku gewagt hatte.

Diesmal gab es auch wieder wirklich viele Gesichtsausdrücke, die ich aber so oder so ähnlich hier schon hatte. Von daher halte ich es mal kurz.

Beim letzten Mal kam ja hinterher die Email, ob ich denn nicht Fotos habe, wo er nicht so dick aussieht. Ich hatte also eigentlich erwartet, dass er nicht erfreut ist, mich nun wieder zu sehen 😉 Als er zur Tür reinkam, war ich dementsprechend angespannt. Er guckte zuerst den Autor an, der ihn dann auf japanisch begrüßte, und dann fixierte sein Blick mich, und er guckte mich lange Zeit verwundert an. Als wir dann am Tisch Platz nahmen, zeigte er mit dem Finger auf mich und meinte auf japanisch “Haben wir uns nicht schonmal gesehen….?”. Ich lächelte, sagte “Metropolis” und er lächelte zurück. So schlecht fand er die Bilder wohl nicht 🙂

Allerdings hatte er gelernt. Er zog sich nämlich für das Foto die Jacke über, die ihn etwas schlanker wirken ließ. Nach zehn Minuten hatte ich auch sein Bild im Kasten, was den Autor sehr erstaunte:

Wow, you and Azuma, you’re so quick and professional!

Kunststück, ich hatte ihn ja schonmal fotografiert 😉

Der Raum war komisch, und murckste mit den Farben irgendwie rum. Vorallem der komplett rote und dominante Hintergrund war sehr wuchtig.

Er überlegte wieder mal viel

und zog auch über Otsuka Eiji her, den ich ja auch schon fotografierte.
Grundsätzlich war er aber besser drauf, als beim letzten Mal. Das mag am Wetter gelegen haben, aber vielleicht auch an den fließenden Japanisch-Kenntnissen des Interviewers.

Das Ganze war diesmal für Otaku-USA, einer amerikanischen Anime und Manga Zeitschrift, die der Autor dann auch Hiroki Azuma mitbrachte. Er las dann skeptisch dadrin:

Ich find dieses Bild einfach nur witzig. Ein japanischer Professor, der sich wissenschaftlich mit Anime und Manga auseinandersetzt, liest eine Zeitschrift aus Amerika über japanische Pop-Kultur, die sich selbst sogar “Otaku” nennt, als eigentlich selbst abwertet.

Das wär so, als würde in Japan einer den “Schnulzen-Sänger monthly” lesen, über deutsche Schlagermusik. Irgendwie… komisch eben.