the many faces of hiroki azuma

Wieder was Vergangenes, diesmal vom 12. August:
Fürs metropolis magazine sollte ich das Foto zum Interview mit Hiroki Azuma liefern, einem Professor für Philosophie und Pop-Kultur Kritiker.

Hier auf dem Bild sieht er auch recht ehrwürdig aus, aber mein erster Eindruck von ihm als ich ihn sah, war eher, als ob ein großes Kind vor mir steht. Als man mir vorher sagte, dass er Professor sei, erwartete ich einen älteren Herrn mit Brille, doch vor mir stand dann ein etwas rundlicher, kleiner Kerl im Hawaii-Hemd, der die ganze Zeit von Anime und Manga redete. Das waren zumindest einige der wenigen Worte, die ich verstehen konnte, denn das ganze Interview wurde in Japanisch gehalten.

Geführt wurde das Interview von einem New Yorker, der in Havard studierte, und sich sehnlichst dahin zurück wünschte („Working life is so hard…“), und von einer Japanerin, die mit ihm befreundet war. Der New Yorker sprach zwar Japanisch, aber den Großteil des Gesprächs führten dann doch die Japaner unter sich.

Der Hiroki Azuma ist recht bekannt und respektiert. Mein Mitbewohner ist zum Beispiel ein Fan seiner Werke. Als ich ihm erzählte, dass ich ein Interview mit ihm habe, war er ganz aus dem Häuschen und wollte dabei sein. Ich rief den New Yorker an und fragte ob das geht, er vereninte. Trotzdem erzählte ich meinem Mitbewohner in welchem Cafe das Interview stattfand, und er nahm sich als stillschweigender Gast einen Tisch neben uns 😉

Von ihm hörte ich dann auch Einiges über den Herrn Azuma: Er ist nicht umsonst Kritiker, denn er kritisiert ständig, alles und jeden. Was ihn nicht gerade beliebt macht. Er kann auch Ausländer nicht leiden, beim Interview guckte er auch nie mich an, der Fotos machte und daneben saß, noch den New Yorker der eigentlich die Fragen stellte.

Wenn ich sonst Fotos zu Interviews mache, höre ich den Menschen zu, und versuche sie zu verstehen, um ein Bild zu machen, dass sie wirklich wiedergibt. Da das Ganze Interview in Japanisch gehalten wurde (annährend 2 Stunden lang), musste ich hierbei nur auf die Beobachtung von Gestiken und Mimiken verlassen, was eigentlich sehr spannend war, und eine nette Lektion.

Hiroki Azuma ist eigentlich ein sehr sympathischer und amüsanter Kerl. Auch wenn ich seine Witze nie verstanden habe, und immer auf die Reaktionen der Japanerin und vom New Yorker gewartet hatte, um mich dann entsprechend korrekt und höflich zu verhalten.

Vorallem überrascht war ich von seinen vielen verschiedenen Gesichtsausdrücken:

Als ich dem Metropolis die Bilder schickte waren die auch überrascht, denn soviele verschiedene Gesichtsausdrücke kriegt man aus den sonst doch eher kontrollierten Japanern nicht raus.

Ein paar hatte ich vorab auch an den New Yorker geschickt, der diese dann an Herr Azuma weitergeleitet hatte.

Seine Managerin antwortete daraufhin:

Maybe you can ask Flitz if he has photos Azuma san looks more slim? That is perfectly acceptable as an editor/writer to ask….

Meine Antwort war nur:

No f-ing way

Er sieht nunmal aus, wie er aussieht. Alles Andere ist Verfälschung der Wahrheit.

Kritisch ist er, ja, aber Hauptsache er steht gut da 😉

knackig

Wieder mal Vergangenes, diesmal vom 3. August 2009:
Setzen wir uns mal kurz hin und deuten in Ruhe das Bild:

Ein Mädchen, nur gekleidet mit Kohlblättern verlangt mehr Vegetarier.
Was will sie uns damit sagen? Möchten sie, dass wir ihr die Kleider vom Leib fressen? Findet sie Schnitzel als Büstenhalter unbequem? Will sie einen neuen Modetrend unter den japanischen Mächen auslösen?

Weder noch, es war eine Demonstration von peta in Shibuya Crossing, einer der größten Straßenkreuzung der Welt, die von bis zu 20.000 Menschen auf einmal passiert wird.

Das Metropolis Magazine (die Zeitung für die ich hier in Tokyo als Fotograf arbeite) hatte im Vorfeld von dieser Demo gehört, und mich hingeschickt. Ich musste nicht lange suchen, ich fand schnell eine Gruppe von Journalisten, die schon gierig auf die drei Mädchen warteten, die pünktlich um 12 Uhr Shibuya Crossing entlang liefen.

Die ganz links ist übrigens der Vorstand von peta von Südostasien, allerdings mit Sitz in Malaysia. In Japan ist peta so gut wie garnicht präsent, was sie auch mit dieser Demo ändern wollten.

Als sie Shibuya Crossing überquerten blieben sie einfach nur stehen, grinsten in die Kamera und stellten sich den Fragen der Journalisten. Ab und an riefen sie auch „Be vegetarian“, mit einer Stimme, wie sie Prostituierte haben, wenn sie freundlich fragen, ob man mal „Zeit für sie hat“… Aber diese Assoziationen mag auch nur aufgrund der knappen Kleidung kommen.

Die Reaktionen auf diese Demonstration knackigen Salats war geteilt. Die Journalisten stürzten sich drauf, und wagten sich für den investigativen Journalismus ganz nah dran:

Die Japaner reagierten mit Begeisterung, zückten Handys und Kameras (vorallem ältere Geschäftsmänner) und knipsten.

Ein paar anderen war das Ganze dann doch etwas zu freizügig:

Ein paar Tage später fand ich dann das Video zur „Demo“ auf youtube, in dem auch ich auftauche. Man achte im Laufe des Videos auf den Kerl mit Bart und schwarz-weissen Hemd, der zum ersten Mal bei 0:17 ins Bild läuft.

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=UqyixlBWzvo&hl=de&fs=1&]

Das Ganze war im Übrigen nicht vorher angemeldet, und sie guckten sich auch ständig nervös um. Doch die nächste Demo, so sagte man mir, wird dann angemeldet sein. Dann werden es 300 Mädchen, gekleidet in Kohl sein. Ich geh schonmal ernten…

Ihr Outfit hat so um die 10$ gekostet, ein geringer Preis um wirklich richtig „grün“ zu sein. Angst, dass sie in der Bahn von müden und hungrigen Salarymen (japanischer Geschäftsmann, die sehen alle gleich aus, dunkle Hose, weisses Hemd, Aktentasche) im Zug für das Abendessen gehalten werden, haben sie nicht. Viel mehr, dass sie damit in Shibuya, dem Trend und Fashionzentrum Tokyo’s, eine neuen Modetrend unter den Shibuya-Girls auslösen.

Und das ist durchaus wahrscheinlich hier in Japan…

Und wisst ihr was, seitdem bin ich auch ein großer Fan von Salat geworden.