Meine wichtigste Geschichte, 2. Teil

Kaum angekommen auf der Insel Iwaishima, begannen auch schon die Interviews. Aktivisten, Widerstand und eine Überlebende der Atombombe von Hiroshima – alle lebten sie auf der kleinen Insel in der Seto-SeeFortsetzung von Teil 1

Anmerkung: Alle Bilder in Schwarz/Weiß sind von einem analogen SW-Film

Die Landung mit dem Boot war unspektakulär. Keiner war am Hafen, keiner fragte uns, was wir hier machen. Dabei hät ich so gern erzählt, dass ich als Journalist in wichtiger Mission unterwegs bin.


Neueste Inselnachrichten – News über aktuelle AKW-Entwicklungen, wie bei Luther an die Tür genagelt.

Unsere Fährmänner setzten nach einem zehnminütigen Gang durch die Insel ohne Abschied das Segel.
Wir schauten uns die Insel an.

Meine Begleiterin ist Architektin. Für ihre Firma bereist sie das ganze Land und schaut sich die Stein-Fundamente japanischer Schlösser an. Hier war sie noch nie, obwohl die Insel Iwaishima japanweit bekannt ist für ihre Steinmauern. Ihrem Spezialgebiet. Ganz Japan kennt auch das lokale Schweinefleisch, welches regelmäßig in Wettbewerben als das Beste im Land ausgezeichnet wird. Die Tiere laufen hier frei durch die Wälder, ohne Antibiotika, ohne Chemie.
Viele kennen Iwaishima für das naturverbundene, traditionelle Leben. Die AKW-Geschichte ist im Zusammenhang mit der Insel nur eine Fußnote. Wenn überhaupt.

Die luftgetrockneten Algen der Insel werden in Tokyo als teure Delikatesse angeboten.

Am Hafen entdeckte uns dann Yamato vom Tag zuvor. Er fuhr grad nachhause und wir sollen hinten auf die Ablage springen. Inseltaxi.

Er müsse noch kurz die Algen kochen, dann hätte er Zeit für ein Interview. Aber bitte nicht zu lang. Seit fünf Uhr früh hat er auf der Farm zu tun und er würde sich gerne nochmal hinlegen.

Durch den Dampf stellte ich meine Fragen. Viele hatte ich eh nicht mehr. Es ging vorrangig um die Leute, mit denen ich noch auf der Insel sprechen wollte. Mit den Aktivisten. Im Nebensatz erzählte er dann noch, dass fünf Häuser weiter auch eine Überlebende Atombombe wohnt. Mit 85 Jahren war sie die Leiterin des Widerstands gegen das Atomkraftwerk.

Ich gab Yamato zu den Algen noch eine Packung Kit Kat und ging meine Notizen durch.

Mich überrascht heute, dass mich überhaupt einer ernst nehmen konnt. So mit meinen langen Haaren, der Mütze und meiner Aufmachung. Da kommt so ein 22 jähriger Spund auf ihre Insel und will im fernen Deutschland drüber berichten. Falls einer fragte, machte ich mich älter. Ich wäre 27, frisch aus der Uni. Aber ich sehe doch so jung aus für mein Alter. Jaja, das hör ich öfter…
Aber es funktionierte. Es funktionierte, weil ich selbst an die Geschichte glaubte, und auch daran, dass ich sie erzählen muss. Das gab mir Sicherheit, wenn schon es mein Handwerk nicht tat.
Und wenn ich mir heute die Fotos von damals anschaue. Ojeoje.

Auf zu den Aktivisten. Auf der kleinen Insel leben knapp 360 Menschen. Alles ist leicht zu erlaufen. In weniger als fünf Minuten hatten wir das richtige Haus gefunden. Die Tür war natürlich offen, wie in jedem anderen Haus auf der Insel auch.

Die „Kayak-Aktivisten“, wie sie genannt wurden, waren junge Leute aus ganz Japan. Ihr Name kommt von der Art ihres Protests: Mit Kayaks haben sie auf dem Meer die Transportschiffe zur Baustelle blockiert. Stets immer einer pro Boot, bis zu 12 Stunden pro Tag auf dem Wasser. Die Schiffe des Konzerns können sie aus rechtlichen Gründen nicht attackieren. Über Monate entstandt so eine Patt-Situation auf See. Keiner rührte sich. Erst im Taifun mussten die Kayaks kapitulieren, die schwere Schiffe aus Stahl hatten im Sturm die Oberhand.
Insgesamt gibt es ungefähr 20 der Kayak-Aktivisten auf Iwaishima, alle sind zwischen 19 und 33 Jahren alt. Sie leben mietfrei in einem Haus auf der Insel, deren Besitzerin ohne Erben verstorben ist. Es gibt viele solcher leeren Häuser mit toten Besitzern auf Iwaishima.
Da zur Zeit ein Baustopp herschte, waren die Aktivisten wieder daheim. Alle bis auf zwei.

Und es waren auch nur diese beiden, die ich ein Jahr später wieder treffen sollte. Masajuki, links, ist inzwischen mit einer anderen Kayak-Aktivistin verheiratet und hat die Insel verlassen. Damals, als ich ihn traf, wollte er noch Fotojournalist werden. Er dokumentierte den Protest vor der Insel und seine Bilder zeigen das alltägliche Leben auf Iwaishima. Wie er in den Wäldern mit Freunden Schweine jagt. Wie er die alte Einschienenbahn, die früher zum Holztransport genutzt wurde, über den Hügel nimmt. Oder wie es zu Silvester im Schnee eine Sitzung in der alten Schule gibt. Seine Fotos wurden im kritischen Magazin Days Japan veröffentlicht. Stolz zeigte er mir die Ausgabe von vor einem Jahr. Days Japan ist die einzige Redaktion, die über Iwaishima in Japan regelmäßig berichtet, erzählte er mir fröhlich.
Zum Abschied gab er mir eine DVD mit seinen Bildern mit. Er rannte dafür extra noch zum Hafen, und erreichte mich kurz bevor ich in die Fähre stieg. Ich solle die Bilder in Deutschland zeigen, sagte er mir. Das würde ihm schon reichen.

Er rechts war, als ich ihn das erste Mal traf, erst ein paar Monate auf der Insel. Er hatte sein Kunststudium in Kyoto abgebrochen und alle seine Freunde verloren, weil er sich hier offen gegen einen Konzern stellt. Keiner seiner Schulfreunde will noch mit ihm zu tun haben, sagt er mir über einer Schüssel Reis, garniert nur mit einer einzigen eingelegten Pflaume. „Das Essen armer Leute“, scherzte er in Englisch. Er hat keine Arbeit auf der Insel, er ist nur Aktivist. Ab und an macht er kleine Jobs, wie Fischen oder Heimwerkertätigkeiten für die Senioren der Insel, und verdient so etwas Taschengeld. Ansonsten ist das jetzt sein Leben. Reis, Pflaume, Protest.

Als ich mit ihm sprach, zweifelte er noch an seiner Entscheidung. Mit dem Abbruch der Uni hat er sich selbst ins berufliche Aus gesetzt und das wurde ihm nun klar.
Er hat allerdings eine enorme Entwicklung gemacht. Ein Jahr später war er der letzte der Aktivisten, der noch auf der Insel wohnte. Seine Mutter folgte seinen leidenschaftlichen Erzählungen von Iwaishima und inzwischen hat sie dort ein eigenes Haus. Er selbst wird nur noch „Kin-Chan“ gerufen, grob übersetzt „Goldjunge“, weil er immerzu lächelt. Als ich ihn das erste Mal traf, hatte er kaum was zu Lachen. Aber jetzt ist er glücklich auf der Insel. In seinem Kunststudium sah er damals keinen Sinn. Ein Vortrag von einem der Kayak-Aktivisten, inspirierte ihn, nach Iwaishima zu kommen. Heute ist er von der vielen Arbeit auf der Insel ganz gebräunt, er hat auch ein paar Pfunde verloren, ist schmaler geworden. Das kann auch an den zwei Hungerstreiks liegen, die er nach Fukushima vor dem Gebäude vom Energie-Konzern Chugoku Denryoku jeweils für zehn Tage absolviert hatte.

Ich gab beiden zum Abschied eine Packung Kit Kat mit. Damit der Reis mit Pflaume besser schmeckt.

Den Trick mit dem Kit Kat habe ich mir übrigens von Ralph Morse abgeschaut, einem Fotografen fürs LIFE-Magazine. Als Albert Einstein starb, war der einzige, der von seinem Büro und der Beerdigung Bilder hatte. Wie hatte er das geschafft? Scotch. Als der Anruf von der Redaktion kam, schnappte er sich eine Flasche und fuhr nach Princeton. Mit jedem den er traf, Verwandten, Direktoren, Sicherheitsleuten, trank er nun einen Schluck, bis sie ihm vertrauten. Solche kleine Aufmerksamkeiten machen beliebt. Und bei mir war es eben Kit Kat.

Auf meiner Liste stand jetzt nur noch ein Interview. Doch die Überlebende der Atombombe machte ein Schläfchen, wir sollten später kommen. Wir gingen die Insel hinauf.

Das höchste Gebäude auf Iwaishima ist die Schule. Es gibt nur noch drei schulpflichtige Kinder auf der Insel und die werden größtenteils auf dem Festland unterrichtet. Die Schule ist geschlossen. Sie dient heute nur noch als Gemeinderaum für Veranstaltungen.

Vom Schulhof hat man einen wunderbaren Blick auf die blaue Seto-See und die vielen kleinen Inseln.
In Berlin gab es in meiner Plattenbau-Grundschule in der Linienstraße nur einen Blick auf Berliner Altbau. Iwaishima gewinnt.

Hier oben sahen wir nun auch endlich, worum es ging. Die Baufläche vom AKW. Direkt vor der Nase.


An der gerodeten Stelle bitte zwei Kühltürme vorstellen

Mir wurde klar, warum das AKW hier gebaut wird. Die einzigen, die es sehen können, sind die Bewohner dieser Insel. Und die Bewohner dieser Insel sind alt und sie sterben aus. Da war eigentlich kein Widerstand zu erwarten.
Wenn hier das AKW so kaputt geht, wie in Fukushima, wäre die gesamte Seto-See verseucht. Hier leben alle vom Fischfang, auch Iwaishima. Deswegen hat der Konzern Chugoku Denryoku alle Fischer in der Region mit „Garantie-Geld“ ruhig gestellt. Alle nahmen das Geld gerne. Alle, bis auf Iwaishima.

Auf Iwaishima gibt es kein Geschäft, das Fisch verkauft. Wer Fisch möchte, braucht nur die Angel in das Wasser halten. Es beisst meist gleich etwas an.

Das Interview mit der Überlebende der Atombombe war bedrückend. Ich musste kaum fragen, sie hat ihre Geschichte schon oft erzählt. Ich konnte sie in ihrem Redefluss auch gar nicht unterbrechen. Schließlich sagt man einer Überlebenden von Hiroshima nicht, dass sie mal kurz still sein soll, weil man mit den Notizen nicht hinterher kommt.
Ihre Familie war gerade zu Gast, es war ja Golden Week. Ihr Enkel guckte mich mit großen Augen an, als sie von den toten Kindern, den ewigen Flammen und dem schwarzen Blut in den Straßen von Hiroshima erzählte. Nachdem ich das Interview in Tokyo dann abgetippt hatte, habe ich eine Woche lang nur schlecht schlafen können.
Inzwischen hat sie auch Krebs. Eine Folge der Bombe, wie sie sagt. Doch eine Behandlung will sie nicht. Sie will nur noch „warten“.

Kurz nach dem Interview ging auch die letzte Fähre Richtung Festland. Die halbe Insel war versammelt, vorrangig weil mit der Fähre viele Verwandte zur Insel kamen. Uns verabschiedeten die Aktivisten, Yamatos Vater und den, den ich beim Essen dafür hielt. Yamato selbst schlief.

Die ganze Insel im Panorama, links ist die Schule

Mein Notizbuch war ganz warm. Die Sonne ging über der See unter, aber unter Deck, nur durch die beschmutzte Glasscheibe, war es nicht ansatzweise so schön, wie der Tag begann. Wir waren müde. Im Büro auf dem Festland fielen wir in den Futon. Morgen ging es wieder nach Hiroshima, und von dort am Abend nach Tokyo. Wir packten den Schlüssel in den Briefkasten und gingen Richtung Zug.

In Hiroshima war die Hölle los. Im positiven Sinne. Es war Feiertag und in der Stadt fand das jährliche Blumenfestival statt. Über eine Million Besucher wurden erwartet. So erklärte es uns im „Rest House“ Tomoko, die ganz neidisch auf unser Abenteuer war. Viel Zeit hatte sie aber nicht für uns, essen mussten wir alleine.
Wir besuchten vorher noch das Atombomben-Museum. Gut, dass wir erst danach aßen.

Ich sollte noch ein paar Fotos in Hiroshima machen, also machten wir die Touri-Tour und fraßen uns durch die Buden des Blumenfestivals.

Zeit für den Schlossgarten blieb auch noch. Endlich mal runterkommen, keine Interviews machen.

Am Abend gab es dann ein Konzert am Fluss.

Ein Mädel ging besonders zu der Musik ab.

Ihr Name war Natsu, später kam sie auch zu uns um eine Kippe von meiner Begleiterin zu schnorren. Wir gaben ihr auch die Reste von unserem Okonomiyaki mit, wir waren einfach schon zu voll. Ihre Augen wurden ganz groß und sie konnte ihr Glück kaum fassen. In aufgeregtem Englisch erzählte sie uns von sich, ihren Träumen und Hiroshima. Und dann fing sie wieder an zu tanzen.

Hiroshima war an dem Tag so unglaublich lebendig. Seit meiner Jugend habe ich viel zu der Stadt gelesen und gesehen. Die Explosion der Atombombe beschäftigt mich schon lange. Aber, und das fiel mir dort erst auf, ich hatte in meinem Kopf nur das Bild von Hiroshima 1945. Seitdem sind mehr als siebzig Jahre vergangen. Die Stadt hat sich entwickelt. Und trotzdem scheint rund um das Explosionszentrum die Zeit still zu stehen.
Als die Bombe explodiert, blieben aufgrund des elektromagnetischen Schocks alle Uhren stehen. In Hiroshima heute sind mir erstaunliche viele Uhren im Stadtbild, an Straßenkreuzungen und an Plätzen aufgefallen. Alle ticken. Als ob sie kollektiv beweisen wollen, dass die Zeit in Hiroshima weiter geht – und sie nicht bei 1945 stehen geblieben ist.

Um 21 Uhr kam dann unser Bus Richtung Tokyo. Ich schlief schlecht für zwei Stunden, bevor wir wieder in Shinjuku ankamen, exakt dort wo wir letzte Woche gestartet sind. Nachdem wir fünf Tage ständig zusammen war, sagten wir kurz und unaufgeregt Tschüss. Ich ging nachhause, duschte, und drei Stunden später stand ich schon wieder in meinem Restaurant und arbeitete. Meinen Kollegen erzählte ich von der Reise. Denen imponierte der Arbeitsaufwand und dass ich heute schon wieder hier stehe. Doch ich war einfach nur im Arsch. Mission erfüllt.

Epilog
Ich erzählte einem Verleger von meiner Reise und was ich dort erlebte. Der meinte „Lass uns da mal n Buch draus machen.“ Ich dachte, er macht nur einen Scherz. Also ignorierte ich es und konzentrierte mich auf meine Arbeit in Tokyo. Hiroshima kann warten, bis ich wieder in Deutschland bin.

Zwei Wochen vor meinem Abflug kommt eine Email. Wo bleibt das Manuskript? In drei Wochen ist Druck.
Inzwischen war ich zu Freunden auf die Couch gezogen und hatte schon die nächste Recherche in Nagasaki geplant. Es blieb keine Zeit, jetzt noch ein Buch zu schreiben.
Ich ordnete meine Notizen, schickte ein großes Paket mit Fotos an den Verleger und bekam zwei Wochen später ein Manuskript. Das Buch sollte zum Jahrestag der Atombombe erscheinen, es war also Eile geboten. Eine Nacht lang las ich über das Manuskript drüber, schickte es korrigiert nach Deutschland und damit war es für mich beendet.

In Berlin war das Buch dann schon fertig als ich aus dem Flieger stiegt. Bis heute habe ich ein bisschen ein gespaltenes Verhältnis damit. Zum einen ist es ein Buch und das ist groß. Und die Geschichte ist mir sehr wichtig. Allerdings stammt nicht jede Zeile von mir. Mit Buch 2 und 3 korrigierte ich das dann.

Lektion
Das Buch war August 2010 draußen. Ich war bis dahin immer noch der einzige westliche Journalist, der diese Geschichte recherchierte. Ich hatte also Zeit. Mein Ziel war der Abdruck in einem großen Magazin. Dafür wollte ich mir so viel Zeit wie nötig nehmen, und an dem Text und den Bildern so lange feilen, bis sie perfekt waren (und bis man nicht mehr merkte, dass ich keine Ausbildung als Journalist hatte). Ich hatte ja Zeit, ich konnte ja warten. Dann kam März 2011 und Fukushima. Zwei Monate später war jeder mal auf der Insel. Atomkraftwerk? Protest? Ja hier, Iwaishima. Meine Exklusivität war weg, aktuell war meine Geschichte auch nicht mehr.
Ich war mir so sicher, ich hatte so viel gewonnen, und aufgrund von, ja, jugendlichen Leichtsinn und Naivität habe ich es verspielt. Zu hoch gepokert.

Ich war bisher noch einmal auf der Insel. Man erkannte mich, aber ich bekam nicht die gleiche Aufmerksamkeit. Ich war jetzt nicht mehr „der“ westliche Journalist, sondern nur einer von vielen. Beim letzten Besuch war auch wieder meine Begleitung vom ersten Mal dabei. Sie hat für sich auch eine eigene Lektion daraus gezogen.

Während sie beim ersten Mal noch leidenschaftlich dabei war, eine Abwechslung von ihrem Job suchte und mit der Arbeit das Gefühl hatte, wirklich etwas verändern zu können, wandelte sich diese Stimmung. Wie Japaner halt so sind, reden sie halt nicht über Gefühle. Über Andeutungen und zehnmal nachfragen bekam ich dann raus, dass sie beim zweiten Mal eher ungern dabei war. Sie verließ dann die Insel auch frühzeitig. Viele Wochen später schrieb sie mir, dass ich nur mit ihr befreundet wäre, weil sie Sachen für mich kostenlos übersetzt – was Unsinn ist und mich auch verletzte. Aber nunja, der Schaden war entstanden. Nun wohnt sie zwar in Berlin, seit einem Jahr sprach sie allerdings nicht mehr mit mir. Ob es daran lag, dass ich zu viel Druck machte? Ich weiß es nicht. Aber es war meine größte Geschichte, und da gab es nunmal Druck.

Diese Geschichte definierte mich. Oder anders gesagt: Sie zeigte mir, wie Journalismus gehen kann. Und ich war begeistert davon. Danach wollte ich nur noch solche Sachen machen. Eine Geschichte finden, hinfahren, entdecken, Abenteuer. Zurück in Deutschland ging das nicht so einfach. Meine Naivität, oder das freche Selbstbewusstsein, einfach ins Blaue zu fahren, und dran zu glauben, dass alles sich schon fügen wird, habe ich inzwischen etwas verloren. Gerade weil ich mehr Erfahrung habe und nun auch eine Ausbildung, bei der einem gesagt wird, „wie es richtig geht“….

Und ich vermisse es.

Ich denke oft zurück an Hiroshima. An die fünf Tage mit sechs Interviews. An meine verlorene Stimme. An den Sonnenaufgang auf der Seto-See. An die Überlebende der Bombe. An Natsu und ihr Okonomiyaki. Und an das journalistische Abenteuer.

Und vielleicht geht das Abenteuer jetzt weiter. In den letzten Tagen kam die Bestätigung: Ich habe ein lukratives Stipendium erhalten. Ab Sommer/Herbst werde ich in Hiroshima studieren. Ich plane, auch wieder zur Insel zu fahren und dort mehrere Woche zu leben. Einfach, um das alte, ursprüngliche Leben dort zu dokumentieren.

Die Insel hielt mich in Japan. Und nun lockt sie mich wieder. Die Insel – und das Abenteuer.

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Meine Bücher

Buch I – „No more Hiroshima“:
Meine wichtigste Geschichte (1. Teil / 2. Teil)
Buch II – Fukushima? War da mal was?:
Mein Fukushima
Buch III – Japan 151:
Mein Japan

Shop: Bücher, auf denen mein Name steht

7 Gedanken zu „Meine wichtigste Geschichte, 2. Teil“

  1. Eigentlich wollte ich schon bei dem vorherigen Eintrag was schreiben, bin gedanklich aber nicht auf den Punkt gekommen.Mich hat es sehr beeindruckt, wie du diese Idee gefunden hast und es geschafft hast dann dem ganzen nachzugehen.
    Ich habe vorher noch nie von dieser Insel und dem Bauprojekt gehört, was mich nebenbei sehr schockiert hat. Somit habe ich auch wieder etwas Neues gelernt.
    In Anbetracht der Katastrophe vor zwei Jahren hat deine Arbeit ja nochmal einen ganz anderen Wert. Ich habe gesehen, dass du auch ein Buch zu diesem Thema veröffentlicht hast (ich denke, dass wirst du auch noch in deinem Blog vorstellen?) und würde dich daher gerne auf etwas aufmerksam machen. Das Deutsche Institut für Japanstudien hat momentan einen Forschungsschwerpunkt welcher sich mit den Erdbeben beschäftigt (http://www.dijtokyo.org/research/great_east_japan_earthquake). Es geht da zwar um Forschung (nicht im journalistischen Sinne) aber vielleicht findest du dort auch interessante Aspekt, Unterstützung in welcher Art auch immer oder was auch sonst. Ich kenne deine Ziele nicht und ich weiß nicht was sie dir bieten können aber vielleicht hilft es dir ja irgendwie.

    1. ahoi,
      danke für den Hinweis!

      Kontakt zu Forschern und Experten ist immer hilfreich. Man muss ja keine feste Absicht haben, vieles ergibt sich ja so nebenbei ^^

  2. Kling ja toll, viel Spaß in Hiroshima, freue mich schon auf die Berichte. 🙂
    Das Buch über Fukushima ist heute angekommen. Gut geschrieben, ha mir sehr gefallen.

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