blog

nach der wahl gibts wal

(Ja, das ist Walfleisch auf dem Teller und beinahe im Mund von der Japanerin. Das Ganze war in nem Wal-Restaurant, man erkennts an dem glücklichen schwimmenden Wal im Logo)

Japan hat ja nun demnächst einen neuen Premier Minister. Dem seine Frau sagte folgendes:

„It was a very beautiful place and it was really green.“

Und das sagt sie nicht über das Parteizentrum der Grünen, über Grönland oder über den allmählich beginnenden Herbst in Japan, sondern über ihren Trip zur Venus.

„While my body was asleep, I think my soul rode on a triangular-shaped UFO and went to Venus,“

Frau Miyuki Hatoyama meint nämlich vor 20 Jahren von einem Raumschiff mitgenommen worden zu sein. Das Ganze hat sie auch in einem Buch festgehalten mit dem Titel „Very Strange Things I’ve Encountered“ – was glaube auch der Titel von jedem zweiten Blog ist, der sich mit Japan befasst.

Da das Ganze als Meldung relativ dürftig ist, gibts noch etwas Musik, zur Einstimmung auf den Herbst, und weil ich nun schon über zwei Monate hier bin. Die Zeit verfliegt…
Daher auch nun „Time Flies“, ein Stück was ich derzeit recht häufig höre, von einer wunderbaren japanischen Jazz Pianistin: Hiromi Uehara.

(Dauert etwas bis das Stück Fahrt aufnimmt, aber ruhig mal anmachen, genießen, und vielleicht dazu die Fotos hier durchsehen.)
[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=83SAU1Phx1E&hl=de&fs=1&]

a kraut in a crowd

Beim Bon Odori in Koenji, dem zweitgrößten in Japan: Viele Menschen, viel Gedränge, viele Fotos – und viel gute Laune. Die japanische Kultur findet nicht in Museen statt, sondern lädt auf der Straße zum mitmachen ein.

Der Sommer in Japan, und besonders in Tokyo, wird begleitet von vielen Sommerfestivals. Auf einem davon, einem Matsuri, war ich ja bereits. Während es bei einem Matsuri nur ums Essen, Trinken und Spielen geht, steht bei einem Obon bzw. dem dazugehörigen Tanz „Bon Odori“ der Tanz und Musik im Vordergrund. „Obon“ wird von einigen Reiseführern gerne mit „Totenfest“ übersetzt, ich finde aber, das trifft es nicht ganz. Dafür sind alle viel zu gut gelaunt. Es geht mehr um die Ehre und Würdigung der Ahnen.

Der „Bon Odori“ („Odori“ heisst soviel wie „Tanz“) in Koenji hatte ein eigenes Thema, welches ich allerdings nicht so recht verstanden habe. Der Editor vom Metropolis, der mich hierzu einlud, erzählte mir, dass die Tradtion dort wohl von irgendeinem alten Shogun kommt, und ein Dieb verehrt wird. Was auch die Masken erklärt, denn diese Haube, zusammengebunden unterhalb der Nase, ist ein altes japanisches Kostüm für einen Dieb.

Das Odori ist eine alte buddhistische Tradition, welches die Japaner selbst mit einer alten japanischen Tradition zelebrieren: In großen Gruppen auftauchen und die Straßen überfüllen.
Ich hatte schon extra das Fahrrad genommen, um den vollgestopften öffentlichen Verkehrsmitteln zu entgehen, aber trotzdem war der Andrang echt extrem.

Teilweise bekam ich wirklich keine Luft, weil sich asiatische Körper gegen meinen Brustkorb stemmten. Ich konnte nur die Kamera hoch halten, um sie zu sichern und frei Hand ein paar Bilder zu machen, vom Odori, das ich, obwohl ich nur 2 Meter davon entfernt war, aufgrund der vielen Menschen absolut nicht sehen konnte.

Ich weiss nicht wieviel es waren, aber eine Million war bestimmt da:

Für eine Strecke von 50 Metern habe ich ungefähr eine halbe Stunde gebraucht, und dann noch einmal 20 Minuten um in der Menschenmenge den Editor vom Metropolis zu finden.
Zeitweise war ich echt genervt von all den vielen Leuten, das aller erste Mal seitdem ich in Japan bin, aber das gab sich schnell nachdem ich das Festival sehen konnte.

Die gute Laune der Tänzer steckt an und überträgt sich auf die Menschenmasse drum herum. Ihr Tanz war zwar simpel, aber faszinierend. Und simpel genug, um einfach mitzumachen.
Von jung bis Alt waren alle dabei.

Es gab verschiedene Straßenabschnitte wo getanzt wurde, und es traten verschiedene Gruppen auf. Vergleichbares in Berlin wäre wohl nur der Karneval der Kulturen, und mit einer ähnlichen guten Laune und Ernsthaftigkeit wie in Berlin gingen auch hier die Tänzer voran, um die Ahnen zu ehren und das Publikum zu unterhalten.

Mit zunehmender Stunde (das Ganze ging insgesamt drei Stunden), wurden die Tänzer auch leichtfüssiger und gutgelaunter:

Auch wenn Einige es wieder zu ernst nahmen:

Die Reaktionen vom Publikum waren unterschiedlich, jedoch als Motive wunderbar. Es gab die stillen Geniesser:

Die Jugend, die es vorgezogen haben, das Fest nur durch ihre Kompaktknipse zu betrachten, statt selbst mal hinzuschauen:

Und den obligatorischen „Du musst lauter reden, da ist grad ein Festival hinter mir!“-Typ:

Ein paar waren auch nur skeptisch, warum denn alle so komisch gekleidet sind:

Der Umzug bestand aus mehreren Gruppen, die auf verschiedenen, abgetrennten Bereiche der Straße auftraten. Angeführt wurden sie von einer Art Standartenführer, der vorweg tanzte

Dann gab es den, ich nenn ihn mal so, „Kapellmeister, der mit einem kleinen Gong, fester Stimme und starker, richtungsweisender Hand die Gruppe in Reih und Glied hielt:

Die Trommler gaben dann, wenn auch etwas genervt von der Schwere der zu tragenden Trommel, den Takt vor:


Auch die Kleinen wollten es probieren. Doch zuerst wird geschaut wie es geht:

und dann selbst marschiert:

Zwischendrin waren dann die Flötenspieler

Ihnen folgten dann die Tänzer, die Männer dann so:

oder etwas spezieller, so:

und die Frauen in Kleid und extravaganten Hüten, folgten so:

Und nur Japanerinnen schaffen es, in simplen Holzschuhen, die nur auf zwei Holzkanten stehen, elegant zu tanzen:

Pünktlich um neun Uhr endete der Umzug, und die Polizei bat uns freundlich, aber bestimmt, nun endlich zu verschwinden:

Und schon nach 20 Minuten war alles aufgeräumt und abgebaut. Das ich mir eigentlich noch was zu Essen kaufen wollte, nach getaner Foto-Arbeit, schien die Buden nicht zu interessieren.

Aber es war auch ein anstrengender Tag, für alle Beteiligten.

Fototechnisch war ich vom Tanz und Publikum sehr angetan. Nach anderthalb Stunden hatte ich bereits meine komplette Speicherkarte und zwei Rollfilme voll. Auch wenn die Bedingungen nicht die besten waren, in der Nacht und Dunkelheit, und kaum genug Platz um nah ranzugehen. Ständig lief irgendeiner durchs Bild. Die besten Chancen hatte ich frei Hand, was ganz gut funktionierte. Bin ganz froh nun eine neue Kamera zu haben, die konnte mit diesem wenigen Licht sehr viel anfangen.

Für alle, die den Straßenumzug gern mal in Bewegung sehen würde, mit passender Geräuschkulisse:

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=bFh059CvMqY&hl=de&fs=1&]

Und nun: Selber machen!

holt die regenschirme raus

wet(Quelle: diepresse.com)

Es regnet seit Tagen wie aus Eimern, allerdings von der Intensität auch nur wie ein kräftiger Sommerregen in Deutschland (der dort öfter vorkommt als ein Taifun in Japan). Der Grund für all den Regen ist ein dicker Taifun der gerade nordwärts an Tokyo vorbeischrammt:

not the real one
(Quelle: top-wetter.de, auch wenn das hier nicht der aktuelle Taifun ist, aber er gibt ungefähr ne Vorstellung)

Die Botschaft Japans sagt dazu:

Im August und September bilden sich über dem vom Sommer erwärmten Pazifik diese Wirbelstürme mit extrem hohen Windgeschwindigkeiten (17 bis 60 Meter pro Sekunde!), in Ostasien „Taifun“, in Nordamerika „Hurricane“ genannt.
Die meisten Taifune haben sich nach drei bis fünf Tagen aufgelöst, aber der Rekordhalter tobte 19 Tage lang.

Da die Taifune regelmäßig jedes Jahr auftreten, gehören sie für Japaner zum Spätsommer einfach dazu. Sie werden quasi als eine Jahreszeit und nicht nur als Naturkatastrophe angesehen. Bleiben die Stürme aus, fehlt etwas im Jahresablauf, wie der Schnee im Winter, die Kirschblüte im Frühling, der Dauerregen im Juni oder die schwülwarme Hitze im August fehlen würde.

Es wird auch langsam herbstig und frisch. Heute war die erste Nacht, die ich ohne laufende Klimaanlage und mit dicker Bettdecke schlafen musste. Gut, dass ich mir nen dicken Pulli aus Deutschland mitgenommen habe.