Besser als Fritz

Eine sehr persönliche Liste von Journalisten, Künstler und Fotografen, die ich bewundere und die mich inspirieren – und die allesamt besser sind als ich

In letzter Zeit entdeckte ich zwei Kommentare zu mir und meinen Beiträgen. Der erste:

Ich bin auf diesen Artikel gestoßen und hab festgestellt, dass du genau den selben Traum hast wie ich, nur das ich noch in Deutschland festsitze und du deinen Traum bereits verwirklich hast.
Ich finde es toll, dass du trotz den Schwierigkeiten einfach nach Japan gegangen bist und dort immer noch weitermachst. Ohne die Sprache zu können, nach Japan zu gehen, würde ich mir trotzdem nicht zutrauen. Ich werde wohl erst die Sprache lernen und dann nach Japan gehen.

Allerdings möchte ich dir noch sagen, dass du mir ziemlich Hoffnung gemacht hast. Wenn ich so sehe ohne Studium/Ausbildung Fotograf zu werden.[…] Kurzerhand, ich glaube du bist grad sowas wie ein Vorbild für mich. Ich werde jetzt auch hart an meinem Traum arbeiten und die Sprache lernen, Fotografie weiter lernen und nach Japan gehen.

Ich denke es wird viel Arbeit brauchen, aber ich bin bereit für mein Ziel zu arbeiten.

Quelle: von hier

Mich ehrt es natürlich sehr, solche Kommentare zu bekommen und zu lesen, bin ich doch selbst auch inspiriert von den Werken anderer. Und wenn der Quatsch, den ich mache, anderen genauso helfen kann, warum nicht.

Der zweite Kommentar:

Whoa, du hast ja schon einiges erlebt und geleistet. Respekt.
Da kommt mir mein Leben gleich so kümmerlich vor ^^

Mach weiter so!

Quelle: Am Ende von hier

Das möchte ich allerdings nicht erreichen.

Leben sind verschiedenen.
Wenn ich mir andere Fotografen und Journalisten in meinem Alter anschaue, die sehr viel besser und weiter sind als ich, steht in derem Lebenslauf auch nicht, was es bedeutete, drei Jahre ihres Leben in ein Filmfest investiert zu haben. Da steht nicht, dass sie ein Jahr lang in Japan lebten ohne die Sprache zu können. Da steht auch nicht, dass sie zwei Mädchen bei einem Konzert geholfen haben, 1500€ für Afrika einzunehmen.
(Mal ein paar Eckdaten aus meinem Leben, die nicht im Lebenslauf stehen)

Auch wenn meine Eltern immer versuchen mir das Gegenteil einzureden, so ist doch nichts, was man im Leben macht und für richtig hält, eine Verschwendung von Zeit. Das Vergleichen von Lebensläufen, die alleinige Reduzierung von der Bewertung des Menschen durch die Bewertung der Effizienz und Effektivität seiner Arbeit, betrachte ich als sehr deutsch. Doch deutsch bin leider ich, und auch die meisten Leser meines Blogs. Das werden wir wohl kaum vermeiden können, uns weiterhin verpflichtet fühlen, sich mit anderen messen zu müssen.

Sich die Leistungen von anderen anzuschauen und für sich selbst etwas daraus zu ziehen, will ich auch nicht ausschließen wollen. Schließlich bringt es einen voran. Vorallem in letzter Zeit habe ich viel Gelegenheit mich mit dem Leben, Werken oder Vorträgen von erfahrenen Fotografen/Journalisten intensiv auseinanderzusetzen. Eine Form des Studiums, wenn man so will. Daher möchte ich hier nun mal hier, in einem etwas anderen Blogeintrag, ein paar Personen vorstellen. Ich habe sehr lange an dem Beitrag gesessen, weil er so persönlich ist und viel mehr Links und weiterführende Adressen enthält, als sonst. Es geht um Leute, zu denen ich aufsehen. Um Menschen, die mich in gewisser Weise vorangebracht, inspiriert, begeistert oder beeinflusst haben.

Henri Cartier-Bresson – Die Legende

Das eine Auge des Fotografen schaut weit geöffnet durch den Sucher,
das andere, das geschlossene, blickt in die eigene Seele.

Henri Cartier-Bresson

Fotografieren ist wie Bogenschiessen:
richtig zielen, schnell schiessen, abhauen.

Henri Cartier-Bresson

Der legendären Fotograf aus der Anfangszeit des Fotojournalismus.
Die Fotografie gibts ja schon seit dem Ende des 19. Jhds, damals mit minutenlangen Belichtungszeiten und schweren Filmplatten, nur in schwarz/weiß. Eine besonders spannende Serie aus der Zeit, und sogar in Farbe, sind Bilder aus Russland, gemacht im Auftrag des Zaren.

Zu der Zeit war Fotografie teuer. Das Handwerk konnten nur wenige Fachkräfte und die Produktionskosten, mit Chemie und Glas- oder Metallplatten war teuer und aufwendig. Die Fotos, die wir heute aus dieser Zeit kennen, sind meist teure Auftragsarbeiten, von reichen Familien oder der Regierung. Wirkliche journalistische oder dokumentierende Fotografie gab es damals nicht, wenn sie nicht direkt von der Regierung beauftragt wurde. Keiner hatte wirklich die Möglichkeiten den normalen Alltag oder eigene Geschichten fotografieren. Auch ein Grund warum diese Russlandserie so besonders ist.

In den 30er Jahren ging es dann mit dem Rollfilm los, den wir bis heute kennen. Vorher gab es natürlich schon experimentelle Versuche, etwas anderes als Platten zu nehmen, u.a. Farbfilme auf Kartoffel-Basis (!), doch richtig los ging es erst in den 30ern. Und wie es dann losging.

Mit einer kleinen handlichen Kamera und ein paar Rollen Film ließen sich auf einmal große Geschichten erzählen. Man konnte einfach mit der Ausrüstung reisen und kleine Rechtecke mit nach Hause bringen, die sich dank Negativ-Verfahren auf große Drucke ziehen ließen. Alle Fotografien, die vor diesem Verfahren entstanden sind, waren Unikate. Es gab keine Möglichkeit zur Reproduktion.

Diese, ich nenn es mal so, goldene Zeit des Fotojournalismus, sollte noch bis in die 60/70er Jahre andauern, bis zur weiten Verbreitung des Fernsehens, vorallem als es dann auch noch in Farbe sendete.
Natürlich gab es danach noch große Geschichten und Fotos, die zu Ikonen wurden, doch seitdem sinkt die Bedeutung und auch Wertschätzung des Fotojournalismus bis zum heutigen Tag.

Einige sagen ihn schon tot, doch ich denke anders. Bilder erzählen Geschichten, die Menschen bewegen. Das war so, das wird immer so sein. Und auch wenn es in 20 Jahren keine Zeitung mehr geben sollte, Kameras und stehende Momentaufnahmen wird es immer geben. Wie sonst lässt sich erklären, dass Henri Cartier-Bressons Bilder bis heute bekannt und beeindruckend sind?

Henri Cartier-Bresson definierte den „entscheidenen Moment“ in der Fotografie, den Moment, in dem man abdrücken sollte und auf den man manchmal lange warten muss. Viele weise Worte stammen von ihm und er wird gern zitiert. Inzwischen ist er tot, doch ich empfehle ein BBC Interview, dass er in den 80er Jahren gegeben hat.

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=XfwNrPX2pvw&fs=1&hl=de_DE]

In dem Interview wird er auf eines seiner bekanntesten Bilder angesprochen, ein Mann der über eine Pfütze springt.

Er erklärt, wie es zu dem Bild kam: Er hielt die Kamera durch einen Zaun und ohne durchzugucken drückte er einfach ab. Durch einen glücklichen Zufall war eben dieser Mann drauf. Das eines seiner berühmtesten Werke nur Glück gewesen sein sollte verdutzte die Reporter und sie fragten nach. Cartier-Bresson sagte: „Klar war es Glück. Es ist immer Glück.

Robert Capa – Der Pionier


Spanischer Bürgerkrieg

Wenn deine Bilder nicht gut genug sind, warst du nicht nah genug dran

Robert Capa

Die Wahrheit ist das beste Bild.

Robert Capa

Robert Capa war leidenschaftlicher Fotojournalist. Bei der Landung der Allierten im 2. Weltkrieg an der Küste der Normandie war er in einem der Landungsboote dabei, zusammen mit den Soldaten, während sie von den Nazis beschossen wurden. Weil er vor den Kugeln flüchten musste, sind die Bilder natürlich nicht scharf geworden. Doch diese ganz eigene Ästhetik der Bilder, ganz nah an der Front im Kugelhagel, diente als Vorbild für die Anfangsszene im „Soldat James Ryan“. Achtet mal drauf, die verwischten und farbarmen Konturen orientieren sich stark an Capas Bildern.

Capa starb 1954 bei dem Auftrag den ersten indochinesischen Krieg zu fotografieren. Er trat auf eine Landmine

Cartier-Bresson und Capa waren auch Gründungsmitglieder der Fotoagentur magnum, und sie sind gleichzeitig bis heute deren größtes Kapital. Magnum war einst die Vereinigung der besten Fotojournalisten der Welt. Im Juli war in Berlin eine Ausstellung zu magnum und ich war überrascht, wie unbedeutend diese Agentur mittlerweile geworden ist. Die Hälfte der Ausstellung war über Capa und Bresson. Über die großen Alten. Doch magnum existiert ja weiterhin. Als eigenständige Agentur sind sie allerdings kaum wettbewerbsfähig, leisten sie sich doch Arbeitszustände wie vor 50 Jahren, als der Fotojournalist noch die Geschichte machte, und nicht nur einen im Internet recherchierten Beitrag illustrierte. So suggerierte es zumindest eine Doku über magnum, die in der Ausstellung lief.
Schaut man sich magnum an, mag man tatsächlich denken, dass der Fotojournalismus tot ist und nur noch in Museen stattfindet.
Nichtsdestotrotz sind Cartier-Bresson und Capa wahre Größen dieses Metiers.

Wenn ich mit der analogen Kamera fotografiere, muss ich an Cartier-Bresson denken, an den von ihm beschriebenen entscheidenen Moment und Fotografie als reines Zusammenspiel von Geometrie. Für ein Bild mit der analogen Kamera nehme ich mir mehr Zeit, fühle das Motiv und denke über das kleine Rechteck nach, welches den Platz auf diesem knappen Film einnimmt.

Sybille Bergemann – Fotografin aus Berlin


Foto: Selbstportrait, Sibylle Bergemann / Akademie der Künste

Sybille Bergemann war eine ostdeutsche Fotografin aus Berlin. Sie starb vor einigen Wochen mit 69 Jahren.
Sybille Bergemann entdeckte ich das erste Mal in einem Dokufilm mit dem Titel „Ostfotografinnen„, der das Leben und die Arbeiten von drei Fotografinnen aus der DDR vorstellte. Sie fiel mir dabei besonders auf, durch ihren unaufgeregten, beobachtenden und ruhigen Stil, der sich auch in ihrer Person wiederspiegelte. Ihre Serie von Beobachtungen in Clärchens Ballhaus, einer sehr alten Berliner Kneipe, erzählte in jedem Bild ein ganzes Menschenleben.


Quelle

Das man so viel in ihren Bildern lesen konnte, ohne dass sie groß mit der Kompostion überlegen musste, nur mit einem Bauchgefühl, wie sie später sagte, beeindruckt mich sehr.
Ich traf einmal eine Schülerin von ihr. Sie meinte, dass Sybille Bergemann diese Doku für gar nicht gut hielt.

Für die Partei dokumentierte sie über mehrere Jahre den Bau der Marx und Engels Figuren in Berlin. Die Bilder wurden von der Parteiführung abgesegnet, können aber auch als parteikritisch gelesen werden. Sie selbst hatte es nicht darauf angelegt, kritisch zu sein. Sie fotografierte es, wie sie es sah.


Foto: cab-artis.de

Sie wollte immer ins Ausland, durfte es aber nicht. Nach der Wende kamen nach einer Durststrecke auch große Aufträge rein, mit denen sie endlich um die Welt reisen konnte.

Sie hatte Fotografie nie wirklich studiert, war aber mit einem Professor der Fotograife liiert. Und auch wenn sie nie reisen konnte, so bekam sie in ihrer Wohnung oft Besuch von renommierten Fotografen aus dem Ausland, u.a. auch von Henri Cartier-Bresson. So saßen sie dann in einer ostberliner Altbauwohnung auf einem weißen Sofa, und diskutierten nächtelang über Fotografie. Eine bessere Schule kann es doch nicht geben.

Sie hat 10 Jahre für eine mittelgroße Wochenzeitung fotografiert, bevor sie sich an größere Magazine wagte. 10 Jahre, in denen sie ihren Stil verfeinern konnte, ohne dass ihr eine Schule dazwischen reden konnte. So etwas kann man heute nicht mehr machen, dafür ist der allgemeine Wettbewerbsdruck zu groß.

Später gründete sie auch eine Agentur für und von Fotografen, Ostkreuz, aus der dann später auch eine Schule mit gleichen Namen hervor ging. Die Agentur Ostkreuz ist ähnlich wie magnum, in dem sie größtenteils von den Archiven der alten Fotografen wie Harald Hauswald oder Sybille Bergemann lebt, und dabei eine fast schon elitäre Arbeitsweise vertritt. Erst neulich, in einem Gespräch mit der Zeit, erzählte ein Leiter der Agentur von dem Handel und Verkauf der Bilder, die nur über Telefon(!) stattfindet. Es gibt kein Online-Archiv zum auswählen, keine Mailadresse zum Bestellen. Die Überzeugung, mit der der Leiter diese Arbeitsweise vorgestellt hat, klang stark nach Arroganz in meinen Ohren. Er schob noch hinterher, dass sie sie sich mehr und mehr durch Ausstellungen finanzieren, als durch Abdrucke in Zeitungen. Nunja, warum wohl.

Die Ostkreuzschule für Fotografie mag ich absolut nicht, trotzdem Sybille Bergemann dort lehrte. Dort sind ausgezeichnete Fotografen als Lehrmeister, doch die lassen sich auch was kosten, was die Ostkreuzschule zur teuersten Fotoschule in Berlin macht. Ich habe mir die Werke von Schülern angesehen, vor und nach dem Abschluss, und habe nicht wirklich eine Veränderung gesehen. Die Schule und ihre Lehrmethoden sagen mir nicht zu.

Als vor einigen Wochen eine neue Dokumentation zu Sybille Bergemann ihre Premiere im Kino Babylon hatte, war ich auch anwesend. Die Doku war zwar kurz, doch sehr sehenswert. Im Kino war auch ein großer Andrang von Ostkreuz-Schülern und -Lehrern, darunter auch ein Mädel aus meinem Abitur-Jahrgang.
Seit dem Abi habe ich sie nicht mehr gesehen. Wir hatten schon davor wenig miteinander zu tun, doch das übliche „Und, bei dir so?“ musste natürlich erledigt werden.
Als sie sagte, dass sie an der Ostkreuz-Schule für Fotografie ist, fiel es mir schwer, meine Ablehnung dieser Schule zu verstecken. Etwas frecher als sonst machte ich bissige Kommentare. Bewusst verzichtete ich darauf zu erzählen, was ich nach dem Abitur gemacht habe, und wartete auf ihre Frage, die sie dann auch ohne ehrliches Interesse stellte. Als ich sagte, dass ich ein Jahr in Tokyo gelebt und dort als Fotograf gearbeitet habe, war sie kurz sprachlos.

Ich genoss diesen kurzen Moment der Arroganz, der auch ein Triumph über die Ostkreuz-Schule war. Der Beweis, das man auch ohne teures Studium als Fotograf arbeiten kann.
Nur wenige Minuten später bereute ich diese Arroganz zutiefst und wollte mich entschuldigen, doch meine Begleitung meinte, es sei in Ordnung und mir vergönnt.

Ein Punkt, der mich an der Ostkreuz-Schule stört, ist die mangelnde Ausrichtung auf die Arbeitswelt. Zumindest von dem, was ich bisher gesehen habe, ist es der Schule egal, was nach dem Abschluss mit den Leuten passiert, das Geld wurde ja bezahlt. Natürlich wird es einige Professer-Schüler Beziehungen geben, die nach dem Abschluss noch bestehen und Kontakte austauschen. Doch verglichen mit anderen Schulen z.b. im Ausland, wo das letzte Semester nur dazu da ist, die nächsten beruflichen Jahre der Absolventen zu sichern, ist das nichts.
Schon vor dem letzten Semester fehlt eine Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt im Unterricht, was es heisst als Fotograf Geld zu verdienen und davon zu leben.

Und so gibt es dann Fotografen, die unscharfe Bilder machen und das für große Kunst halten. Vielleicht stimmt das manchmal auch, aber wenn ich insgesamt 10.000€ für eine dreijährige Ausbildung bezahle, will ich danach nicht noch weiter unbezahlt Praktika machen müssen, um irgendwie reinzukommen.
Mit einer Schülerin dieser Schule, die beim diesjährigen Jugendfotopreis den 2. Platz gemacht hat, führte ich vor ein paar Monaten ein Interview. Als ich mir ihre Bilder anschaute, dachte ich, ich guck nicht recht. Sowas gewinnt? Unscharfer Quark, in den 1000 Sachen reininterpretiert werden, die einfach nicht da sind? Lest das Interview und schaut euch die Fotos und vorallem die Texte dazu an.

Sybille Bergemann hatte nie Fotografie studiert. Sie beschreibt ihre Arbeitsweise als Bauchgefühl. Es muss halt stimmen. Wie man dieses Bauchgefühl an einer Schule beibringen soll, weiss ich nicht.

David Burnett – Seit Jahrzehnten unterwegs

Ihr kennt doch bestimmt das Foto vom Vietnamkrieg, von dem nackten Mädchen mit verbrannter Haut, die in die Kamera weint und die gerade vor einem Napalmangriff auf ihr Dorf wegrennt. David Burnett hat dieses Foto nicht gemacht. Er stand mit anderen Fotografen neben dem, der das Bild machte. Zu dem Zeitpunkt war David Burnett Mitte 20.

Mit 24 ging er nach Vietnam um von der Front zu berichten. Ich betone das nochmal, er war nur zwei Jahre älter als ich jetzt und schon als Kriegsfotograf unterwegs. Heute natürlich unmachbar, vorher muss man erst durch irgendwelche Kontrollen von Militär und Sicherheitsfutzis, bevor man überhaupt in die Nähe des Flugzeugs darf.

Seit Jahrzehnten ist er nun schon Fotojournalist. Er fing an bei einer kleinen Lokalzeitung und hat dort die wöchentliche Footballspiele fotografiert. Er bekam ein paar Dollar und ein paar Rollen Film. So fing er an. Ein paar Jahre später war er schon in Vietnam und heute sind seine Fotos regelmäßig auf den Titelblättern dieser Welt.

Sehenswerter Vortrag von ihm:

-> World Press Photo: Presentation by David Burnett

Andreas Gursky – Fotovisionär


moma.org

Wie im Beitrag „Berliner Helden“ schon angemerkt, hat mich der deutsche Fotograf Andreas Gursky sehr beeindruckt. Nicht nur, dass er der Fotografie als Kunstform einen neuen Stellenwert gegeben hat (Fotografie galt bis vor einigen Jahrzehnten überhaupt nicht als Kunstform, sondern nur als Dienstleistung). Er hat mir auch begreiflich gemacht, dass die eigene Vision eines Bildes, nicht mit der Realität enden muss. Eine künstlerische Idee mit der Fotografie umzusetzen, dabei bewusst Grenzen zu ignorieren, zu verschieben und zu dehnen, ist die purste Definition eines Fotokünstlers.

Mit Gursky hatte ich vor zwei Jahren sogar indirekten Kontakt. Für den Bildband kontaktierte ich damals bekannte Fotografen, die dann für Projekt als Fürsprecher auftreten könnten. Einfach damit uns ein bekannter Namen den Rücken stärkt. Ich hatte sein Management angeschrieben und tatsächlich ne Antwort bekommen. Andreas Gursky hatte das Projekt gesehen (oder mal kurz überflogen), es für gut befunden, aber eine Unterstützung größtenteils aus Zeitgründen (so die offizielle Version) abgelehnt. Doch das wir überhaupt ne Antwort bekommen habe, fand ich schon sehr groß.

-> Online Portfolio von Andreas Gursky bei seiner Galerie Sprüth Magers

Unbunt – fühlbare Bilder

Ich habe den Künstler, der sich Unbunt nennt und ein paar Jahre jünger ist als ich, nie getroffen, aber oft und gern mit ihm gesprochen. Sein Stil ist eine Art der Fotografie, die ich niemals hinkriegen werde, so sehr ich es auch probieren würde – und dafür bewundere ich ihn. Er hat einen starken Blick für Gefühle in Bildern und wie man diese bei anderen auslöst, ohne das er das wahrscheinlich selbst so definieren würde.

Seit ein paar Jahren verfolge ich seine Arbeit nun schon und Anfang diesen Jahres habe ich mich mehr mit ihm unterhalten. Ich sagte ihm, dass ich ihn für seine Arbeit bewundere. Seine Antwort war: „Wirklich? Ich bin es, der deine Arbeit bewundert!“.
Dabei haben wir zwei grundverschiedene Stile, die wohl trotzdem voneinander lernen und profitieren können.

-> sehr unregelmäßig aktualisierter Blog von Unbunt

Freyja Schimkus – Traumfängerin


Quelle: jugendfotos.de/Freyja Schimkus

Freyja kenne ich aus dem selben Netzwerk wie Unbunt, direkt habe ich aber noch nie mit ihr gesprochen. Dafür habe ich ihren Bildern zugehört.
Sie ging auf ein deutsches Gymnasium in Polen, inzwischen ist sie auf einer Kunstschule. Ihre Bilder sind traumgleich, wunderschön und oft makelos bewundernswert. Freyja’s Talent ist auf nem ganz anderen Level als das Bisschen, was ich habe. Habe ich erwähnt, dass sie gerade einmal 19 ist?
Die Fotos hier hat sie gemacht, da war sie noch bedeutend jünger.


Quelle: jugendfotos.de/Freyja Schimkus


Quelle: jugendfotos.de/Freyja Schimkus

-> Freiyja’s Blog

Chip Litherland – Zyniker und Fotograf aus Sarasota, Florida


Quelle: chiplitherland.com/blog

Chip Litherland kenn ich erst seit kurzem, doch seine weisen Worten verschlinge ich seitdem. Seine Anfänge mit Fotojournalismus war der Amoklauf an der Columbine Highschool, unweit von seiner Uni, an der er damals „Fine Art Photography“ recht desinteressiert studierte. Durch diesen intensiven ersten Eindruck hat er begriffen, was Fotojournalismus bedeutet und leisten kann (und muss). Der Typ ist seit 10 Jahren Fotojournalist und absolut zynisch was seinen Beruf angeht. Er schwankt zwischen Hass, Verachtung und Stolz für seinen Berufsstand und spricht dabei weise, wahre Worte, die man erst nach 10 Jahren im Geschäft sprechen kann. Wenn man lernen möchte, was Fotografie wirklich als Beruf bedeutet, so sollte man seinen Blog lesen (wo es auch spannende Aufnahmen von Florida gibt).

Besonders empfehlenswert sind seine 10 Tipps um die eigene Kreativität zurückzubekommen (und gleichzeitig eine Abrechnung mit dem Lomo-mist und Spaßkamera-Amateuren):

Put that Holga, Lomo, and Diana camera in a shoebox and set it on fire. Seriously.

Chip Litherland

Und sein offener Brief an Zeitungsfotografen:

If you think you are safe in your job, you aren’t.

I say that bluntly to make the point stick. You are a number. You are expendable. Your work will win awards. Your work will sell papers. In the end, if they don’t sell that ugly ad around your photo, you don’t have a job. Period.

Chip Litherland

Sein Professor, den er regelmäßig als seinen Mentor erwähnt und dem er alles verdankt, was er heute ist, hat auch einen Blog, der ebenso weise ist, aber auch sperriger zu lesen.

-> Blog von Chip Litherland: Redeyes and Redlights

Max Lautenschläger – der erste Lehrer


Quelle: maxlautenschlaeger.de

Er war neben Paulus Ponizak einer der Fotografen meiner Zeitung (der Berliner Zeitung) und nach meiner Ansicht war er auch der Beste. Ich hab die Zeitung nach seinen Bildern durchsucht, diese dann analysiert und von ihnen gelernt. Er hatte auch ursprünglich die Reihe entworfen, die ich heute nun für diese Zeitung mache.

Auch wenn wir eine zeitlang für dieselbe Zeitung arbeiteten (er hörte dann später auf), so sprach ich ihn doch nie. Ich telefonierte nur mal mit seinem Kollegen Paulus Ponizak, der ebenfalls hervoragende Bilder macht. Ich war damals dabei die Reihe zu übernehmen, und er fand das nicht so gut, da ihm die Reihe doch am Herzen lag. Doch schlussendlich erklärte er sich, und Max Lautenschläger vermutlich auch, bereit, den jungen Neuling (mir) mal eine Chance zu geben.
Diese Reihe für die Berliner Zeitung mache ich heute noch und die regelmäßige Auseinandersetzung mit der Redaktion und der Aufgabe hat mich als Fotograf, vor meiner Zeit in Japan, wohl am meisten beeinflusst.

-> Online Portfolio Max Lautenschläger

Jake Adelstein – mutiger Yakuza Journalist


Jake Adelsteins Buch über die Yakuza in Japan, letztes Jahr erschienen, mittlerweile auch in Deutsch erhältlich

Bisher sind oben nur Fotografen. Trotzdem gehören natürlich auch schreibende Journalisten zu meinen Vorbildern. Seit Japan ist da auch der Amerikaner Jake Adelstein dabei, der über Japans Yakuza Unterwelt berichtet und selbst mit einigen Yakuza-Bossen befreundet ist. Er ist mutig, integer und oft etwas neugieriger als die meisten seiner Kollegen. Seine Vorstellung von Journalismus ist ehrenwert und er kämpft ihn umzusetzen. Trotzdem ist er nicht nur bierernst, sondern setzt auch Themen mit einem Augenzwinkern um. Wer sonst testet das Videospiel Yakuza 3 mit drei Yakuza Bossen in Tokyo, die mit mangelnden Gliedmaßen Schwierigkeiten haben, den Controller zu bedienen…

Ich empfehle insbesondere seinen Twitter-Feed, wo er regelmäßig interessante und weise Worte über Journalismus spricht.

…und da war da noch:

Der Gaijin Photographers Club in Tokyo ist eine informelle Vereinigung von ausländischen Fotografen in Japans Metropole – und ich gehörte dazu. Zwischen mir und den anderen Teilnehmern lagen mindestens 10 Jahre Altersunterschied und ebenso viele Jahre an Berufserfahrung. Dementsprechend nervös war ich bei den Treffen, nahm aber doch jeden Eindruck von der Arbeiten der Anderen und deren Kritik an meinen Bildern gerne an. Einer dieser Fotografen, die ich dort kennenlernte, gewann jetzt im World Press Photo Award, den größten Preis für Fotojournalismus weltweit, den 3. Platz im Bereich Natur.
Er gab mir damals den Rat, nicht so viel auf Photoshop zu setzen, und ich befolgte den Rat gerne. Und, hey, ein Gewinner vom World Press Photo Award hat meine Bilder kritisiert. Das ist schon irgendwie cool.


Zum Schluss mal eins meiner Fotos…

Das soll jetzt mal meine lange Liste von Leuten sein, zu denen ich aufsehe. Natürlich gibt es noch mehr Menschen, deren Leben und Arbeiten mich beeindrucken, doch ich habe mich jetzt mal auf die beschränkt, zu denen ich eine gewisse persönliche Verbindung habe.
Es sind viele Fotografen dabei, auch wenn es mir nach wie vor schwer fällt, mich zwischen Text und Foto zu entscheiden, welche Laufbahn ich denn nun verfolgen soll und was eher meine Stärken sind. Ich möchte am Liebsten beides machen – und keines missen.
Fakt ist allerdings, dass ich mit Fotos jetzt schon Geld verdienen kann, mit Texten nur bedingt. Fakt ist auch, dass man Bilder und Fotografen besser vergleichen kann, als geschriebene Worte, egal in welcher Form.

Das in der Fotografie der Bildjournalismus mein Ding ist – so richtig weiß ich das erst seit diesem Jahr. Vorher habe ich etwas rumgeeiert bzw. mich in verschiedenen Sachen ausprobiert. Seitdem sauge ich alles auf, was ich dazu finden kann.
Doch wenn ich genau überlege, lag da immer schon mein Interesse. Ausstellungen zu Fashion-Fotografie, inszeniertes Gedöns a la Newton usw. hat mich nie wirklich interessiert. Seitdem ich Fotojournalismus als mein größtes Interesse und vorallem als meine größte Stärke erkannt habe, bin ich auch besser und erfolgreicher darin geworden.

Ich seh zu den Leuten auf meiner Liste herauf, doch manchmal geht mein Blick dann wieder zurück und ich komm mir verglichen mit denen noch kleiner vor. Denn ich hab bisher keine Wettbewerbe, Titel oder Preise mit meiner Arbeit gewonnen. Andere, insbesondere in meinem Alter oder Jünger, schon reichlich.

Jeder, der kreativ arbeitet und etwas schafft, ist neben etwas Talent auch mit einem konstanten Selbstzweifel gesegnet, der dieses Talent ständig in Frage zieht.
So bestimmt auch jeder einzelne auf meiner Liste.

So auch ich.

2 Gedanken zu „Besser als Fritz“

  1. Danke für diese tollen Eindrücke und den schönen Text. Deine Antwort zu meinem Kommentar habe ich bisher noch nicht bemerkt, ich antworte darauf einfach hier.
    Ich bin Programmierer. Ich habe den Traum, das tollste MMO der Welt zu machen. Wenn ich mir dann aber anschaue, dass andere Programmierer schon mit 8 Jahren ganze Spiele geschrieben haben, lässt mich das doch sehr an mir zweifeln. Mein erstes Spiel habe ich vor 2 Jahren geschrieben und es gibt wohl keinen auf diesem Planeten, außer mir, der es freiwillig spielen würde ^^ Dabei find ichs ganz ok fürn ersten Versuch.
    Neben dem Programmieren habe ich auch noch meine Gitarre und auch da werde ich immer leicht depressiv, wenn ich jüngere Menschen treffe, die weitaus besser sind.

    Mein Hauptproblem ist wohl, dass ich zu wenig Zeit habe und zu viele Dinge tun möchte. Neben dem Programmieren, Bloggen und Gitarre spielen bin ich auch noch Autor einer unendlichen Geschichte (unendlich desshalb, weil mir immer wieder neues einfällt), Entwickler eines P&P Rollenspiels, Entwickler eines Sammelkartenspiels und natürlich leidenschaftlicher Gamer. Und weil das alles so viel ist, krieg ich nichts davon wirklich fertig.

    So richtige Vorbilder, zu denen ich aufschaue und an denen ich mich messen will, habe ich irgendwie keine. Vielleicht Emppu Vuorinen als Gitarrist, oder etwas persönlicher – ein Mitschüler von mir, der auf der Gitarre echt krasses Zeug spielen kann. Programmiervorbilder könnte ich vielleicht die ganzen Leute von Blizzard, BlueByte oder Ubisoft nennen, oder persönlicher – meinen Ausbilder, der zwar kein Spieleprogrammierer ist, dafür das Handwerk selbst sehr gut beherrscht.

    Gruß
    Tobey

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