Tagebuch

Ich hatte eine Ausstellung in Hiroshima.
Eine Ausstellung über fünf Jahre Japan und sechs Monate Hiroshima.

Zeit für Zäsur.

Was braucht man für eine Ausstellung?

– wenig Schlaf
– zahlreiche Helfer
– ein gesprengtes Budget
– viel Tütensuppe, KitKat und Fanta-Weintraube (von mehr hab ich mich vergangene Woche nicht ernährt)

Aber fangen wir von vorne an. Seit meinem letzten Eintrag ist viel Zeit vergangen.

Am Anfang vom Semester an der Hiroshima City University habe ich mir vier Projekte vorgenommen. Eines ist so gut wie fertig, es fehlt nur noch der Schnitt.
Eines ist wahrscheinlich gecancelt, weil japanische Behörden es nicht gerne sehen, wenn ausländische Journalisten über Suizid in diesem Land berichten es etwas kompliziert ist.
Eines ist verschoben auf später, weil es gerade arschkalt ist, weil bereits ein Fotograf aus Deutschland 2013 dort war, weil ich beschäftigt war.
Und ein Projekt wird immer größer, je mehr ich dazu recherchiere.

Dann war ich von Mitte Dezember bis Mitte Januar auf Reisen. Osaka und Kyoto, wo ich bisher nie war. Bei der Gelegenheit habe ich gleich zwei neue Projekte mitgenommen. Dann wieder Tokyo, wo ich Weihnachten und Geburtstag in Kreis von Freunden verbrachte.

Es waren viele alte Freunde in der Stadt, teilweise hatten wir uns seit drei Jahren nicht mehr gesehen. Sicherlich meine größte Geburtstagsfeier seit der 2. Klasse. Sonst feier ich immer klein, weil meine engsten Freunde über den Globus verstreut sind.

In den zwei Wochen in Tokyo habe ich eigentlich fast nur geschlafen. Ich war irgendwie nur kaputt. Mein Körper wird schon wissen, warum er Ruhe braucht. Und ich bin wahrscheinlich der einzige in der Welt, der nach Tokyo fährt, um Ruhe zu finden. Aber es ist schließlich ein Zuhause.

Viel ist passiert. Ich hab auch einen Bart gewachsen und dann wieder abrasiert weil andere Leute mich dazu drängten weil er immer im Reissverschluss meiner Jacke steckenblieb weil man in Japan nicht auf Bärte steht.

Kaum war ich wieder rasiert in Hiroshima, hieß es auch schon Ausstellung. Mein Dozent sagte mir bei einem Treffen ständig hayaku – beeil dich. Das war allerdings nicht sein eigenes Motto, denn zu unserem Treffen kam er drei Stunden zu spät.

Fotojournalismus-Studenten aus Hannover haben in Hiroshima im Rahmen unseres Stipendiums relativ freie Hand. Wir müssen keine Kurse besuchen, sondern können frei an unseren Projekten irgendwo in Japan arbeiten. Am Ende des Semesters haben wir dann eine Ausstellung, wo wir unser Projekt zeigen sollen. Eigentlich.

Ich hatte aber nun wieder vergessen, wie zäh und langwierig manche Prozesse in Japan sein können. Teilweise musste ich Wochen warten, bis die Zu- oder Absage für ein Projekt kam. Oft wurde ich auch hingehalten. Dann tauchte aber auch wieder ein neuer Dreh zur Geschichte auf, der sich am Anfang gar nicht ergab.
Kurzum, keines meiner Projekte war fertig, als die Ausstellung geplant werden sollte. Was nun.

Die Idee einer Ausstellung mit meinen Japan-Bildern hatte ich schon, seitdem ich das erste Mal das Land verlassen hatte. Es gab dann hier und da ein paar Ansätze in Deutschland, aber alles verlief irgendwie im Sande.

Das jetzt hier war meine erste eigene Ausstellung. Ich wollte die Gelegenheit also nutzen, endlich die Bilder zeigen zu können, die ich schon länger mal zeigen wollte.

Von der Uni gab es dafür 30.000 Yen und einen Raum in der Alten Bank von Japan, deren Japanischer Name auszusprechen mir wohl nie gelingen wird.

Am 6. August 1945 hat die Druckwelle der Atombombe das Dach der Bank aufgesprengt und die Tür vom Tresor verbogen. Am 8. August nahm die Bank wieder ihren Betrieb auf. Ohne Dach. An Regentagen standen die Angestellten mit Regenschirm am Schalter.

Heute ist die Bank eine öffentliche Galerie und Raum für Künstler. Der Eintritt ist stets frei, das Programm wechselt teilweise jede Woche. Manchmal sind echt sehr gute Ausstellungen dabei, wie von Chim↑Pom im Dezember oder von einem Mann, der den Saal mit hunderten bunter Regenschirm füllte.

Vergangene Woche lief gleichzeitig mit meiner eine Ausstellung vom Fotoladen Saeda. Der ist keine 500 Meter entfernt, auf der anderen Straßenseite.
Saeda hatte einen Foto-Wettbewerb unter seinen Kunden ausgerufen, die zahllosen Bilder waren alle recht trivial. Katzen, Kinder, Sonnenuntergänge. Das Übliche eben. Aber es zog sicherlich viele foto-affine Leute an, die dann sich teilweise auch auf den Weg zu mir in den 3. Stock machten.

Ich hatte lange überlegt, welche Bilder ich denn nun zeige. Was kann die Leute in Hiroshima interessieren? Was möchte ich zeigen?

Schließlich brachte mich dann eine japanische Studentin auf die Idee: Mach es doch wie in deinem Blog. Kleine Geschichten mit Text und vielen Bildern.

So hatte ich dann in der Ausstellung Fukushima neben Bands aus Tokyo, Nagasaki an der Wand und meine größte Geschichte direkt neben dem Cover eines Magazins.

An den Wänden hatte ich Einzelaufnahmen aus Tokyo, Hiroshima und dem Rest von Japan, die ohne Kontext funktionierten.


(c) Kiên Hoang Le

Zusätzlich hatte ich noch zehn danboru. Das sind selbststehende Pappwände, auf denen ich die einzelnen Geschichten erzählen und viele Bilder anbringen konnte.

Der Grund, warum ich so viele kleine Bilder hatte, ist simpel: Mein gesamtes Foto-Archiv ist in Berlin. In Japan hatte ich nur kleine Dateien dabei, oder nur die Fotos in geringer Auflösung online im Blog. Große Sprünge Drucke konnte ich damit nicht machen. Daher war mein Motto auch ganz klar: Quantität vor Qualität.

Während wir in der Bank noch klebten, kamen schon ungeduldige Besucher. Alle alt, alle männlich, alle mürrisch. Wir sollten uns doch mal beeilen, sagten sie.
Einer fragte mich auch, ob ich die Kirschblüten in Fukushima gesehen hätte. Die seien wunderschön, sagte er. Sicherlich sind sie das. Sie leuchten bestimmt auch im Dunkeln.

Wir haben insgesamt drei Tage in der Bank gebraucht, um alles anzubringen. Davor halt eine Woche in der Uni. Drucken, Schneiden, Kleben. Zum Glück hatten wir viele willige Japanerinnen freundliche Helfer, die uns unterstützten.

Es ist ordentlich viel schief gegangen. Blasen auf dem Papier beim Anbringen auf den Klebeplatten. Verschnitt und Kratzer. Dann fiel der Drucker aus, Tinte war alle oder die große Rolle Glanzpapier war aufgebraucht. Die Uni war dann auch eine ganze Woche geschlossen, wegen der Examenszeit, also konnte ich nicht drucken.
Shouganai war oft das Wort des Tages. Shouganai – da kann man nix machen, ist halt so. Ich hatte zeitweise überlegt, die Ausstellung umzubenennen. Shouganai Japan.

Der Titel stammt von meinem Kommilitonen, der seine Fotoausstellung eine Woche vor mir hatte. Ursprünglich war angedacht, dass wir eine zusammen machen. Aber da ich etwas beschäftigt war und er reisen wollte, haben wir es verschoben. Das hatte natürlich auch zur Folge, dass wir unser Budget von der Uni gesplittet haben. Aber dafür hatte ich dann den großen Raum für mich alleine. Auch nicht verkehrt, da sich unsere Fotografie stark unterscheidet.

Er wählte „Nihon Nikki“, was „Japan Tagebuch“ auf Japanisch heißt. Ich fand das ganz passend, für meine Bilder ohne Zusammenhang. Auch wenn es Schlussendlich einfach eine Ausstellung meiner Arbeit in Japan wurde.
Ich wählte das deutsche „Tagebuch Japan“, weil Japaner deutsche Worte zu lieben scheinen. Auf vielen Produkten, insbesondere aus dem Schul- und Büro-Bereich, findet man sie aufgedruckt.

Das Poster wurde mehrmals überarbeitet. Mal gefiel es mir nicht, mal nicht dem Sensei. Und dann kam Yuki, deren Poster-Designs regelmäßig Preise gewinnen und die, so viel habe ich bisher hier gelernt, mit Abstand beste Designerin an der Uni ist.
Das finale Design fand ich zwar etwas merkwürdig. Aber sie meinte, Japanern gefällts.

Die Bank liegt auf der Hondori, eine der belebtesten Straßen in Hiroshima. Hier ist der Sitz von NHK und zwei Einkaufsstraßen kreuzen. Es ist ein Verkehrsknotenpunkt, der Busbahnhof liegt hier und am anderen Ende ist der Atombomben-Dom. Prima Lage.

Am Tag der Eröffnung stellte ich das Schild mit dem Poster ganz weit vor die Tür auf die Straße. Das soll man zwar eigentlich nicht, aber es zieht Leute an.
Ich blieb kurz einen Moment stehen und beobachtete die Straße. Eine Dame hastete in schnellen Schritten an der Bank vorbei, Richtung Straßenbahn. Im Augenwinkel sah sie mein Poster und wurde langsamer. Zögerlich ging sie auf das Schild zu. Sie blieb davor stehen, betrachte es genauer für eine halbe Minute – und ging dann an mir vorbei die Treppe hoch.

Yuki hatte Recht. Japaner mögen das Design.

In der Bank wurden Dezember 2012 schon einmal vier Fotos von mir ausgestellt, als Teil einer Ausstellung von Yuki, die ich damals im Sommer in Hannover traf.
Ich mag den Ort. Man sieht die Geschichte in jeder Ecke. Ursprünglich wollte ich auch die Ausstellung im ehemaligen Tresorraum machen. Der hat nämlich nur einen Ausgang – eine Zweitonnen-Stahltür, verbogen durch eine Atombombe. Interessant beklemmendes Gefühl in dem Raum.

Zur Vernissage hatte ich einen kleinen Filmabend organisiert, bei dem ich meine Multimedia-Arbeiten aus Deutschland und Japan zeigte. Ursprünglich sollte es die Premiere vom fertigen Film eines meiner Projekte sein. Es war aber einfach nicht mehr drin, den noch rechtzeitig zufriedenstellend fertig zu bekommen. Ich hatte es auch nicht mehr geschafft, Japanische Untertitel für meine anderen Filme zu machen.

Deswegen haben die Filme auch nicht so funktioniert, wie ich mir das erhofft hatte. Aber die Bilder haben gefallen.


(c) Kiên Hoang Le

Gesamt kann ich zufrieden sein. Ich war nicht jeden Tag in der Ausstellung, aber ab und an, um nach den Bildern zu sehen. Die sind nämlich nicht bombenfest an die Wand angebracht fallen nämlich gerne mal runter, weil sich das billige Tape löst. Aber jedes Mal war der Raum gefüllt.
Auf Twitter ging die Ausstellung nach einer Meldung in diversen Medien auch ordentlich ab.

Durch die Ausstellungen, die zuvor in diesem Raum waren, bin ich immer schnell durchgesaust. Die Bilder ließen sich all zu oft zu leicht erfassen oder waren einfach langweilig. Mir war es daher wichtig, eine längere Verweildauer bei den Leuten zu erreichen. Daher variierte ich die Größe der Bilder, sodass man seine Position beim Betrachten ständig wechseln muss. Auch die Texte und kleinen Fotos sorgen dafür, dass man etwas länger bleibt.

Ich habe keine genauen Zahlen, wie viele sich jetzt die Ausstellung angesehen haben. Aber 1.000, 2.000 Leute? Bestimmt.

Ich hatte bei meinen bisherigen Reisen nach Hiroshima schon gut Kontakte sammeln können, von denen ich jetzt natürlich sehr profitierte. Zwei Kontakte sind da besonders zu erwähnen.

Bei der Filmkommission Hiroshima arbeitet jemand, der alle ausländischen Medienvertreter in Hiroshima betreut. Wenn die BBC, das ZDF oder der Spiegel etwas über Hiroshima bringen, haben sie mit ihr gesprochen.
Die Dame kenn ich seit 2009, sie ist inzwischen eine gute Freundin und eine wichtige Vertrauensperson in Hiroshima geworden. Durch sie lernte ich auch eine weitere Dame kennen, eine erfolgreiche Netzwerkerin. Ich traf sie bei einem Filmfestival, wo sie mich gleich unaufgefordert vielen Leuten vorstellte: Der Hiroshima Chef von Mazda, Regisseure, Künstler. In unserem ersten Gespräch erwähnte ich im Nebensatz, dass ich deutsches Brot vermisse. Eine Stunde später überreichte mir jemand ein Paket von der (teuren) dänischen Bäckerei ein paar Straßen weiter. Ein Geschenk von ihr.
Sie war bei der Vernissage dabei und berichtete darüber auf Facebook. Und zack, 97 Likes.

Ich war im International Conference Center Hiroshima (direkt neben dem Atombomben-Museum) um mein Poster aufzuhängen. Nach dem bürokratischen Geplänkel (Wer? Was? Wie lange?) überreichte ich ihr endlich mein Poster. Die Reaktion: „Oh, das Foto kenn ich. Ich hab es auf Facebook gesehen!“
Einer meiner beiden Kontakte muss es geteilt haben.
Ich habe das Gefühl, allein durch diese beiden Damen, hat man Zugang zur ganzen Stadt.

Insgesamt zeigte ich Fotografien von 2009 bis 2014. Fünf Jahre Japan. Ich war selbst etwas erstaunt darüber. Es scheint fast so, als hätte ich den fünf Jahren nix anderes gemacht.
Und es scheint fast so, als habe ich den letzten fünf Jahren nix anderes gemacht, als die gleichen Bilder zu recyclen.

Die Bilder sind bekannt. Sie sind auf meiner Homepage, sie sind in meinen Büchern. Sie sind nicht neu.
Ich kenne genug Fotografen, die von ihrem Archiv leben. Die in Ausstellungen die immer gleichen Bilder zeigen. Die ähnlich wie Musiker in stets neuen „Best Of“-Alben ihr altes Material neu verpacken. Und eigentlich nervt mich das.

Am spannendsten für mich in der Fotografie, ist das Machen. Alles, was danach kommt, empfind ich eher als lästig. Von daher bin ich auch gerade viel am Reisen, Fotografieren, Recherchieren. Machen.
Das Zusammentragen, Editieren, Aussortieren – davor drück ich mich eher. Es gibt doch noch so viel, was man Fotografieren kann. Warum muss ich dann drinnen vorm Rechner hocken und Pixel schieben?

Jedoch will ich das jetzt mal angehen, diesen Monat. Nicht Reisen, sondern hier bleiben. Spart Geld. Und ich verliere nicht den Überblick darüber, was ich schon alles fotografiert habe. Ich kann überlegt neue Bilder angehen.

Ein Semester ist vorbei. Das Stipendium ist aus. Trotzdem habe ich mich entschlossen, bis zum Sommer zu bleiben. Nicht nur wegen meiner anderen Projekte. Sondern wegen einem Projekt.

Wegen dem Projekt kam ich auch mit der Ausstellung in die Zeitung.

Es geht um Gas, 2. Weltkrieg und ein dunkles Kapitel von Hiroshima. Seit Oktober recherchiere ich daran und es wird größer und tiefer, je mehr Leute ich dazu interviewe.
Das Ziel ist ein 10-15 Minuten langer Dokumentarfilm. Eventuell wird die Geschichte auch mein nächstes Buch. Es ist auf jeden Fall groß, spannend und hat alles, was man sich als junger Journalist von einer Geschichte wünschen kann.


Im November war ich bereits sechs Sekunden lang auf NHK zu sehen, aber in einem anderen Zusammenhang. Mit der Dame von NHK, die mir die Fragen stellte, war ich eine Woche später Kaffee trinken. Intelligente Frau, auch wenn sie vor der Kamera nur lieb lächeln soll und nie ihre Talente zeigen darf.

Nach der Chugoku Shimbun sind jetzt auch anderen Medien aufmerksam geworden. Die Zeitung Mainichi und zwei Leute vom Sender NHK wollen mich zu meinem Projekt befragen – selbst wenn es noch nicht mal annäherend fertig ist.

Das Projekt ist mir wichtig. Wegen dem Projekt will ich weiter in Hiroshima bleiben. Das Geld wird zwar ab jetzt etwas knapper sein. Aber das ist nicht wichtig.
Wichtig ist nur, was ich jetzt erreichen kann. Und das verspricht viel zu sein.

Brotlampen und Froschmenschen – Design Festa vol. 38

Endlich wieder Design Festa! Wobei… so spaßig wie früher war es dann am Ende doch nicht.

Oh wie sie mir fehlte. Die Design Festa. Bereits 2009 und 2010 war ich schon mit Begeisterung dabei. In den Jahren danach war ich nie in Tokyo zur rechten Zeit. Letztes Jahr verpasste ich sie sogar nur um eine Woche. Trotzdem war sie mir wichtig genug, sie in meinem Buch als Kapitel 91 zu verewigen.

Diesmal hatte ich sogar zwei Freikarten gewonnen. Jedoch… Es war die erste Design Festa ohne meine finnische Freundin Tiina. Auf der Design Festa vol. 30 im Oktober 2009 lernten wir beide uns überhaupt erst kennen.

An den vielen tausend Ständen alleine vorbei zu laufen war daher nur halb so lustig. Aber kreativ war es allemal. Oben, in einer dunklen Ecke des dritten Stockwerks, gab es einen BDSM Workshop und direkt nebenan spielte einer auf der Melodica Kinderlieder, während zwei Stände weiter Duftkerzen in Form von Katzen verkauft wurden.

Taschen, Mützen und Stofftiere, handgemacht in Form von Brot. Wäre es nicht so teuer gewesen, hätte ich direkt etwas mitgenommen. Der Stand war auf jeden Fall putzig, wie eine kleine Bäckerei.

Ich hatte diesmal mehr Geld eingepackt als in den Jahren zuvor. Wobei es vorallem die Illustrationen und die 2D-Kunst war, die mich interessierte. Ich kann nicht mal sagen, warum mich die Bilder so bewegten, dass ich sie kaufte. Manchmal gab es einfach eine Resonanz, eine emotionale Verbindung. Mit einer Erinnerung, einem Traum oder einfach einem Gefühl, was ich hatte.


(c) mita kura

Die Zeichnungen von Mita Kura (100 Yen für einen A4 Druck) sind fast menschenleer. Ich hab leider die Gelegenheit verpasst, ihn zu fragen, warum das so ist.


(c) mita kura

Es gab auch ein Wiedersehen mit dem Ehepaar Frosch.

Nachdem ich Anji jahrelang genötigt hatte, doch mal zur Design Festa zu gehen und dort auszustellen, war sie jetzt schon das zweite Mal da. Es lief wohl aber nicht so gut. Von daher war auch ihre Reaktion, als ich am Nachmittag zu ihrem Stand kam, nicht etwa „Mensch Fritz, lange nicht gesehen!“ sondern nur ein trockenes: „Du bist spät!“

Ihr Mann gab sich im Froschkostüm alle Mühe, Kunden anzulocken. Doch die Stände links und rechts waren noch aggressiver im Marketing und machten es den beiden nicht leicht. Über acht Stunden unter der blickdichten Froschmaske zu schwitzen war auch nicht einfach. Für den Einsatz und sein Durchhaltevermögen nominierte ich den Frosch-Mann zum besten Ehemann der Welt. Nach kurzen Zögern nahm er den Titel an.

Mehr im Blog von Anji.

Ihre Produkte findet ihr bei:
Onegai Kaeru

Ich konnte am Stand ein schönes Mitbringsel für eine Freundin in Hiroshima finden. Nach einem kurzen Gang mit Anji über einen Bruchteil des gesamten Areals der Design Festa, eilte sie schon wieder zurück zum Stand. Am Abend half ich den beiden dann auch noch beim Abbau. Unglaublich, wie viel Aufwand und Liebe zum Detail in so einem einfach Stand stecken kann. Einer von insgesamt fast 10.000.


(C) Kirieya (Ryo Takagi)

Die Postkarten hier habe ich auf der Design Festa sogar verpasst. Bei so vielen tausend Ausstellern auch kein Wunder. Selbst wenn man wie ich beide Tage auf der Festa ist, kann man so viel verpassen. Erst in einem Blog über das Festival entdeckte ich diese Kunstwerke und bestellte sie per Post.
Jede Farbe und Form in den Bildern ist ein Papierschnitt, die für das fertige Bild in mehreren Ebenen übernander gelegt werden. Kein Pinsel, Stift oder Computer ist involviert. Nur farbiges Papier.


(C) 0/0(Slash):Kairi Tsukiboshi


(C) Kaitan


(C) Mina Min


(C) Ushio Satoshi


(C) Kaitan

Es waren einige Stände dabei, die ich noch von 2009 und 2010 kannte. Lustig war auch der Zeichner, der große gezeichnete, pornografische Bilder aufhängte. Jedem, der vorbei lief, erklärte er energisch und voller Ernsthaftigkeit in zwei Sprachen, dass Pornografie in Japan schon in der Edo-Zeit normal war, und so japanisch ist wie Sushi und Samurai. Er sei also nur ein moderner japanischer Künstler, in der Tradition der alten Meister.

Mein Highlight waren aber definitiv die Brotlampen. Ich hätte direkt eine mitgenommen, aber leider hatte ich nicht genug Geld dabei. Denn so ein Baguette oder Roggenbrot gab es nur für 5.000 Yen und aufwärts. Selbst ein leuchtendes Brötchen gab es nicht für unter 3.000 Yen.
Am zweiten Tag kam ich dann mit einem dicken Geldbeutel erneut an den Stand. Aber: alles ausverkauft. Auch auf Nachfrage im Online-Shop hieß es nur, dass momentan alles weg ist, und sie nun wieder produzieren müssen.

Webseite: Pampshade

An sich hab ich etwas über die Wirtschaftlichkeit der Design Festa nachdenken müssen – gerade weil ich mit Anji jetzt jemanden hatte, der direkt am Markt mitspielte. Und der Markt ist riesig.
Es gibt viele Sachen, die ähnlich sind. Viele verkauften Fotos von ihren Katzen oder aus ihrem Urlaub in Europa. Es gab auch zahllose süße Gegenstände, wo alle Mädchen verquickt „kawaiiiiii!!“ schreien.
Mich als Kerl interessiert sowas nicht und ich hab kein Gespür dafür, was jetzt gut ist und was nicht. Ich merke nur, es gibt viel davon, und es ist schwer, in der Masse gesehen zu werden. Dann kann man nur noch mit dem Preis arbeiten. Deswegen wird vieles auch für ein paar hundert Yen angeboten, auch wenn mir Anji bestätigt, dass das weit unter Wert ist, was Material, Arbeitszeit und Standmiete angeht.
Vielleicht geht es aber nicht um Gewinn oder Verkaufen. Vielleicht geht es nur darum, gesehen zu werden. Damit am Ende dann durch Blogs und Freunde von deinen Produkten erzählt wird – und womöglich auch gekauft wird.

Ich weiß es aber nicht. So viele Faktoren spielen auch noch mit rein. Position deines Standes und der vom Stand neben dir, sowie allgemein wie viele andere Stände etwas ähnliches anbieten wie du. Das kann man vorher ja alles nicht wissen oder steuern.

Fest steht nur: Die Brotlampen sind einzigartig. Und deswegen erinnert man sich in all der Masse noch daran. Sie sind sowohl nützlich als auch lustig. Die Verarbeitung ist auch optimal, man erkennt auf den ersten Blick nicht, dass es kein echtes Brot ist. Und dann spielt auch der Preis keine Rolle. Wenn du der einzige bist, der das anbietet, kannst du verlangen, was du willst.

Gegen 17 Uhr packten allmählich alle zusammen. Als dann die Lautsprecher durch die Halle verkündeten, dass die Veranstaltung vorbei ist, applaudierten die wenigen Menschen in den Hallen noch einmal gemeinsam.

Und wenige Momente später war bereits alles aufgeräumt. Dann war sie weg, die Design Festa 38. Es blieb nur noch der Nieselregen über Tokyo. Kreativ wird es dann erst wieder im Mai.

Bis dahin: grau.

Regen und bewegend

Im Japanisch-Deutschen Zentrum in Berlin-Dahlem findet derzeit eine Foto-Ausstellung von japanischen Fotografen statt. Ich war bei der Vernissage dabei. Es gab Musik und ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten.
Kodak Tri-Max 400

Die Photographic Society Japan präsentiert derzeit in der ‚Crown on the Earth‘ Ausstellung in Berlin-Dahlem sieben japanische „Nachwuchs“-Fotografen. Es heisst zwar „Nachwuchs“-Fotografen, doch einige von ihnen sind schon älteren Semesters. Ich kannte einige Künstler auch schon von der TOKYO PHOTO 2009 Ausstellung, bei der eigentlich nur die erfolgreichsten japanischen Fotografen und ihre Galerien vorgestellt wurden.
Der Name der Ausstellung nun in Dahlem, der ja weder deutsch noch japanisch war, erschloss sich mir auch nicht so ganz.
Mit diesen und einem Bündel anderer Fragen wandte ich mich an Frau Kawauchi, die Leiterin der Kulturabteilung des Deutsch-Japanischen Zentrums in Dahlem, die bei der Vernissage auch eine kleine Rede hielt. Darin ging es u.a. um 150 Jahre deutsch-japanische Freundschaft, welches zwar in diesem Jahr begangen wird, aber in Zeiten von Tsunami und gekürzten Budgets irgendwie doch untergeht.

Frau Kawauchi teilte mir freundlich mit, dass die Ausstellung ‚Crown on the Earth‘ zuerst in Belgrad gezeigt wurde und nach Berlin Ende Oktober weiter nach Moskau geschickt wird. Von dort wird die Ausstellung nach Japan zurückkehren. Von den ausgestellten Fotografen war leider keiner bei der Vernissage in Berlin dabei. Sie wurden repräsentiert durch eine Vertreterin der Photographic Society Japan (PJS), welche auch die ausgestellten Fotografen zwischen 2007 und 2009 mit Preisen ausgezeichnet hatte. Die PJS kurierte auch die Ausstellung und wählte dafür pro Fotograf um die sieben Bilder aus ihren preisgekrönten Serien aus. Nicht immer die beste Auswahl, meiner Ansicht nach.


Kodak Tri-Max 400

Im Regen wurde die Ausstellung eröffnet. Die Tropfen fielen leise auf den japanischen Garten im Zentrum des Gebäudes. Um ihn herum war ein Rundgang aus Holz und Glas, der den japanischen Holz-und-Papier-Schiebewänden nachempfunden war. Im gesamten Bau lassen sich moderne, europäische Interpretationen traditioneller japanischer Architektur finden – wobei sich europäisch hierbei eher auf die Baumaterialen bezieht. Auch der Saal, in dem mit einem kleinen Konzert und mehreren Reden die Ausstellung eröffnet wurde, sah man den japanischen Ansatz. Die 16(!) Deckenventilatoren mussten wohl eindeutig für einen japanischen Sommer geplant worden sein, und wohl kaum in der Erwartung auf die übliche moderate und nasse Zeit in Deutschland.

Es spielten die Japanerin Taiko Saitô am Vibraphon und ihr deutscher Mann Tobias Schirmer an der Bassklarinette. Das war nicht nur gelebte deutsch-japanische Freundschaft auf der Bühne, sondern auch echt schöne Musik. Ihr erstes Stück war, passend zum Sommer und zu dem Tag der Ausstellung „Ame Ame“ – „Regen Regen“.

Frau Saitô war die lebende Eleganz am Xylophon. In jeder Hand zwei Schlägel, spielte sie in einem glamourösen schwarzen Abendkleid das selbstkomponierte Stück. Ich hatte so etwas in der Form vorher noch nie gehört. Doch was immer es war, Frau Saitô spielte es hochkonzentriert in Perfektion. Nur zum Schluss regte sich ihre Miene. Sie nickte ihrem Mann vertrauensvoll zu und signalisierte, dass heute kein Ton mehr vibrieren wird. Danach löste sich ihre Spannung und sie lächelte dem begeisterten Publikum zu.

In der Ausstellung werden sieben japanische Künstler gezeigt. Ich möchte mal eine kleine Auswahl vorstellen, deren Arbeit besonders spannend war.

Ken Kitano

(C) Ken Kitano

Von Ken Kitano hing dort eine Serie von Bildern, bei der jedes jeweils für sich eine Serie von Bildern war. Er nahm verschiedene Portraits – mehrere Dutzend bis hundert Aufnahmen – und legte sie übereinander. Entstanden sind spannende Werke, die sich mit Identität, Menschenmassen und Anonymität befassen. Das seh ich zumindest in den vielen Überlagerungen.

Ken Kitano traf ich 2009 sogar mal persönlich, damals war es jedoch dieses Foto, was mich in den Bann zog:

(C) Ken Kitano

Den Fuji sah ich damals als riesiges Foto an der Wand der Ausstellungshalle, die längste Kante war dabei so 3-4m weit. Das ist nicht die Sonne, sondern der Mond, der da in den 6 Stunden der Belichtungszeit seine Bahn durch das Bild zieht, sagte mir Kitano damals. Ich hatte in der Ausstellung einen großen, gelben Presse-Ausweis um den Hals zu hängen, daher erzählte er mir recht enthusiastisch viel zu seinen Bildern. Er holte dann auch noch ein kleines Büchlein mit Fotos heraus, die er mir unbedingt zeigen wollte. Es waren wohl die ersten Ansätze seiner Portrait-Serie, allerdings gedacht als Portraits der Stadt Tokyo: Er machte eine Serie von Aufnahmen an einer Straßenecke, Überführung oder ähnlichem, und legte alles übereinander. Die Fotos, die er damals hatte, fand ich vorallem in ihrer Gesamtheit von ca. 300 Stück noch nicht so spannend.
Mich beeindruckte jetzt in der Ausstellung aber sein Fortschritt und vorallem seine Vielseitigkeit. Oder könnte man so ohne Weiteres das Fuji-Foto und die Portrait-Serie ein und demselben Fotografen zuordnen?

->Sammlung von Ken Kitanos Bildern auf japanexposures.com

Ken Kitanos Homepage (englisch)

Shintarô Satô


(C)Shintarô Satô Quelle: japanexposures.com

Von Satô wurde seine Tokyo Twilight Serie ausgestellt. Klare Stadtaufnahmen, die jedoch sehr farbenprächtig sind. Sein Bild von Tokyo war es erst, welches mich zu dieser Ausstellung führte. Die Linien in der Komposition, die Weite und doch die frontale Nähe der Stadt und vorallem die Perspektive – alles sehr bemerkenswert.
Ich bin selbst schon diverse Treppen und Feuerleitern in Tokyo hochgeklettert, habe Dach um Dach nach der perfekten Perspektive abgesucht – und doch nie gefunden. Seh ich Satôs Bilder, sehe ich seine und meine tagelange Suche nach dem perfekten Dach. Seine Suche wird bestimmt noch länger gewesen sein. In jedem Bild sehe ich daher das Produkt von mehreren Wochen Suchen und Warten.

Die Serie Tokyo Twilight gibt es auch als Bildband bei amazon.de

Kazutoshi Yoshimura


(C)Kazutoshi Yoshimura Quelle

Seine Bilder fand ich zunächst zu kitschig, vorallem in der Auswahl, in der sie dort hing. Doch in den Bildbänden, die in der Ausstellung von allen Künstlern auslagen, zeigte sich mir ein anderes Bild. Spannende Farbkomposition und ein Blick für Menschen wie für Natur. Am interessantesten fand ich allerdings seine Perspektive. Er war als Japaner in Kanada und hat dort Westler fotografiert. Er hat sie so fotografiert, wie ich es noch nie bei einem europäischen oder amerikanischen Fotografen gesehen habe. Es ist der Spiegel, zu meiner Fotografie oder der von westlichen Kollegen in Japan bzw. Asien. Er hat nämlich Sachen abgelichtet, die auf mich eher trivial und banal wirkten – aber ich denke exakt so wirkt unsere Fotografie auf Japaner. Dinge, die selbstverständlich sind, werden interessant aus einer anderen Perspektive. Unter diesem Aspekt fand ich seine Bilder recht inspirierend.

Yasuhiro Ogawa


(C) Yasuhiro Ogawa

Ogawa war mein Highlight in der Ausstellung. Nicht nur, weil er der einzige der sieben mit einem journalistischen Ansatz in seinen Bildern war, sondern auch, weil die Bilder allesamt fesselnd waren.
Er hat sich das billigste Ticket auf der Fähre auf dem Yangtse-Fluß in China gekauft und ist zusammen mit Arbeitern, Familien und Bauern, dicht gedrängt unter Deck gereist. So hat er das Leben entlang der Drei Schluchten dokumentiert. Seine Bilder zeigen eine intime Nähe, die wir als Westler niemals zu sehen kriegen würden. Als Japaner fällt man auf einer Fähre in China eben etwas weniger auf als ein blonder Europäer.

Diese Fahrten hat er mehrmals gemacht und nun das Ergebnis der Jahre in einem Bildband gesammelt.

Ich empfehle auch seine Website, mit zahlreichen starken Serien.

-> Yasuhiro Ogawa Homepage

Die Ausstellung im Japanisch-Deutschen Zentrum in Berlin-Dahlem findet noch bis zum 28. Oktober 2011 statt. Der Eintritt ist frei und empfehlenswert. Mehr Infos gibt es auf der Homepage der Ausstellung.

Kunst auf Knopfdruck

Oder: Warum es einfach ist, in der Yurikamome-Monorail in Tokyo coole Bilder zu machen.

Vor einigen Wochen gingen ein paar Bilder aus Tokyo durchs Internet. Diverse Kunst-, Design- und Urban/Architektur-Blogs verlinkten auf eine Sammlung von Fotos, gemacht in der Yurikamome-Line in Tokyo. Auch mir wurde der Link oft geschickt („guck mal Fritz, Bilder aus Tokyo!“).

Die Fotografin AppuruPai versteht es hier mit ihrer Kamera mittels Langzeitbelichtung Licht und Bewegung so einzufangen, dass eine Symbiose zwischen Raum und Zeit entsteht. Die Bilder ihrer aktuellen Serie ‘High Speed Photos of Yurikamome Rail Transit’ ziehen den Betrachter in den Sog endloser Wurmlöcher Tokyos.

Quelle: ignant

Wurmlöcher? Symbiose zwischen Raum und Zeit? Sicherlich waren das nicht die Gedanken der Fotografin, die in ihrem flickr-Stream mehr Katzen- als Kunstfotos hat, als sie den Auslöser drückte. Sie wollte nur ein cooles Bild machen. Und gelungen sind sie ihr, zweifellos.

Wenn man einen gewissen Level in der Fotografie erreicht hat, kann man alles cool, schön oder interessant aussehen lassen. Es gibt Techniken und Wege das zu erreichen. Ich zumindest glaube fest daran und hoffe irgendwann auch mal selbst diese Fähigkeit zu haben.
Das führt nun allerdings auch zu einem Dilemma: wenn man die Fähigkeit hat, alles gut aussehen zu lassen, wann wendet man sie an? Oder viel mehr: warum sollte man von etwas bestimmten ein gutes Foto machen, wenn man es zu jeder Zeit von allem machen kann?

Oft ist die Antwort: weil jemand dafür bezahlt. Im Falle von Kunst ist es aber: weil man etwas bestimmtes ausdrücken möchte. Ich unterstelle jetzt mal der Fotografin, dass sie nicht an eine Symbiose von Raum und Zeit beim Auslösen dachte. Sie hat die Kamera auf Langzeitbelichtung gestellt, ans Fenster gehalten und den Knopf gedrückt. Dann noch fix durch Photoshop und fertig.

Es ist ein Trend, den ich seit langer Zeit in der Fotografie beobachte und der mich ebenso lange nervt: Bilder werden totgeredet und bis zum Äußersten interpretiert. Ein verwackeltes Bild wird zu „einem Symbol für unseren hektischen Alltag“, eine Geste einer Person zur Kritik an der Gesellschaft. Das alles ist (meistens) ausgemachter Blödsinn.

Wenn ich den Auslöser drücke, denke ich nur daran, ihn nicht zu verfehlen und nicht den Finger vor die Linse zu halten. Oft gehen zwar verschiedene Sachen in mir vor und es gibt gewisse Gefühle, die ich ausdrücken möchte, doch alles ist stets unkonkret und nicht ausformuliert. So geht es den meisten Fotografen. In dem Bruchteil einer Sekunde, in dem das Bild entsteht, wird nicht viel nachgedacht. Bei inszenierten Bildern, die so viel Zeit und Vorarbeit beanspruchen wie ein Gemälde, ist es etwas anders. Doch was dann am Ende in Fotos reininterpretiert wird, ist meistens ein ziemliches Geschwafel.

In einer BBC-Dokumentation sprechen Fotografen und Kunstkritiker sehr lang über das Pfützenfoto von Henri Cartier-Bresson, was es für die damalige Zeit bedeutet und was er damit ausdrücken wollte. In einer anderen Doku wird Bresson selbst zu dem Bild gefragt. Er meint nur, dass er nicht mal durch die Linse guckte, und nur auf gut Glück fotografierte. „Es ist immer Glück“ sagt er.


Einfahrende Yurikamome-Monorail

Ich wollte selber mal ausprobieren, wie einfach es ist in der Yurikamome interessante Bilder zu machen, ohne komplexe Gedanken dahinter zu haben. Die Fotos sind auf zwei Fahrten beim Blick aus dem Fenster entstanden, weil ich eh in Odaiba zu tun hatte. Die Yurikamome macht es einem leicht, da sie führerlos ist und somit vorne wie hinten freie Sicht auf die Bahn bietet. Sie bewegt sich auch sehr gleichmäßig und wackelt nicht. Für eine Serie könnte man immer und her fahren, bis man das perfekte Bild gefunden hat. Aber, und da stellt sich wieder die Frage vom Anfang: was möchte man damit zeigen?