fritze’s Kunst-Bart

(C) Takao Sakai

Nur ein Kunstbart, meinen alten habe ich aus beruflichen Gründen abrasiert. Darauf der Kommentar der Fotografin, für die ich hier manchmal arbeite, war: „Wow Fritz, look at you. You look like a real person now. I’m gonna look at you more often now“.

Nachdem ich den Dalai Lama getroffen habe, und in einem „Pasta and Cake“ Restaurant was aß, bin ich noch ein wenig in Yurakucho herumspaziert. Yurakucho liegt im Osten von Tokyo, eine Station von der Tokyo-Station entfernt.
(Mir sagte mal jemand: „Die Stadt Tokyo existiert nicht. Es gibt nur eine Bahnstation mit dem Namen„. Recht hat er, Tokyo ist viel zu groß um es als „Stadt“ zu bezeichnen, und keiner weiß wirklich wo die Grenzen dieser Metropole liegen. Der Einfachheit halber wird hier alles als „Ost-Japan“ verwaltet, bzw. Zentral-Honshu. Die Region um Tokyo wird Kanto genannt, was oft mit „Großraum Tokyo“ übersetzt wird.)

Wie es der Zufall wollte, fand in Yurakucho an diesem Tag die „Young Artist of Japan vol. 2″ Ausstellung statt. Und zwar auch nur an diesem Wochenende, an diesen zwei Tagen.
Wie bei der Design Festa waren auch hier die Künstler direkt neben ihren Werken vertreten, mit dem Unterschied, dass es hier professionelle Künstler waren und die Betonung nicht so sehr auf dem Verkauf lag (was bei Preisen, die nie unter 10.000Yen pro Bild liegen, auch kein Wunder ist….).

So traf ich auch Takao Sakai, der obiges Bild von mir machte, und dabei stets Kunst-Bart und Kunst-Mütze trug.

Neben mir hat er noch Bilder von hunderten anderen Leuten gemacht, alle mit dem gleichen Bart. Irgendwie faszinierend.


(C) Takao Sakai


(C) Takao Sakai

In seiner Gallerie gibt es noch mehr Bilder. Im PingMag gibt es auch ein interessantes (englisches) Interview mit ihm, auch mit anderen Werken.

Hier wär die Homepage vom Bärtigen.

Ich war mal wieder sehr angetan, so viele junge Künstler zu treffen. Die waren auch besonders aus dem Häuschen, dass Fremde aus dem fernen Deutschland nach Japan kommen um ihre Kunst zu sehen. Einige hatten sogar schon in Berlin ausgestellt, oder im Goethe-Institut Tokyo.
Mit dem wenig Japanisch was ich kann, konnte ich ab und an meine Begeisterung ausdrücken, was einige dazu brachte, mir ihre gesamte Lebensgeschichte zu erzählen (auf Japanisch wohlgemerkt) oder auch vor Rührung in Tränen auszubrechen(!). Gesamt war das wieder mal sehr inspirierend, es waren auch viele Fotografen dabei. Ich versuch mal, dass ich noch ein paar Künstler zusammenkriege:

Tomoko Kawamata


(C) Tomoko Kawamata

Das ist so genial wie es simpel ist und es schafft, die beiden Säulen der Japanischen Gesellschaft zusammenfasst: Salarymen und Schulmädchen. Dargestellt ist ein Chikan, ein U-Bahn Grapscher.

Ich hatte sie auch auf der Design Festa gesehen, damals konnte ich aber nicht mit ihr sprechen. Naja, können tu ich das bis heut nicht, aber ihr wisst was ich meine.

Hier gehts zum Blog von ihr.

keicocco


(C) keicocco

Das Bild „Orange Girl“ hat irgendwie was, finde ich. Die Künstlerin ist mir aufgefallen, weil sie dem Publikum ihren Rücken präsentierte, und lieber an der Wand, an der ihr Bild hing, etwas malte. Und zwar direkt auf die Wand. Ich schaute ihr zwei Minuten lang über den Rücken, bis sie mich bemerkte.

Hier ihre Website bzw. Portfolio.

Grundsätzlich ließen sich viele Elemente und Strömungen aus Anime und Manga in vielen Bildern finden. Teilweise trieften die auch nur vor kräftigen Farben und Pop-Art. Ich bin dann immer geneigt das der Superflat Kunstrichtung zuzordnen, bin da aber auch kein Experte. Fakt ist aber: Nur in Japan ist man mit großen Augen, bunten Farben und Kitsch als Künstler anerkannt und kann davon leben. In Europa hingegen wird ja oft Düsternis und Tristesse in Bildern bevorzugt, oder ein postmoderner Farbenbrei. Ich kann nicht sagen, was besser ist oder schlechter. Ich kann nur sagen, wo die Augen größer sind.

Norihito Iki


(C) Norihito Iki

Mit einigen Künstlern, die ich dort getroffen habe, tausche ich regelmäßig ein paar Emails aus, so auch mit ihm. Seine Bilder gehen durch kein Photoshop, es ist viel mehr eine japanische Drucktechnik und besonderes Papier, die seine Fotos wie Malereien aussehen lassen. Im Frühling macht er einen Workshop zu dieser Technik und ich bin herzlich eingeladen 🙂

Hier ist seine Website, die sowas von dermaßen komplett auf Japanisch ist. Aber sein Englisch ist in Ordnung.

Kuwana Yoshiyuki


(C) Kuwana Yoshiyuki

Er hier bemalt Tonnen und trägt sie durch halb Tokyo und sogar bis nach Berlin. Wir haben uns, mit etwas Übersetzungshilfe, über Gallerien in Berlin unterhalten. Allein weil er Tonnen bemalt und davon leben kann, ist er eine Verlinkung wert.

Seine Homepage, mit noch mehr Tonnen.

Und dann war da noch…

…die Transsexuelle, die gutes Englisch konnte und Ausländer vor Begeisterung mit Geschenken überhäufte.

…der Künstler, der in bunten knalligen Farben, große Bilder mit Nuklearraketen und Ninja-Hasen zeichnet, die wildgrinsend Selbstmord begehen.

ernsthaft.

…eine 1,80m hohe Statue eines Mannes mit vielen Gesichtern.

…ein Künstlerkollektiv, dass Flugzeuge um die Freiheitsstatue kreisen lässt.

Das alles oben im 21. Stock, mit einen wunderbaren Ausblick über Tokyo draußen, und Tokyo’s junge Kunst drinnen.

Da kann man schonmal müde werden…

1 Gedanke zu „fritze’s Kunst-Bart“

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