a kraut in a crowd

Beim Bon Odori in Koenji, dem zweitgrößten in Japan: Viele Menschen, viel Gedränge, viele Fotos – und viel gute Laune. Die japanische Kultur findet nicht in Museen statt, sondern lädt auf der Straße zum mitmachen ein.

Der Sommer in Japan, und besonders in Tokyo, wird begleitet von vielen Sommerfestivals. Auf einem davon, einem Matsuri, war ich ja bereits. Während es bei einem Matsuri nur ums Essen, Trinken und Spielen geht, steht bei einem Obon bzw. dem dazugehörigen Tanz „Bon Odori“ der Tanz und Musik im Vordergrund. „Obon“ wird von einigen Reiseführern gerne mit „Totenfest“ übersetzt, ich finde aber, das trifft es nicht ganz. Dafür sind alle viel zu gut gelaunt. Es geht mehr um die Ehre und Würdigung der Ahnen.

Der „Bon Odori“ („Odori“ heisst soviel wie „Tanz“) in Koenji hatte ein eigenes Thema, welches ich allerdings nicht so recht verstanden habe. Der Editor vom Metropolis, der mich hierzu einlud, erzählte mir, dass die Tradtion dort wohl von irgendeinem alten Shogun kommt, und ein Dieb verehrt wird. Was auch die Masken erklärt, denn diese Haube, zusammengebunden unterhalb der Nase, ist ein altes japanisches Kostüm für einen Dieb.

Das Odori ist eine alte buddhistische Tradition, welches die Japaner selbst mit einer alten japanischen Tradition zelebrieren: In großen Gruppen auftauchen und die Straßen überfüllen.
Ich hatte schon extra das Fahrrad genommen, um den vollgestopften öffentlichen Verkehrsmitteln zu entgehen, aber trotzdem war der Andrang echt extrem.

Teilweise bekam ich wirklich keine Luft, weil sich asiatische Körper gegen meinen Brustkorb stemmten. Ich konnte nur die Kamera hoch halten, um sie zu sichern und frei Hand ein paar Bilder zu machen, vom Odori, das ich, obwohl ich nur 2 Meter davon entfernt war, aufgrund der vielen Menschen absolut nicht sehen konnte.

Ich weiss nicht wieviel es waren, aber eine Million war bestimmt da:

Für eine Strecke von 50 Metern habe ich ungefähr eine halbe Stunde gebraucht, und dann noch einmal 20 Minuten um in der Menschenmenge den Editor vom Metropolis zu finden.
Zeitweise war ich echt genervt von all den vielen Leuten, das aller erste Mal seitdem ich in Japan bin, aber das gab sich schnell nachdem ich das Festival sehen konnte.

Die gute Laune der Tänzer steckt an und überträgt sich auf die Menschenmasse drum herum. Ihr Tanz war zwar simpel, aber faszinierend. Und simpel genug, um einfach mitzumachen.
Von jung bis Alt waren alle dabei.

Es gab verschiedene Straßenabschnitte wo getanzt wurde, und es traten verschiedene Gruppen auf. Vergleichbares in Berlin wäre wohl nur der Karneval der Kulturen, und mit einer ähnlichen guten Laune und Ernsthaftigkeit wie in Berlin gingen auch hier die Tänzer voran, um die Ahnen zu ehren und das Publikum zu unterhalten.

Mit zunehmender Stunde (das Ganze ging insgesamt drei Stunden), wurden die Tänzer auch leichtfüssiger und gutgelaunter:

Auch wenn Einige es wieder zu ernst nahmen:

Die Reaktionen vom Publikum waren unterschiedlich, jedoch als Motive wunderbar. Es gab die stillen Geniesser:

Die Jugend, die es vorgezogen haben, das Fest nur durch ihre Kompaktknipse zu betrachten, statt selbst mal hinzuschauen:

Und den obligatorischen „Du musst lauter reden, da ist grad ein Festival hinter mir!“-Typ:

Ein paar waren auch nur skeptisch, warum denn alle so komisch gekleidet sind:

Der Umzug bestand aus mehreren Gruppen, die auf verschiedenen, abgetrennten Bereiche der Straße auftraten. Angeführt wurden sie von einer Art Standartenführer, der vorweg tanzte

Dann gab es den, ich nenn ihn mal so, „Kapellmeister, der mit einem kleinen Gong, fester Stimme und starker, richtungsweisender Hand die Gruppe in Reih und Glied hielt:

Die Trommler gaben dann, wenn auch etwas genervt von der Schwere der zu tragenden Trommel, den Takt vor:


Auch die Kleinen wollten es probieren. Doch zuerst wird geschaut wie es geht:

und dann selbst marschiert:

Zwischendrin waren dann die Flötenspieler

Ihnen folgten dann die Tänzer, die Männer dann so:

oder etwas spezieller, so:

und die Frauen in Kleid und extravaganten Hüten, folgten so:

Und nur Japanerinnen schaffen es, in simplen Holzschuhen, die nur auf zwei Holzkanten stehen, elegant zu tanzen:

Pünktlich um neun Uhr endete der Umzug, und die Polizei bat uns freundlich, aber bestimmt, nun endlich zu verschwinden:

Und schon nach 20 Minuten war alles aufgeräumt und abgebaut. Das ich mir eigentlich noch was zu Essen kaufen wollte, nach getaner Foto-Arbeit, schien die Buden nicht zu interessieren.

Aber es war auch ein anstrengender Tag, für alle Beteiligten.

Fototechnisch war ich vom Tanz und Publikum sehr angetan. Nach anderthalb Stunden hatte ich bereits meine komplette Speicherkarte und zwei Rollfilme voll. Auch wenn die Bedingungen nicht die besten waren, in der Nacht und Dunkelheit, und kaum genug Platz um nah ranzugehen. Ständig lief irgendeiner durchs Bild. Die besten Chancen hatte ich frei Hand, was ganz gut funktionierte. Bin ganz froh nun eine neue Kamera zu haben, die konnte mit diesem wenigen Licht sehr viel anfangen.

Für alle, die den Straßenumzug gern mal in Bewegung sehen würde, mit passender Geräuschkulisse:

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Und nun: Selber machen!

rennende japanische Mädchen

(wenn man die kamera rausholt gibts immer eine gruppe japanischer mädchen die posieren. keine ahnung wer die sind, aber sie hatten spaß fotografiert zu werden)

war heut bei nem Matsuri, das sind Sommerfestivals, die überall stattfinden, mal hier, mal da. Vergleichbar mit ner deutschen Kirmes, aber dann doch mehr mit Tradition und vorallem besseren japanischen Essen. Meist findets um nen Tempel herum statt, mit Tanz und Kultur.

Heute war das Matsuri in Roppongi, dem Partyviertel von Tokyo. Das schreiben zumindest alle Reiseführer, weswegen alle Gaijin (=Nichtjapaner, Ausländer) nach Roppongi gehen, um Party zu machen. Das führt dazu, dass in Roppongi fast nur Gaijin sind, und leichte japanische Mädchen, die auf Gaijin stehen.
Meistens sind die Gaijin oberflächliche Amerikaner, und die Japanerinnen etwas dümmlich. Bestes Beispiel beim Matsuri heute:
Ein Amerikaner zerdrückte mit lauten Rülpsen an seiner Stirn eine Bierdose, was die Japanerinnen anscheinend sehr amüsant fanden, und der Amerikaner zum Anlass nahm, mit ihnen high-five zu machen.

Auf einmal Hektik – hunderte von japanischen Mädchen rannten in eine Richtung. Ich dachte zuerst, Godzilla ist vorbeigekommen, und hat den Amerikaner wie eine Bierdose zerdrückt. Als Fotojournalist in-spe bin ich natürlich mitgerannt.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite liefen drei Jungs – und hinter ihnen eine Traube von hunderten japanischen Mädchen, die alle ihr Handy zückten um die Jungs abzulichten. Trotzdem hielten sie stets zwei Meter Abstand zu den Jungs, die sich dabei die größte Mühe gaben, so zu tun, als merkten sie nicht, dass hunderte japanische Mädchen respektvoll aber stetig hinter ihnen her wackelten.
Einen Japaner fragte ich dann, wer das nun war, und es stellte sich heraus, dass es „Schauspieler“ einer Soap waren.

Meine deutsche Begleitung meinte, sie würde nicht gern in Japan berühmt sein wollen.

Ich persönlich hät jedoch nichts dagegen, wenn mir hunderte japanische Mädchen, gekleidet im Yukata, folgen würden.

Ganz ehrlich.