…und am Ende bleibt nur das Echo

Eine junge japanische Band, die ich im Oktober letzten Jahres traf, zu meiner Lieblingsband ernannt habe, und mit der ich Silvester verbrachte, gab im April ihr letztes Konzert. Ich war als Fotograf den ganzen Tag dabei, von der Probe bis der Vorhang fiel.

Sayuri

Die Geschichte der Band FLAVA, der Gründerin und Sängerin Sayuri und mir lässt sich in einigen Blogeinträgen nachlesen, vom ersten Treffen bis zum 7 Stunden Konzert am Silvesterabend. Nach 6 Jahren Bandgeschichte bestand die Band aber eigentlich nur noch aus der Sängerin und Songschreiberin Sayuri selbst, ihre begleitenden Musiker wechselten sich dabei ab und entstammen alle aus einem kleinen, fast schon familären Kreis junger Musiker in Tokyo. Beim letzten Konzert waren auch viele mir bekannte Gesichter dabei.

Alle jungen Musiker beherschten ihr Instrument, spielen seit teilweise schon 10 Jahren. Auch wenn das in Berlin schon reichen würde, als Musiker über die Runden zu kommen, so schaut das in Tokyo weitaus anders aus. So sind alle Musiker nebenbei noch Kellner, Angestellte oder Conbini-Handlanger. Schade um die Zeit, in der sie nicht für andere Menschen Musik machen können.

Das letzte Konzert der Band FLAVA sollte in Adachi stattfinden, der alten Heimat von Sayuri, im Norden von Tokyo. Treffpunkt war in aller Früh auf einem Bahnhof, wo ich sie erstmal nicht fand. Für Sie hieß es nur ‚Such den Gaijin!‘, ich musste die Gesichter von viele Japanern abchecken um sie zu finden. Nebenbei leerte ich noch eine Cola, da ich in der Nacht zuvor weniger als eine Stunde geschlafen hatte, da ich noch an irgendeinem Projekt saß.

Ich wurde dann von Sayuri begrüßt. Ihr Englisch hatte sensationelle Fortschritte gemacht, aber auch mein Japanisch, sodass wir nahezu ohne Probleme kommunizieren konnte. Mit ihr zusammen am Bahnhof stand auch ein hagerer, schüchterner Japaner, komplett ohne Englischkenntnisse. Er wurde als der offizielle Fotograf von FLAVA vorgestellt, eine Position die ich heute ebenfalls inne hatte. Für so eine kleine Band wie FLAVA gleich zwei Fotografen, das ist schon was.

In den 6 Jahren Bandgeschichte gab es nämlich schon einen Fotografen, bevor ich dann nach Japan kam. Beim letzten Konzert konnte der dann natürlich nicht fehlen, auch wenn Sayuri meine Bilder ebenfalls schätzt.

Er selbst war kein Profi, er hatte allerdings Fotoretusche und Bildbearbeitung studiert. Trotzdem gab es, nunja, Spannungen auf meiner Seite zwischen uns. Der Grund war, dass wir beide dasselbe machten und in direkter Konkurrenz standen, und seine Kamera.

Er hatte nämlich, im Gegensatz zu mir, eine Kamera die wirklich als professionell bezeichnet werden konnte, dazu auch Objektive im Wert von mehreren tausend Euro, für die er natürlich eine ganze Weile gespart hatte, die aber natürlich eine ganz andere Qualität liefern konnte, als meine Kamera. Wenn wir nun also dasselbe Motiv ablichten, ist sein Bild zwangsläufig besser. Ich versuchte, wie sonst auch, genau das zu vermeiden, doch wenn man nur ein paar Meter zum Bewegen hat, und sich das Motiv (Band auf der Bühne) nicht sonderlich verändert, sind die kreativen Grenzen dann doch gesetzt.

Vor dem Konzert in einer Halle in Adachi ging es noch in ein Studio, dass die Band für eine Stunde gemeinsames Einspielen gemietet hatte. Die Leute in der Band waren allesamt cool drauf und hatten viel Verständnis für die zwei Fotografen, die sich hier im engen Raum mit ihnen aufhielten und ständig rumknipsten.

Der andere Fotograf beobachtete alles still aus der Ecke, sein Objektiv ließ das auch zu. Ich musste mich viel bewegen und nah rangehen für einen guten Schuss. Zudem waren an der gesamten Wandfläche Spiegel angebracht, sodass es schwierig war, nicht selbst im Bild zu sein, oder nicht noch den anderen Fotografen drin zu haben.


Keyboarder


Bassist, mit nach wie vor cooler Frisur


Der Mann am Rhythmus-Gerät

Er hier war auch schon Mitte 30 und ich meinte, mein Bruder ist auch so in dem Alter. Von da an nannte ich ihn ‚Aniki‘, was soviel wie ‚Brüderchen‘ heisst. Fand er lustig.


Gitarrist

Sayuri gefiel es zu Anfang garnicht, dass wir Fotos machen, so ganz ohne Make-Up und Bühnendress. Also musste kurz nochmal was aufgelegt werden, und los gings.

Gesamt ging es doch recht professionell zu, die Leute beherschten ihr Instrument und nach wenigen Takten hatten sie alle Abläufe für das einstündige Konzert drin. Aufgeregt war keiner – und traurig auch nicht. Ich war tatsächlich der Einzige, der es bedauerte, dass dies schon das letzte Konzert von FLAVA sein sollte. Sayuri lächelte jedesmal nur, wenn ich sie drauf ansprach. Sie will weiterhin Musik machen, und einen Neuanfang beginnen. Nicht, dass die Zeit mit Flava schlecht war, doch die Band war wie gesagt nur noch sie selbst. Für die Zukunft wäre solo vielleicht besser, meint sie.

An dieser Stelle machte sich nun die Cola bemerkbar, die ich auf leeren Magen getrunken hatte. Es rumorte und schmerzte und ich verdrückte mich aufs Klo. Als ich noch auf dem Klo war, war die Stunde rum, die Band machte sich auf den Weg zum Konzert und fragte sich, wo ich denn bin. Mein Magen hatte zwar noch etwas zu sagen, doch die Sitzung auf dem Klo musste ich schnell beenden.
Ich ging zur Band, wartete bis alles draussen waren und ging unter dem Vorwand, ich hätte noch was vergessen, wieder zurück und erklärte dem Betreiber, dass das Klo momentan nicht mehr ganz so frühlingsfrisch aussieht, mit zehn Entschuldigungen obendrein. Der langhaarige Rocker verstand dann endlich und ich machte mich aus dem Staub, bevor er den Status vom Klo überprüfen konnte. Aber ganz ehrlich, warum viele japanische Klos auf Klobürsten verzichten ist mir schleiherhaft.

Wie dem auch sei, an der frischen Luft auf dem Weg zur Konzerthalle krampfte mein Magen nur noch halb so sehr und ich schaffte es Sayuri die 100 schweren CDs abzunehmen, die sie schon durch halb Tokyo schleppte und nach dem Konzert verkaufen wollte.

In der Konzerthalle hatten wir dann etwas Zeit bis zur Generalprobe, die andere mit Essen verbrachten. Der Gedanke an Essen brachte mich wieder aufs Klo, wo ich nur zehn Minuten lang auf dem Boden lag. Irgendwann gings dann wieder, doch 15min später suchte ich wieder das Klo auf, diesmal das einzige westliche Klo im gesamten Gebäude, wo ich eine längere Sitzung begann in der alles rausgeschmissen wurde, was keine Miete zahlte. Danach gings wieder, auch wenn mir noch den ganzen Abend flau war.

Zur Generalprobe hatte Sayuri wieder das Kleid gewechselt.

Die Band machte sich auf einer schrecklich beleuchteten Bühne vor einer gräßlich, langweiligen weissen Wand bereit.

Die Bühne und die Aufstellung, vorgegeben vom Veranstalter, war zu groß und uninspiriert komponiert, meines Erachtens. Zudem gab es strenge Vorgaben, wo wir uns als Fotografen bewegen können und wo nicht.

Seit meinem ersten Konzert-Shooting habe ich einen großen Gefallen daran gefunden. Ich mag die Lichter, die Emotionen, die Atmosphäre, die sich so gut mit Bildern transportieren lässt. Zudem ist es jedesmal ein neue Herausforderung an Kompositions-Technik und Equipment. Allerdings war das Konzertshooting hier, abgesehen von der fabelhaften Musik, nicht sonderlich spaßig, aus verschiedenen Gründen.

Ich suche ja sonst selten nach einfachen Ausflüchten, aber…

Die Top 5 der Gründe warum ich beim letzten Konzert von FLAVA keine guten Bilder machen konnte

1. Mein Magen rebellierte

Mir war entweder nach Kotzen oder Kollabieren.

2. Die Vorgaben vom Veranstalter

Was konkret bedeutete, dass ich nur Fotos von Schräg-Unten-von-der-Seite machen konnte, oder nur komplett im Profil, vom Bühnenrand. Mein Kollege hatte mit seinem 1600€ Tele-Objektiv einen größeren Zoom, konnte also auch hinter dem Publikum Bilder machen und hatte so ein Foto frontal, ich war da technisch etwas eingeschränkter.

3. Die Gewissheit, dass hier noch ein anderer Fotograf rumlungert, der dasselbe macht wie ich, und evtl sogar besser

Sowas drückt irgendwie auf die Motivation.

4. Die gute Musik

Ich wollte lieber komplett zuhören, statt mich auf gute Bilder zu konzentrieren.

5. Schlechte Lichtverhältnisse

Und nicht schlecht im Sinne von „herausfordernd“, schlecht im Sinne von langweilig, statisch, uninspiriert und ohne Atmosphäre.

Platz für 300 Leute gabs, ganz voll wurde es leider nicht. Allerdings war es selbst für Japaner unnötig kompliziert an Tickets zu kommen. Mich hatte Sayuri eingeladen, das galt dann auch als meine Bezahlung.

Viel Üben musste sie jedoch nicht, es wurde nur die Akustik getestet.

Dann ging es wieder in den Aufenthaltsraum, der mit seinen Tatami-Matten aussah wie ein Zimmer in einem Ryokan. Das Konzert an diesem Abend gestalteten zwei Bands: FLAVA mit Sayuri und Sariyajin. Das waren die Flyer:

Links ist Sayuri als Manga-Figur. Sehr gut getroffen, wie ich finde. Die Homepage der Künstlerin findet sich hier.

Die andere Band war auch im Raum, alle Mitglieder waren älteren Semesters. Die Sängerin von Sariyajin und Sayuri machten sich derweil mit Make-Up und Dress bühnenfertig, und waren fortan nicht mehr ansprechbar. Ich spielte derzeit mit der Kamera meines Kollegen rum…

…der wiederum mit meiner rumspielte, wodurch obiges Foto entstand.

Der Gitarrist baute derweil eine Art Rekoder fürs Konzert auf.

Er sieht zwar sehr wild aus, spielt aber in einer Jazz Band und ist ein sehr gelassener Geselle. Ich meinte, so wie er aussieht, spielt er doch bestimmt in einer Rockband. Er sagte nur, ja, das denkt jeder.

Dann ging es endlich auf die Bühne.

Das letzte Foto bevor der Vorhang sich öffnete. Ich war wohl aufgeregter, als alle in der Band zusammen (weswegen das Foto auch verwackelt ist)…

Die Musik fing an zu spielen und der Vorhang hob sich.

Nun will ich garnicht mehr so viel schreiben, sondern einfach nur Impressionen zeigen.

Mit viel Gefühl in der Stimme bewegte sie das Publikum.

Und sie spielte die Klanghölzer.

Keine Ahnung wer Sie war, sie tauchte irgendwann auf und wurde dem Rest der Band auch nicht vorgestellt…

Und heute für Euch an der Kamera: Fritz!

Sayuri genoss es, wieder für Menschen singen zu können. Und auch wenn das ihr letzter Konzert war, nie zeigte sie auch nur eine Spur von Trauer. Ich glaube, dafür ist sie auch ein viel zu positiver Mensch, der sich mehr auf die neuen Herausforderungen nach FLAVA freut.

Auch wenn FLAVA natürlich immer nur sie war, ohne Band.

Das letzte Lied…

…und dann gab es FLAVA nicht mehr.

Mit einem Lächeln verließ sie die Bühne und ging in den Vorraum zum Saal, CDs verkaufen, Freunde begrüßen und Autogramme geben.


Verkaufsstand

Ich wurde dann natürlich auch oft als der Fotograf aus Deutschland vorgestellt, woraufhin dann immer alle ‚ooooohhh‘ machten – und mir ihre kleine Digitalkamera in die Hand drückten, zum Gruppenfoto.

Nach all den Autogrammen, verkauften CDs und Gesprächen mit Fans, bat ich Sayuri noch um ein Portrait…

…vor einem absolut gräßlichen Hintergrund. Doch sie wollte nicht mehr große Anstrengungen unternehmen für ein Foto. Dafür gabs heut schon genug Gepose, Gestelle und in die Kamera Gelächle. Sie war müde, auch wenn sie es sich nicht anmerken lassen wollte.

Die Band machte sich dann auf ins Izakaya, ich blieb noch mit Sayuri zurück und half beim Verkaufen und Einpacken. Ich hörte auch noch Sariyajin, der Folgeband zu. Sariyajin ist ein Begriff aus dem Anime und Manga Dragonball, dementsprechend bestand deren Reportoire an Songs auch aus vielen Anime-Klassikern.

Sariyajin setzte dabei auf viele klassische Instrumente. So gab es einen Flügel auf der Bühne, eine Violinistin, ein riesigen Contrabass und auch verschieden große Trommeln. Zusammen spielten sie dann ein Lied, dass ich seit über 10 Jahren schon kenne und gerne höre: „Yakusoku wa iranai“, geschrieben von Yoko Kanno, gesungen von Maaya Sakamoto.

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=2Ytbozmcuxk&hl=de_DE&fs=1&]

Ich kannte es bisher nur als mp3, hiernun hörte ich es in einer fantastischen Version live. Ich hatte Gänsehaut und seitdem hört sich die mp3 so leer an…

In Sariyajin spielen wie gesagt Leute älteren Semesters, mit umso mehr Erfahrung. Die Violinistin spielt nun schon seit 20 Jahren(!), der Piano-Spieler (der bei der allgemeinen Vorstellungen der Bandmitglieder das 7-11 Conbini Intro spielte) nun schon seit 15 Jahren. Trotzdem können Sie nicht davon leben. Ich hab der Sängerin dann gesagt, dass ich Yoko Kanno ebenfalls schätze und ihr sehr dankbar bin, für diese Liveversion und ihr kamen fast die Tränen.

Mit Sayuri bin ich dann zum Izakaya. Auf dem Weg hab ich mein Deutsch-Japanisch Wörterbuch vergessen und sie ihr Songbuch. Beides kam dann zwei Tage per Post vom Veranstalter zu uns nachhause.

Im Izakaya saß die ganze Band, erschöpft und zufrieden. Ich trank dann mal einen Tee, das erste mal wieder was im Magen seit 8 Stunden. Sayuri verteilte etwas Geld, was vom Abend durch CD Verkäufe und vom Veranstalter rumkam. Sie hatte allerdings den Konzertsaal gemietet, nicht der Veranstalter die Band. So läuft das in Tokyo.

Ich fragte die Bandmitglieder wieviel es gab, sie wussten es nicht und es war ihnen auch egal. Sie machen das nicht fürs Geld. Ich betone das nochmal: Sie spielen jahrelang Musik auf der Bühne nicht für Geld, sondern weil sie Freude dran haben. Umso sympathischer ist dann ihre Musik.


Das letzte Gruppenfoto

Was ich an Silvester 2009 in Tokyo gemacht habe

Anstatt Party zu machen oder einen Schrein zu besuchen habe ich mit jungen japanischen Bands in einem kleinen Musikkeller ins neue Jahr gerockt. Am Ende haben alle zusammen gesungen, getanzt und waren glücklich. Man merkt, die haben Spaß beim Musik machen – und diese Freude steckte an. Ach und der japanische Jimi Hendrix war auch am Start….

Ich hab lange überlegt, was ich an Silvester machen sollte. Ich bin kein Party/Clubgänger-Typ, und nur saufen um zu saufen brauchte ich auch nicht. Zudem ist in Japan der Silvester-Abend eher besinnlich als reine Party. Da ich mir jedes Jahr wenig Gedanken um den Silvesterabend mache, kann ich auf eine lange Geschichte lahmer/peinlicher/unangenehme Jahreswechselabende zurückblicken:

prä 2003 – zuhause mit Eltern, Tischfeuerwerk und Heringssalat

2003 – Silvester in einem „Schülerladen“, eine Art Kinderhort, der der Mutter einer Mitschülerin gehörte. War recht wild, da viele meinten nen harten Kerl raushängen lassen zu müssen und ohne Ende Alkohol becherten. Etliche Ohnmächtige und Kotzorgien waren die Folge. Für mich als Nichttrinker amüsant zu beobachten. Trotzdem waren die bunten Kindermalerein des Schülerladens für uns Jugendliche natürlich viel zu uncool.

2004 – aus Mangel an Alternativen noch mal Schülerladen, diesmal relativ lahm, da die meine besten Freunde entweder im Ausland, oder auf cooleren Partys waren.

2005 – Silvester zusammen mit drei Pärchen, darunter 5 Personen, die Informatiker waren, und kein anderes Thema kannten. Ich war dabei nicht nur das fünfte Rad am Wagen, sondern gleich Rad fünf bis zwölf. Unspaßig

2006 – Kurzfristig entschieden als Atheist in der Stadtmission eines guten Freundes zu feiern. Als einziger Nichtchrist etwas komisch, trotzdem ganz nett.

2007 – In Berlin unterwegs und Fotos von Feuerwerken und anderen Lichtgestalten gemacht, bis mir die Finger abgefroren sind


Die Party jenseits des Flusses

2008 – Verweigerung und aus meinem warmen Zimmer zuhause das Feuerwerk in Berlin beobachtet und fotografiert

Egal was ich nun in Tokyo machen sollte, es konnte nur besser werden.
Das einzig Feste, was ich schon bereits seit Oktober für diesen Monat geplant hatte war ein Konzert der Band FLAVA.

Ich hatte FLAVA im Oktober auf der Design Festa gehört und entdeckt, und kurzerhand zu meiner neuen Lieblingsband erklärt. Nach der Design Festa habe ich die Band etwas gegoogelt und bin so zum Blog der Sängerin Sayuri gekommen. Sie hatte auch schon einen Eintrag zur Design Festa geschrieben und ich schrieb ihr in Englisch einen Kommentar drunter:

3 ■無題

hey, I have seen you at the design festa and fell in love with your music! I bought your album and listen to it all the time 🙂 I hope to see you play live again sometime
フリッツ 2009-10-26 14:42:36 >>このコメントに返信

Ich hatte eigentlich nicht mit einer Antwort gerechnet, aber es kam dann eine in Japanisch, die ich erst mir von Google übersetzen lassen musste.

7 ■English and Deutch

>フリッツさん
いま久しぶりに英語とドイツ語を思い出しているので
お返事、もう少し待っててください!
日本語以外で、ちゃんとお返事しますね!

ああ、先に日本語で書いちゃった…。

Übersetzung:

7 ■ English and Deutch

„Says Fritz
I remember that after a long time now in English and German
Reply, please wait a bit!
Non-Japanese, I will reply properly!

Oh, I wrote the first Japanese ….

Wenig später kam dann:

9 ■Danke fuer Ihnen Kommentar.

>Fritz

Hallo,Fritz!Wie geht es ihnen?
Ich bin Sayuri von FLAVA.
Danke fuer Ihnen Kommentar.

I’m very glad to see you.
Thanks for writing on your weblog about us!!

By the way,where are you from?Germany??
I studied German when I was in Graduate school.
But I’ve forgot a lot of German words…(I’m so sorry!)
If you come our live again,I hope I can talk to you in German.
I’ll study German until the day when I could meet you.

For the closure, I will write a message in German!
I hope you understand what I mean!

Wenn du kommest mein Konzert,will Ich Deuch sprechen.
Tschuss!!
sayuri 2009-10-27 19:29:24 >>このコメントに返信

Das sie Deutsch gelernt hatte, hat mich dann doch sehr überrascht. Ich hatte dann irgendwo gelesen, dass ihr nächstes Konzert am 31.12.2009 sein sollte und meinte, dass ich gern vorbei kommen würde. Das war im Oktober, und zwischendurch hatten wir auch keinen Kontakt mehr. Umso überraschter war ich dann, als ich am Silvesterabend ankam, dass ich auf der Gästeliste vom Bogaloo stand, geführt unter den Gästen der Band FLAVA. Fand ich cool 🙂

Das Bogaloo ist ein Haus bzw. mehr ein Keller für Live-Musik. Der Musikraum ist dabei mit ca. 6mx7m nicht sonderlich groß, aber das Publikum war mit ca. 50 Gesichtern auch recht überschaubar. Wie ich mit der Zeit merkte, waren im Publikum aber auch größtenteils die Bands und Musiker, die dann später noch auftraten. Die Verteilung war ungefähr so: 60% Musiker, 35% Freunde, Familie und Bekannte der Musiker und 5% einfach so dazu gestoßene. Und, nunja, 1% Ausländer – ich.

Als ich hereinkam wurde ich schon etwas neugierig betrachtet. Die Bands kannten sich natürlich alle untereinander, und ich als einziger Ausländer war da natürlich recht alleine. Die Bogaloo-Gemeinschaft an Bands, die dort wohl öfter auftreten, ist wirklich wie eine große Familie. Das merkte man auch daran, dass viele Musiker sich unternander aushelfen, und mal in der einen, mal in der anderen Band spielten, falls mal not am Mann war.

Trotzdem habe ich micht nicht wirklich ausgeschlossen gefühlt. Durch die Musik wird man als Zuhörer wirklich Teil der Gemeinschaft. Man hat Freude am Zuhören, so wie die Musiker Freude am Spielen haben, das konnte man wirklich merken. Ihre Begeisterung färbt auch auf die Zuschauer ab. Ich hab zwar absolut kein Wort von dem verstanden, was sie gesungen haben, dennoch hat es mir gefallen und mich begeistert.

Das Ganze am 31.12.2009 war eine Countdown-Party, Beginn schon um 18 uhr. Es sollten über 6 Stunden Musik folgen.
Zuallererst spielte die Band, für die ich eigentlich gekommen war: FLAVA

Zuerst war Sayuri, die Sängerin, alleine auf der Bühne und setzte sich ans Klavier. Ich war überrascht, gab es doch auf der CD, die ich hatte, keine Klavierstücke. Doch gekonnt sang und spielte sie gleichzeitig neue Lieder, die auf der CD nicht drauf waren.

Nach dem Klavierstück stellte sie sich vorne auf die Bühne und es kamen ein Gitarrist und ein Drummer hinzu, der gekonnt auf einer einfachen Box den Takt vorgab. (Nachtrag: Ein Musiker schrieb mir, dass die Box wohl ein Cajon gewesen sein wird, ein alte peruanisches Instrument)

Zwischen den Liedern erzählte sie etwas über die Band. FLAVA gibt es seit 6 Jahren und im letzten Jahr haben sie ihr erstes Mini-Album herausgebracht, welches ich dann auf der Design Festa gekauft habe. Ursprünglich bestand die Band aus Sayuri und dem Gitarristen, zusätzlich zu wechselnden unterstützenden Musikern. Der Gitarrist ist jetzt irgendwie weg, ich hab das nicht genau verstanden, aber jedenfalls ist Sayuri jetzt alleine. Aber sie nimmt das ganz locker.

->Homepage von FLAVA: Noch einmal, mit Gefühl

Nach ihren leider sehr kurzen Auftritt machte sie in der Umbaupause kurz die Runde durchs Publikum. Sie hat vielen Freunden Hallo (und Danke) gesagt, die anscheinend nur wegen ihr gekommen sind, und sich nun verabschiedeten. Irgendwann entdeckte sie dann auch das blonde Haar in der Ecke und kam lächelnd auf mich zu.

Wir redeten etwas, so gut es ging, auf Deutsch/Japanisch/Englisch. Es haperte allerdings recht oft 😉 Jedenfalls freute sie sich, dass ich gekommen bin und ich freute mich, über die Musik. Ich zeigte ihr ein paar Fotos, die ich während ihres Auftritts gemacht habe, und sie war recht angetan. Sie ist selbst ein Foto-Fan und geht gerne zu Ausstellungen. Ich musste dann natürlich noch ein Foto mit ihr zusammen machen:


Ich bin letzte Woche aus Hokkaido eigentlich mit einem Vollbart zurückgekommen, den ich für Konzert abrasiert hatte. Geschadet hats wohl nicht.

Sie musste dann allerdings fix weiter, anderen Gesichtern ein Hallo und Danke aussprechen. Sie kam dann aber später zurück und saß neben mir und wir lauschten den anderen Künstlern.
Die Bühne machte knapp ein Drittel des gesamten Raums aus, ohne Probleme konnte man selbst ohne Mikro die Musik auch noch ganz hinten verstehen. Trotzdem wurden die Boxen voll aufgedreht – alles andere wäre ja auch nicht Rock’n’Roll. Ich saß leider direkt neben den Boxen (und der Bühne), was, trotz guter Musik, mein Trommelfell ordentlich strapazierte.

Als nächstes trat tsubame caffe auf, ein junges Mädchen, das sich ganz schüchtern am Gitaristen vorbei zum Klavier gedrängelt hat. Wie Sayuri sang und spielte sie gleichzeitig. Sie sang von einem Café im vierten Bezirk, soviel konnte ich noch verstehen. Aber eine wunderschöne Stimme hatte sie. Auch als sie sich vom Klaviert wegbewegte und zum Zentrum der Bühne ging, verlor ihre Stimme und ihr Gesang nicht an Gefühl.

Sie war allerdings sehr schüchtern und entschuldigte sich oft zwischendrin. Wenn sie nicht sang, war ihre Stimme nicht sehr sicher und oft zu leise, als würde sie sich nicht trauen gewisse Sachen hier auf der Bühne zu sagen. Doch wenn sie sang, konnte man ihr Herz hören, sicher und voller Gefühl.

Das gefiel auch Sayuri

Bassist der Band mit supercooler Frisur

Und es war ernsthaft auch ein Cello bei.



-> Homepage der Künstlerin:
einmal Kaffee bitte

Nach dem Aufritt kam sie auch noch bei Sayuri und mir vorbei und griff nach der Sicherheit von Sayuri’s Hand. Diese lächelte nur und versicherte ihr, dass sie nen guten Auftritt hatte.
Ich fragte dann Sayuri, ob sie auch noch schüchtern oder aufgeregt ist, wenn sie auf die Bühne geht. Sie lächelte mich nur an und meinte „Nein“.

Jetzt traten ein paar Kerle auf und es wurde etwas rockiger, Kareiro betrat die Bühne.

Im Prinzip spielten sie ein einziges langes Stück, da der Drummer kaum Pause ließ und der Gitarrist immer neue Akkorde nachlegte.

Der Gitarrist war dabei einfach nur herlich: Mit dem Sänger liefert er sich einen konstanten Wettstreit, wer denn nun die größere Rampensau ist. Lasst es mich mal so sagen: Er hat gewonnen.

Die Schweissperlen vom Sänger glitzerten dabei im Scheinwerferlicht. Kurz noch ein Schluck Wasser

und weiter gehts

Die Band war grundsätzlich lauter und Rock’n’Roll-iger, als die Mädels vorher.

Samurai-Drummer

Der Sänger hatte dabei großes Show-Talent und wusste die Menge zu unterhalten. Die Gespräche und Witzeleien zwischen Publikum und ihm, sowie er mit seiner Band, erinnerten mich dabei an die Comedians aus dem japanischen Fernsehen, wo es ähnlich abläuft. Scheint wohl so ein japanisches Ding zu sein.

Dem Publikum gefiels.

Eine versucht das ganze auch mit kleiner Digicam auch aufzunehmen:

Aber ich hatte ja schon Schwierigkeiten mit meiner Kamera, weswegen viele Bilder hier auch nicht ganz so scharf sind….

->Homepage der Band: Rock’n’Roll baby

Kurze Umbaupause und Sayuri war weg, da sie beim nächsten Act als Backgroundsängerin agierte. Auftritt Salparadise

Die Frontsängerin von Salparadise ist eine richtige Rockröhre und Show-Talent.

Sie brachte wirklich gute Laune und Bewegung ins Publikum, wenngleich auch ernste Stücke dabei waren.

Die restlichen Mitglieder der Band:


Sayuri als Background-Unterstützung


Ebenfalls Background. Ich fand sie sehr fasziniert, sie ist sehr zierlich und sehr dünn, ihr Gesicht strahlt aber eine gewisse Eleganz aus. Hab allerdings kaum ein gutes Bild von ihr bekommen können.

Für einige Lieder hatten sie auch eine kleine Choreographie erarbeitet, die sie dann auf der Bühne vortanzten.

->Homepage der Band: Hehooooo

Und kurz danach hat sich dann meine Kamera verabschiedet. Der Akku war leer. Aber umso mehr konnt ich mich dann auf die Musik konzentrieren. Es lief auch eine Fotografin herum, die mit ihrem Equipment wohl bessere Bilder machen konnte, die Bilder finden sich vielleicht demnächst auf ihrer Homepage.

Es folgten dann noch die Bands:

MILDS – ziemlich lässiger Typ mit Hut

Anekdote dazu: Sein Gitarrist meinte irgendwas über sein Alter, dass er ja jetzt schon 35 sei und doch viel zu alt hierfür. Da schrie einer aus dem Publikum „Halte durch!“ („Ganbattane!!“)

wacci (und ihr sehr cooler Sänger Yu Kisakata) – wirklich gute Musik von ihm, hat mich sehr begeistert.

Die Band trat um 22.30 Uhr auf, und der Sänger machte es sich einen Spaß daraus, ständig auf die Uhr zu schauen und immer dazu zu sagen „Puh… noch über ne Stunde… na die Zeit kriegen wir auch noch rum….“.

Anekdote dazu: Die Musiker waren teilweise nicht teil der Band wacci und so kam die Frage auf, was denn wacci bedeutet. Gemeinsam rätselten sie, wofür es denn als Abkürzung stehen könnte und kamen auf:

World…. automatic….

der Drummer ergänzte dann noch:

„…chinese….. chocolate?…“

Und der Gitarrist rief dann rein:

„…international!!“

Das Publikum und vorallem der Sänger fand das sehr amüsant, weswegen er von da an sagte: „Okay, hier nun das nächste Lied von World Automatic Chinese Chocalate International!!

Kurz vor 12 trat dann Salparadise nochmal auf, auch nochmal mit Sayuri, diesmal allerdings alle zusammen in anderen Klamotten. Sie fingen an zu spielen bis es 12 Uhr war und bauten einen 10er Countdown einfach in das Lied mit ein. Als es 12 Uhr vorbei war, spielten sie einfach weiter. Die Stimmung im Publikum war pure Begeisterung und Freude, zusammen mit den Musikern. Es konnte sich nun keiner mehr halten, alles stand und machte mit.

Die Sängerin von Salparadise stimmte dann noch ein Lied an, dessen Refrain immer „frohes Neues Jahr“ war. Sie hat alle vorhergehenden Künstler eingeladen auf die Bühne zu kommen, und spontan haben die jeweils eine Strophe zur Musik erdichtet und gesungen – was sie in diesem Jahr, an diesem Abend erlebt haben und was sie sich fürs nächste Wünschen.
Die schüchterne Sängerin von tsubame caffe kam auch nach oben und vorm Ende ihrer Strophe kamen ihre die Tränen. Irgendwie rührend.

Die Sängerin von Salparadise, die Rockröhre, hatte nun auch noch ausgerechnet am 1.1.2010 ihren 32. Geburtstag. Nach dem Ende des gemeinsamen Liedes kamen nochmal viele Leute und Musiker auf die Bühne um ihr Geschenke und Blumen zu überreichen. Da bröckelte nun auch die coole Rock’n’Roll Fassade und ihr kam vor Rührung die Tränen.

Nach dem Ende der Musik stellte mir Sayuri noch den Rest der Band vor. Zum Drummer meinte sie ganz stolz, dass er schon einmal in Amerika war. Wann denn, fragte ich ihn. Als er 10 Jahre alt war, sagte er. Und so war auch ungefähr sein Englisch 😉

Es lief alles etwas schleppend, aber dennoch haben wir noch ne Stunde reden können. So hab ich herausgefunden, dass der Drummer eigentlich Web-Designer ist, und der Gitarist bei Starbucks steht. Sayuri selbst ist ja Office-Lady in einem IT-Unternehmen. Als junger Künstler in Tokyo ist es halt nicht einfach. Trotz den über 2000yen Eintritt, die ich an dem Abend zahlen musste, werden die einzelnen Bands wohl selbst auch Geld bezahlt haben, um dort spielen zu dürfen – so läuft es tatsächlich in Tokyo.

Diese jungen Musiker, die allesamt wunderbar sind, und neben all dieser Idol/Pop-Maschinerie als richtige Musiker existieren, werden in kleinen Musikkeller weggesperrt. Echt Schade für Tokyo.

Gesamt war es eines der besten Silvester der letzten Jahre, auch wenn ich kaum Leute dort kannte oder mich verständigen konnte. Und das war auch eine junge Alternative zu den restlichen Silvesterfeiern an diesem Abend. Ich hab es sehr genossen. FLAVA spielt zwar erst wieder im März (worüber ich mich bei Sayuri schon deutlich beschwert habe), doch die Bogaloo Gemeinschaft tritt mehrmals auf. Ich werd sie mir sicherlich noch einmal anhören, wenn sie für mich spielen.