Impressionen: Ikebukuro

Für ein deutsches Manga-Magazin machte ich eine Art Tokyo Guide, zu verschiedenen Stadtteilen und -zentren von der Metropole, jeweils mit Text und Bildern. Den Anfang machte Shinjuku, der zweite Teil war Harajuku, der dritte Shibuya, der vierte Shimokitazawa, der fünfte Chiyoda und hier nun Ikebukuro.

Ikebukuro ist ein Stadtteil ohne Charakter – wobei man diese Charakterlosigkeit auch wieder zur Persönlichkeit von Ikebukuro zählen könnte. Wie dem auch sei, viel gibt es nicht in Ikebukuro zu sehen, aber doch ein paar Sachen zu erzählen. Aber auch nicht wirklich viel…

Aus Ikebukuro hatte ich bisher nur ein Bild verblogt, “Der letzte Blick auf Tokyo”, was irgendwo auch zeigt, dass es dort nicht so viel spannendes zu fotografieren gab. Zudem zeigt dieses Foto nicht Ikebukuro, sondern Shinjuku, gesehen von Ikebukuros Hochhaus, Sunshine 60, mit namensgebenden 60 Stockwerken.

In Ikebukuro ist die letzte Straßenbahnlinie von Tokyo, das Zentrum für weibliche Otaku (Anime und Manga Fans) und in Ikebukuro wohnte eine liebe Freundin von mir, eine Finnin. Sie war eigentlich der einzige Grund, warum ich ab und an nach Ikebukuro fuhr. Ebenso wie ich hatte sie nie wirklich Geld, was ganz gut war, da wir so geldsparend unterwegs waren. Die Bilder für Ikebukuro musste ich allerdings an zwei Tagen machen, da ich mich beim ersten Shooting Tag mit ihr getroffen habe und mehr quatschte als knipste. War aber trotzdem ein schöner Tag.
Was ich eigentlich vermeiden wollte, in der heissen Regenzeit zu fotografieren, konnte ich leider nicht mehr umgehen, so ist es auf jedem Foto bewölkt.

Keine schöne Architektur, dafür versinkt Ikebukuro in bunten Reklametafeln.

Metropolitan Art Space, kulturelles Herz von Ikebukuro.

Der Bahnhof in Ikebukuro ist einer der größten in Tokyo, und zentrale Anlaufpunkt für alle Linien Richtung Norden und Nordwesten.

Um die letzte Straßenbahn von Tokyo zu finden musste ich lange suchen. Fast schon versteckt zwischen kleinen Wohnhäuser schlängelt sich die Bahn durch ein grünes Gleisbett.

Während im Hintergrund die Hochhäuser stehen.

Die Sunshine Straße zu Fuße des Sunshine 60, in dessen ersten Stockwerken das Sunshine City Einkaufszentrum ist. Trotz soviel Sunshine gabs an dem Tag wenig Sonne.

Der hässliche Koloss Sunshine 60, einst das höchste Gebäude Japans. Oben gibts ne Aussichtsplattform.

Unten am Koloss gibts einen kleinen Park, mit Gedenkstein.

Hier stand früher nämlich ein Gefängnis, in dem auch Kriegsgefangene saßen und im dazugehörigen Friedhof begraben wurden. Hier war unter anderen auch der Deutsche Richard Sorge, dessen Grab ich im Januar besuchte. Gefängnis und Friedhof wurden wegen dem Bau des Sunshine 60 plattgemacht und die Gräber verschoben. Da man in Japan ja nicht vergräbt sondern verbrennt und einen Gedenkstein aufstellt, war das Umlagern einfacher. Ebenso auch wahrscheinlich die moralische Entscheidung, einfach einen Friedhof umzuwühlen, das könnt ich mir in Deutschland nicht vorstellen.

Gegenüber von Stein und Koloss ist die Otome Road (wörtlich: Straße der Jungfrauen). Das ist ein relativ kurzer Straßenabschnitt vollgepackt mit Manga und Anime-Läden, die gezielt Mädchen ansprechen. Dementsprechend viele junge Mädels finden sich hier an. Sie sind das weibliche Äquivalent zum männlichen Otaku, genannt “Fujoshi” (verdorbene Mädchen). Ich bin auch in so einen Laden rein und alle Mädels drehten sich nach mir um. Kein Witz. Es ist nämlich echt ungewöhnlich, dass ein Kerl in diese Läden geht, und dann noch ein blonder Ausländer. Lange wollte ich aber auch nicht bleiben, überall lächelten mich viel zu hübsch gezeichnete Kerle an.

Die Gegend stellt sich langsam auf diese Kundschaft ein. So gibt es u.a. Cat Cafés, wo man nach der Bezahlung von etwas Eintritt stundenlang Katzen streicheln kann, die da frei herumlaufen.

Oben im Sunshine 60 gibts gegen etwas Eintritt auch einen fast 360° Blick auf Tokyo.

Zu dem Zeitpunkt war ich schon auf etlichen Hochhäusern in Tokyo und die Aussicht ähnelt sich schon stark. Die Aussicht vom Sunshine 60 ist aber insofern interessant, weil es einen freien Blick auf eben diese Hochhäuser wirft. Im nahen Umkreis ist kein Gebäude auch nur annähernd so groß wie dieses.

Die Hochhäuser in der Mitte sind Shinjuku.

Hier noch eine Geschichte die sich hinter Ikebukuro verbirgt und vielen Bewohner nicht mal bekannt ist: Die beiden Kaufhäuser oben im Bild, Seibu und Tobu sind im Besitz von zwei Brüdern und gehören zu den größten der Welt. Beide Brüder hassen sich allerdings und versuchen sich gegenseitig in Größe der Kaufhäuser und Erfolg zu übertrumpfen. So kommt das fast alle Geschäfte und Gebäude auf der einen Seite des Bahngleises dem einen Bruder gehören, und die andere Seite fast komplett dem anderen.

Und bei Nacht gehen die Lichter an.

Ikebukuro hat durchaus ein aktives Nachtleben, aber sonderlich attraktiv ist das außer für die Bewohner nicht wirklich. Das selbe gilt für Ikebukuro am Tag…

3 thoughts on “Impressionen: Ikebukuro”

  1. Oh man, ich würde sooo gerne mal nach Japan fliegen…Danke für diese wunderschönen Bilder! Coolen blog hast du hier!

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