Japanische Nazis und andere Idioten

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Quelle: SI-Games.de (die japanische Kriegsflagge, ein beliebtes Symbol japanischer Nationalisten)

Ich hatte gehofft, ein anderer deutscher Blog bringt was drüber, sodass ich mich mit den wenigen Informationen, die ich habe, nicht dransetzen muss. Aber ich möchte schon darüber erzählen. Von daher trage ich mal alles zusammen, was ich in diesem Jahr zur Yamanote-Halloween-Party, und den dazugehörigen fremdenfeindlichen Demonstrationen zu sagen habe.

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Quelle: Japanprobe.com

Die Yamanote Halloween Party ist eine jährliche inoffizielle Feier zu Halloween, bei der sich, meist betrunkene, Ausländer bzw. Westler in Kostümen zusammenfinden, um die Yamanote Linie zu stürmen.
Die Yamanote Line führt einmal rund um Tokyo, was sie zu einer der wichtigsten Transportverbindungen in dieser Metropole macht. Sie ist durchaus zu verglichen mit Berlins Ringbahn, wobei die Yamanote Line natürlich sehr viel größer ist und pro Tag über 3,6 Millionen Passagiere beförderte – also alle Einwohner von Berlin pro Tag.

Die Linie verbindet die wichtigsten Zentren der Stadt und keiner kommt wirlich daran vorbei, damit zu fahren. So auch diesen Samstag, als die Halloween-Party von diesem Jahr in den Zügen stattfand.

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=zOaSfSa_g-I&hl=de&fs=1&]

Da diese Party wie gesagt jedes Jahr stattfindet, ist das für die Polizei und Zugpersonal keine wirkliche Überaschung mehr. Doch Manner-Postern zum Trotz, halten sich die Gaijins nicht dran.

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Die Motivation für diese Feier ist ganz unterschiedlich. Einige sehen das als Gelegenheit, sich bei den Japanern „zu rächen“ oder all dem Stress der täglichen Bahnfahrten ein Ventil zu geben. Andere sehen darin wirklich nur eine Party und Spaß.
Nur die Japaner, die im Zug angepöbelt werden, die sehen das nicht als Spaß.
Verständlich.

Als ich das Video gesehen habe, musste ich an Berlin. Solche Szenen im Zug, ohne Kostüme, haben wir da an einem jeden Samstag. Für mich Westler ist das also relativ normal – so wie das für die feiernde Meute im Zug relativ normal gewesen sein wird.

Ich hab einer Japanerin davon erzählt, und sie hatte das Uchi-Soto Konzept erklärt:

So viel ich gelesen habe, sind die Japaner empört, weil man den Zug als „öffentlichen Raum“ betrachtet. Hast du schon mal den Begriff „Uchi“ (innen) und „Soto“ (außen) gehört? Japaner halten diese zwei Welten ziemlich streng auseinander und dies ist gewissermaßen eine unausgesprochene soziale Regel. Uchi ist sozusagen Privatsphäre, wo man sich (fast) alles erlauben darf, und Soto die Späre der Gemeinschaft mit anderen, wo gewisse soziale Zwänge herrschen. Denn wie soll sonst das Zusammenleben in so einer Riesenstadt wie Tokyo mit Millionen von Menschen funktionieren? Also versucht man in der „Soto“-Welt den sozialen Idealtypus zu spielen; nicht zu nah an andere treten, höflich und freundlich (Gewissermaßen „Lass mich in Ruhe“, wenn man das von der anderen Seite sieht), wie man Japaner halt so kennt.

Auch die Cosplayer bleiben dieser Regel treu und fahren „normal“ zu ihrem Treffpunkt, um sich dann zu verkleiden und in einem Ort, wo Cosplay erlaubt ist, miteinander, aber nicht unter Beteiligung anderer oder gar auf deren Kosten zu feiern.

Der Zug als öffentlicher Raum ist eindeutig „Soto“ (wir sind alle gezwungen, zusammen zu fahren) und man darf dort sozusagen andere Unbeteiligten nicht belästigen. Ich weiß, es ist schwer zu verstehen und ich kann es auch nicht sehr gut beschreiben oder gar erklären, warum es so ist.

Ich muss sagen, mir fällt es nicht schwer das zu verstehen. Anderen betrunkenen Westlern vielleicht schon.

Dieses „Fest“ findet nun jedes Jahr statt, und organisiert sich über das Internet, in Forum wie Gaijinpot.com. Und ebenso durch das Internet, bekamen User vom japanische Forum 2chan davon Wind.

2chan ist ein Forum für alles und jeden, jeder kann unkontrolliert Sachen posten. Das ist ein durchaus freier demokratischer Meinungsaustausch über alles und jeden, wie Computer oder Kochrezepte. Allerdings dürfen auch viele Idioten unkontrolliert Mist erzählen.
Fast jeder Japaner kennt 2chan, und wenn man sie nach einer Meinung befragt fällt die sehr oft sehr negativ. Die Leute, die dort posten, sind allgemein als Otakus, ohne Sozialleben und als merkwürdig bekannt. Keiner kann die wirklich leiden. Was die User von 2chan dazu führt, diese Frustration auf andere zu übertragen und gegen andere zu schimpfen.
Mein Mitbewohner erzählte mir zum Beispiel von Aktionen, wo sich besagte Leute in der Nähe von Fahrradtreffen aufhielten, alles mit einer Kamera filmten und zum Schluss die Polizei riefen, weil sie etwas gegen die Fixie Bike Community haben.

In einem weiteren Versuch andere zu diffamieren, haben sich nun einige 2chan User als Retter der japanischen Kultur aufgespielt, die Polizei auf diese Party hingewiesen, eine rechte Gruppe verständigt und einige User sind auch selbst aufgetaucht, um einigen feiernden Leuten mit Mord zu drohen.

So kam es nun heftigen Demonstrationen gegen Ausländer im Allgemeinen, und weniger gegen die Aktion im Zug. Mit Schildern auf denen Sätze standen wie: “WARNING! MOTHERFUCK-FOREIGNERS, THIS IS JAPAN. THIS IS NOT A WHITE COUNTRY” oder „GO TO HELL!“.

Die ganze Geschichte mit noch mehr Bildern und Hintergründen gibt es in einem guten Artikel auf Japanprobe.com zu lesen.

Petter Bellars hat in seinem flickr Account auch einige Bilder von dem Abend.

Mich hat diese sehr präsente Fremdenfeindlichkeit in Japan sehr schockiert. Bislang habe ich nur ehrliche Gastfreundschaft und Neugier von den Japaner erhalten. Es gab natürlich einige Momente, die etwas komisch waren. Zum Beispiel eine alte Frau, die mir in Nishi-Kawaguchi ein lautes „Kaeru!“ entgegenschrie, was so viel bedeutet wie „Geh nach Hause!“. Oder als ich versucht habe ein Fahrrad über Telefon zu mieten. Die ersten 10 min des Gesprächs ging es auf japanisch darum, weviele Räder ich gern hätte, von wann bis wann und welche Farbe sie haben sollen. Als ich mit meinem Japanisch nicht weiterkam, fragte ich nach, ob jemand englisch sprechen kann. Es wurde dann jemand ans Telefon geholt, der mir sagte, sie haben keine Fahrräder.

Es sind auch Fälle bekannt, wo Ausländer in japanischen Gasthäusern als Gäste abgeweiesen werden. Allerdings würde ich solche Fälle nicht als „Fremdenfeindlichkeit“ bezeichnen. Es ist viel mehr eine Unsicherheit der Japaner, oder die Befürchtung den Gast nicht richtig bewirten zu können, da sie kein englisch können. Oder dass der Gast die japanische Gepflogenheiten eines Gasthauses nicht kennt und sich vlt den anderen Gästen gegenüber unhöflich verhält.

Doch die Aktion am Wochenende war eindeutig fremdenfeindlich. Die Japanerin, der ich das erzählte, war auch ziemlich schockiert, und meinte dazu:

Jedenfalls waren die Gegner des Halloween eindeutig rechts gesinnt, denn auch in „Soto“ muss man eine gute Portion Toleranz zeigen – man weiß doch, dass es Halloween ist. Aber das Netz als Kommunikations- und Informationsmedium hat auch dazu beigetragen, dass es dieses Jahr soweit gekommen ist. Die Gegner haben sich per Internet verständigt, um Gegendemonstration zu veranstalten. Diese Protestakt der japanischen Gruppe wird von der Mehrheit der Japaner als „intolerant und beschämend“ bezeichnet – zu recht. Aber ich kann mir auch vorstellen, dass viele Japaner das Verhalten der Ausländer auf dem Bahnsteig oder im Zug als nicht als vereinbar oder konform mit der „Soto“-Regel empfinden. Die meisten sind da tolerant und solange sie nicht persönlich belästigt fühlen, lassen sie die anderen feiern. Manche sehen darin die Grenzüberschreitung nach außen, eine Regelverletzung – und wollten sich angeblich „dagegen wehren“ – aber es waren falsche Personen mit falschen Parolen, wie man weiß, die aufliefen. Das ist ein schwieriges Thema.

Das stimmt. Und Nazis und andere Idioten findet man überall. Ob in Berlin, in den USA oder eben hier in Japan. Ich persönlich bin ein großer Fan der freien Meinungsäußerung – auch wenn das manchmal bedeutet, dass so ein Bullshit gelabert wird.

Doch wie auch in Deutschland bei jeder NPD Demonstration mindestens 3 Gegendemonstrationen stattfinden, so gibt es zum Glück auch hier Menschen, die dieses Verhalten verurteilen.

9 Gedanken zu „Japanische Nazis und andere Idioten“

  1. Natürlich bin ich auch gegen rechts aber ich kann auch verstehen das einigen das Verhalten der Ausländer nervt, wenn man z.B. dieses „Helloweenfest“ in der Yamanote sich ansieht. da wird wie du richtig sagst gegen das „gute Benehmen“ (uchi/soto) massiv verstossen, aber dann heisst es von den Ausländern oft wenn man sie darauf hinweist „Die scheiss Japaner sollen sich nicht so haben!“Das Problem ist das das Verhalten solcher Idioten leider auf die anderen Ausländer Effekte hat.
    Halloween ist nun mal ein Brauch aus Irland (ja leute das kommt nicht wirklich aus der USA!) der mit Irischen Einwanderern in die USA kam und dort kommerzialisiert wurde um dann jetzt über die Welt als Segen zu fluten.
    Ich persönlich finde, ich muss das nicht haben, aber wer das machen will, solls machen, nur bitte für sich am besten zuhause und eben nicht andere in der Öffentlichkeit (am besten noch im Suff) belästigen.
    (Auch in Deutschland kam es in NRW an 31. zu etlichen Sachbeschädigungen und anderen Delikten.)
    Japan ist ja nun mal kein Land mit Halloween Tradition und daran sollte man sich halten.
    Aber dieser Typus Ausländer ist der gleiche der in Saudi Arabien sich in der Öffentlichkeit besaufen oder in z.B. in Indonesien Nacktbaden müssen. Um sich dann über die intoleranten Länder zu beschweren.

    Kurz gesagt, man muss sich auch manchmal nicht so benehmen als wenn man die Kinderstube mit dem Düsenjäger durchquert hat.

    Das natürlich die rechten in Japan sowas mit Handkuss aufnehmen ist ja klar.

  2. Naja, hab diesen „Zauber“ jtzt das 2. Mal mit angeschaut und muss sagen: Noch bescheuerter kann man sich als Auslaender in senem GAstgeberland nicht darstellen. Wenn man sich mal anschaut aus was fuer Typen die „Partymeute“ besteht, wird einem sofort klar mit was fuer einem durchschnittlichem IQ man rechnen kann, die an diesen Beitrag angehaengten Bilder und das Video sagen da wohl mehr als 1000 Worte. Mehr als die Haelfte sind „Englisch-Alleinunterhalter“ bei den einschlaegig bekannten „Englisch-Unterhaltungszirkeln“ angestellt. Tut mir leid, von Lehrern und Schulen kann man da wohl auf keinen Fall reden.Man stelle sich die ganze Aktion mal in Berlin, oder besser in Rostock vor: Hunderte von Tuerken, Afrikanern und Arabern stuermen sturzbesoffen und agressiv die Bahnhoefe, sauen alles zu und begeben sich dann alle zusammen in einen Zug um in diesem systematisch deutsche Buerger zu beleidigen. Ich denke, die Busse mit den Glatzkoepfen in Bomberjacken und Springerstiefeln waeren in Nullkommanix zur Stelle gewesen und dann waere es ganz anders abgegangen als bei den „Nazis“ in der Yamanote. Fuer mich ganz klar, in Deutschland haette es Verletzte und sogar Tote gegeben. Fuer die Proteste der Japaner habe ich vollstes Verstaendnis, wenn man sieht wie sich manche (viele?) Auslaender aus „freien“ Laendern hier benehmen. In ihren Heimatlaendern waeren sie dafuer brutalst zusammengeknueppelt worden. Leider faerbt dieses Verhalten von etlichen Idioten auch auf die Auslaender ab, die mit einer Qualifikation in dieses Land gekommen sind um hier zu leben und zu arbeiten. Ich betrachte mit groesster Sorge, welches Klima diese Nichtnutze fuer die naechste Generation von hier geborenen Auslaenderkindern „vorbereiten“. Ich finde es gut, das du dieses Thema aufgegriffen hast, aber das naechste Mal solltest du dich vorher ernsthaft mit der Situation in Sachen Fremdenfeindlichkeit in deinem eigenen Heimatland auseinandersetzen, dann solltest du relativ schnell die Unterschiede der Fremdenfeindlichkeit in Japan und Deutschland sehen und das ganze weniger zynisch kommentieren.

  3. erstmal @CoolioApplaus, schön geschrieben!
    Besonders mit dem Effekt für andere Ausländer.

    Ich finde zwar das megafutzi die Sache schon gut dargestellt hat und auch der von ihm zitierte Artikel sieht das Treiben ja nicht so ganz positiv.

    Natürlich sind die Japanischen Rechten, eher von der niedlich komischen Sorte 😉

    Der Witz ist ja das ich der mich eher als politisch liberal und links sehen würde (hüstel hüstel nicht im deutschen Parteienspektrum!) aber sogar Verständnis und Zustimmung für einige der Plakate habe.

    Und wer versucht Halloween mit der christlich westlichen Kultur zu erklären, es ist und bleibt ein Heidnischer Brauch aus Irland importiert und in den USA Kommerzialisiert (Wohl von der mächtigen Kürbis-Industrie, denn Hand aufs Herz WAS kann man mit Kürbis außerhalb Halloween angeboten Grässlichen Speisen und Getränken sonst mit einer Frucht aus Notzeiten anfangen?)

  4. @coolio: zynisch bin ich so oder so, aber der artikel ging nicht darum, deutsche und japanische nazis zu vergleichen, sondern das westliche partyvolk und die reaktion der japaner darzustellen. den türken-party-bus halt ich aber für nen sehr interessanten gedanken

  5. Grausig diese Gaijins!! Achja die scheinen sich wie die Briten und Konsorten auf Mallorca zu benehmen…
    Völliges unverständnis seitens der Ausländer!

    Ooh… dieser Fremdscham!!!

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