Tagebuch

Ich hatte eine Ausstellung in Hiroshima.
Eine Ausstellung über fünf Jahre Japan und sechs Monate Hiroshima.

Zeit für Zäsur.

Was braucht man für eine Ausstellung?

– wenig Schlaf
– zahlreiche Helfer
– ein gesprengtes Budget
– viel Tütensuppe, KitKat und Fanta-Weintraube (von mehr hab ich mich vergangene Woche nicht ernährt)

Aber fangen wir von vorne an. Seit meinem letzten Eintrag ist viel Zeit vergangen.

Am Anfang vom Semester an der Hiroshima City University habe ich mir vier Projekte vorgenommen. Eines ist so gut wie fertig, es fehlt nur noch der Schnitt.
Eines ist wahrscheinlich gecancelt, weil japanische Behörden es nicht gerne sehen, wenn ausländische Journalisten über Suizid in diesem Land berichten es etwas kompliziert ist.
Eines ist verschoben auf später, weil es gerade arschkalt ist, weil bereits ein Fotograf aus Deutschland 2013 dort war, weil ich beschäftigt war.
Und ein Projekt wird immer größer, je mehr ich dazu recherchiere.

Dann war ich von Mitte Dezember bis Mitte Januar auf Reisen. Osaka und Kyoto, wo ich bisher nie war. Bei der Gelegenheit habe ich gleich zwei neue Projekte mitgenommen. Dann wieder Tokyo, wo ich Weihnachten und Geburtstag in Kreis von Freunden verbrachte.

Es waren viele alte Freunde in der Stadt, teilweise hatten wir uns seit drei Jahren nicht mehr gesehen. Sicherlich meine größte Geburtstagsfeier seit der 2. Klasse. Sonst feier ich immer klein, weil meine engsten Freunde über den Globus verstreut sind.

In den zwei Wochen in Tokyo habe ich eigentlich fast nur geschlafen. Ich war irgendwie nur kaputt. Mein Körper wird schon wissen, warum er Ruhe braucht. Und ich bin wahrscheinlich der einzige in der Welt, der nach Tokyo fährt, um Ruhe zu finden. Aber es ist schließlich ein Zuhause.

Viel ist passiert. Ich hab auch einen Bart gewachsen und dann wieder abrasiert weil andere Leute mich dazu drängten weil er immer im Reissverschluss meiner Jacke steckenblieb weil man in Japan nicht auf Bärte steht.

Kaum war ich wieder rasiert in Hiroshima, hieß es auch schon Ausstellung. Mein Dozent sagte mir bei einem Treffen ständig hayaku – beeil dich. Das war allerdings nicht sein eigenes Motto, denn zu unserem Treffen kam er drei Stunden zu spät.

Fotojournalismus-Studenten aus Hannover haben in Hiroshima im Rahmen unseres Stipendiums relativ freie Hand. Wir müssen keine Kurse besuchen, sondern können frei an unseren Projekten irgendwo in Japan arbeiten. Am Ende des Semesters haben wir dann eine Ausstellung, wo wir unser Projekt zeigen sollen. Eigentlich.

Ich hatte aber nun wieder vergessen, wie zäh und langwierig manche Prozesse in Japan sein können. Teilweise musste ich Wochen warten, bis die Zu- oder Absage für ein Projekt kam. Oft wurde ich auch hingehalten. Dann tauchte aber auch wieder ein neuer Dreh zur Geschichte auf, der sich am Anfang gar nicht ergab.
Kurzum, keines meiner Projekte war fertig, als die Ausstellung geplant werden sollte. Was nun.

Die Idee einer Ausstellung mit meinen Japan-Bildern hatte ich schon, seitdem ich das erste Mal das Land verlassen hatte. Es gab dann hier und da ein paar Ansätze in Deutschland, aber alles verlief irgendwie im Sande.

Das jetzt hier war meine erste eigene Ausstellung. Ich wollte die Gelegenheit also nutzen, endlich die Bilder zeigen zu können, die ich schon länger mal zeigen wollte.

Von der Uni gab es dafür 30.000 Yen und einen Raum in der Alten Bank von Japan, deren Japanischer Name auszusprechen mir wohl nie gelingen wird.

Am 6. August 1945 hat die Druckwelle der Atombombe das Dach der Bank aufgesprengt und die Tür vom Tresor verbogen. Am 8. August nahm die Bank wieder ihren Betrieb auf. Ohne Dach. An Regentagen standen die Angestellten mit Regenschirm am Schalter.

Heute ist die Bank eine öffentliche Galerie und Raum für Künstler. Der Eintritt ist stets frei, das Programm wechselt teilweise jede Woche. Manchmal sind echt sehr gute Ausstellungen dabei, wie von Chim↑Pom im Dezember oder von einem Mann, der den Saal mit hunderten bunter Regenschirm füllte.

Vergangene Woche lief gleichzeitig mit meiner eine Ausstellung vom Fotoladen Saeda. Der ist keine 500 Meter entfernt, auf der anderen Straßenseite.
Saeda hatte einen Foto-Wettbewerb unter seinen Kunden ausgerufen, die zahllosen Bilder waren alle recht trivial. Katzen, Kinder, Sonnenuntergänge. Das Übliche eben. Aber es zog sicherlich viele foto-affine Leute an, die dann sich teilweise auch auf den Weg zu mir in den 3. Stock machten.

Ich hatte lange überlegt, welche Bilder ich denn nun zeige. Was kann die Leute in Hiroshima interessieren? Was möchte ich zeigen?

Schließlich brachte mich dann eine japanische Studentin auf die Idee: Mach es doch wie in deinem Blog. Kleine Geschichten mit Text und vielen Bildern.

So hatte ich dann in der Ausstellung Fukushima neben Bands aus Tokyo, Nagasaki an der Wand und meine größte Geschichte direkt neben dem Cover eines Magazins.

An den Wänden hatte ich Einzelaufnahmen aus Tokyo, Hiroshima und dem Rest von Japan, die ohne Kontext funktionierten.


(c) Kiên Hoang Le

Zusätzlich hatte ich noch zehn danboru. Das sind selbststehende Pappwände, auf denen ich die einzelnen Geschichten erzählen und viele Bilder anbringen konnte.

Der Grund, warum ich so viele kleine Bilder hatte, ist simpel: Mein gesamtes Foto-Archiv ist in Berlin. In Japan hatte ich nur kleine Dateien dabei, oder nur die Fotos in geringer Auflösung online im Blog. Große Sprünge Drucke konnte ich damit nicht machen. Daher war mein Motto auch ganz klar: Quantität vor Qualität.

Während wir in der Bank noch klebten, kamen schon ungeduldige Besucher. Alle alt, alle männlich, alle mürrisch. Wir sollten uns doch mal beeilen, sagten sie.
Einer fragte mich auch, ob ich die Kirschblüten in Fukushima gesehen hätte. Die seien wunderschön, sagte er. Sicherlich sind sie das. Sie leuchten bestimmt auch im Dunkeln.

Wir haben insgesamt drei Tage in der Bank gebraucht, um alles anzubringen. Davor halt eine Woche in der Uni. Drucken, Schneiden, Kleben. Zum Glück hatten wir viele willige Japanerinnen freundliche Helfer, die uns unterstützten.

Es ist ordentlich viel schief gegangen. Blasen auf dem Papier beim Anbringen auf den Klebeplatten. Verschnitt und Kratzer. Dann fiel der Drucker aus, Tinte war alle oder die große Rolle Glanzpapier war aufgebraucht. Die Uni war dann auch eine ganze Woche geschlossen, wegen der Examenszeit, also konnte ich nicht drucken.
Shouganai war oft das Wort des Tages. Shouganai – da kann man nix machen, ist halt so. Ich hatte zeitweise überlegt, die Ausstellung umzubenennen. Shouganai Japan.

Der Titel stammt von meinem Kommilitonen, der seine Fotoausstellung eine Woche vor mir hatte. Ursprünglich war angedacht, dass wir eine zusammen machen. Aber da ich etwas beschäftigt war und er reisen wollte, haben wir es verschoben. Das hatte natürlich auch zur Folge, dass wir unser Budget von der Uni gesplittet haben. Aber dafür hatte ich dann den großen Raum für mich alleine. Auch nicht verkehrt, da sich unsere Fotografie stark unterscheidet.

Er wählte “Nihon Nikki”, was “Japan Tagebuch” auf Japanisch heißt. Ich fand das ganz passend, für meine Bilder ohne Zusammenhang. Auch wenn es Schlussendlich einfach eine Ausstellung meiner Arbeit in Japan wurde.
Ich wählte das deutsche “Tagebuch Japan”, weil Japaner deutsche Worte zu lieben scheinen. Auf vielen Produkten, insbesondere aus dem Schul- und Büro-Bereich, findet man sie aufgedruckt.

Das Poster wurde mehrmals überarbeitet. Mal gefiel es mir nicht, mal nicht dem Sensei. Und dann kam Yuki, deren Poster-Designs regelmäßig Preise gewinnen und die, so viel habe ich bisher hier gelernt, mit Abstand beste Designerin an der Uni ist.
Das finale Design fand ich zwar etwas merkwürdig. Aber sie meinte, Japanern gefällts.

Die Bank liegt auf der Hondori, eine der belebtesten Straßen in Hiroshima. Hier ist der Sitz von NHK und zwei Einkaufsstraßen kreuzen. Es ist ein Verkehrsknotenpunkt, der Busbahnhof liegt hier und am anderen Ende ist der Atombomben-Dom. Prima Lage.

Am Tag der Eröffnung stellte ich das Schild mit dem Poster ganz weit vor die Tür auf die Straße. Das soll man zwar eigentlich nicht, aber es zieht Leute an.
Ich blieb kurz einen Moment stehen und beobachtete die Straße. Eine Dame hastete in schnellen Schritten an der Bank vorbei, Richtung Straßenbahn. Im Augenwinkel sah sie mein Poster und wurde langsamer. Zögerlich ging sie auf das Schild zu. Sie blieb davor stehen, betrachte es genauer für eine halbe Minute – und ging dann an mir vorbei die Treppe hoch.

Yuki hatte Recht. Japaner mögen das Design.

In der Bank wurden Dezember 2012 schon einmal vier Fotos von mir ausgestellt, als Teil einer Ausstellung von Yuki, die ich damals im Sommer in Hannover traf.
Ich mag den Ort. Man sieht die Geschichte in jeder Ecke. Ursprünglich wollte ich auch die Ausstellung im ehemaligen Tresorraum machen. Der hat nämlich nur einen Ausgang – eine Zweitonnen-Stahltür, verbogen durch eine Atombombe. Interessant beklemmendes Gefühl in dem Raum.

Zur Vernissage hatte ich einen kleinen Filmabend organisiert, bei dem ich meine Multimedia-Arbeiten aus Deutschland und Japan zeigte. Ursprünglich sollte es die Premiere vom fertigen Film eines meiner Projekte sein. Es war aber einfach nicht mehr drin, den noch rechtzeitig zufriedenstellend fertig zu bekommen. Ich hatte es auch nicht mehr geschafft, Japanische Untertitel für meine anderen Filme zu machen.

Deswegen haben die Filme auch nicht so funktioniert, wie ich mir das erhofft hatte. Aber die Bilder haben gefallen.


(c) Kiên Hoang Le

Gesamt kann ich zufrieden sein. Ich war nicht jeden Tag in der Ausstellung, aber ab und an, um nach den Bildern zu sehen. Die sind nämlich nicht bombenfest an die Wand angebracht fallen nämlich gerne mal runter, weil sich das billige Tape löst. Aber jedes Mal war der Raum gefüllt.
Auf Twitter ging die Ausstellung nach einer Meldung in diversen Medien auch ordentlich ab.

Durch die Ausstellungen, die zuvor in diesem Raum waren, bin ich immer schnell durchgesaust. Die Bilder ließen sich all zu oft zu leicht erfassen oder waren einfach langweilig. Mir war es daher wichtig, eine längere Verweildauer bei den Leuten zu erreichen. Daher variierte ich die Größe der Bilder, sodass man seine Position beim Betrachten ständig wechseln muss. Auch die Texte und kleinen Fotos sorgen dafür, dass man etwas länger bleibt.

Ich habe keine genauen Zahlen, wie viele sich jetzt die Ausstellung angesehen haben. Aber 1.000, 2.000 Leute? Bestimmt.

Ich hatte bei meinen bisherigen Reisen nach Hiroshima schon gut Kontakte sammeln können, von denen ich jetzt natürlich sehr profitierte. Zwei Kontakte sind da besonders zu erwähnen.

Bei der Filmkommission Hiroshima arbeitet jemand, der alle ausländischen Medienvertreter in Hiroshima betreut. Wenn die BBC, das ZDF oder der Spiegel etwas über Hiroshima bringen, haben sie mit ihr gesprochen.
Die Dame kenn ich seit 2009, sie ist inzwischen eine gute Freundin und eine wichtige Vertrauensperson in Hiroshima geworden. Durch sie lernte ich auch eine weitere Dame kennen, eine erfolgreiche Netzwerkerin. Ich traf sie bei einem Filmfestival, wo sie mich gleich unaufgefordert vielen Leuten vorstellte: Der Hiroshima Chef von Mazda, Regisseure, Künstler. In unserem ersten Gespräch erwähnte ich im Nebensatz, dass ich deutsches Brot vermisse. Eine Stunde später überreichte mir jemand ein Paket von der (teuren) dänischen Bäckerei ein paar Straßen weiter. Ein Geschenk von ihr.
Sie war bei der Vernissage dabei und berichtete darüber auf Facebook. Und zack, 97 Likes.

Ich war im International Conference Center Hiroshima (direkt neben dem Atombomben-Museum) um mein Poster aufzuhängen. Nach dem bürokratischen Geplänkel (Wer? Was? Wie lange?) überreichte ich ihr endlich mein Poster. Die Reaktion: “Oh, das Foto kenn ich. Ich hab es auf Facebook gesehen!”
Einer meiner beiden Kontakte muss es geteilt haben.
Ich habe das Gefühl, allein durch diese beiden Damen, hat man Zugang zur ganzen Stadt.

Insgesamt zeigte ich Fotografien von 2009 bis 2014. Fünf Jahre Japan. Ich war selbst etwas erstaunt darüber. Es scheint fast so, als hätte ich den fünf Jahren nix anderes gemacht.
Und es scheint fast so, als habe ich den letzten fünf Jahren nix anderes gemacht, als die gleichen Bilder zu recyclen.

Die Bilder sind bekannt. Sie sind auf meiner Homepage, sie sind in meinen Büchern. Sie sind nicht neu.
Ich kenne genug Fotografen, die von ihrem Archiv leben. Die in Ausstellungen die immer gleichen Bilder zeigen. Die ähnlich wie Musiker in stets neuen “Best Of”-Alben ihr altes Material neu verpacken. Und eigentlich nervt mich das.

Am spannendsten für mich in der Fotografie, ist das Machen. Alles, was danach kommt, empfind ich eher als lästig. Von daher bin ich auch gerade viel am Reisen, Fotografieren, Recherchieren. Machen.
Das Zusammentragen, Editieren, Aussortieren – davor drück ich mich eher. Es gibt doch noch so viel, was man Fotografieren kann. Warum muss ich dann drinnen vorm Rechner hocken und Pixel schieben?

Jedoch will ich das jetzt mal angehen, diesen Monat. Nicht Reisen, sondern hier bleiben. Spart Geld. Und ich verliere nicht den Überblick darüber, was ich schon alles fotografiert habe. Ich kann überlegt neue Bilder angehen.

Ein Semester ist vorbei. Das Stipendium ist aus. Trotzdem habe ich mich entschlossen, bis zum Sommer zu bleiben. Nicht nur wegen meiner anderen Projekte. Sondern wegen einem Projekt.

Wegen dem Projekt kam ich auch mit der Ausstellung in die Zeitung.

Es geht um Gas, 2. Weltkrieg und ein dunkles Kapitel von Hiroshima. Seit Oktober recherchiere ich daran und es wird größer und tiefer, je mehr Leute ich dazu interviewe.
Das Ziel ist ein 10-15 Minuten langer Dokumentarfilm. Eventuell wird die Geschichte auch mein nächstes Buch. Es ist auf jeden Fall groß, spannend und hat alles, was man sich als junger Journalist von einer Geschichte wünschen kann.


Im November war ich bereits sechs Sekunden lang auf NHK zu sehen, aber in einem anderen Zusammenhang. Mit der Dame von NHK, die mir die Fragen stellte, war ich eine Woche später Kaffee trinken. Intelligente Frau, auch wenn sie vor der Kamera nur lieb lächeln soll und nie ihre Talente zeigen darf.

Nach der Chugoku Shimbun sind jetzt auch anderen Medien aufmerksam geworden. Die Zeitung Mainichi und zwei Leute vom Sender NHK wollen mich zu meinem Projekt befragen – selbst wenn es noch nicht mal annäherend fertig ist.

Das Projekt ist mir wichtig. Wegen dem Projekt will ich weiter in Hiroshima bleiben. Das Geld wird zwar ab jetzt etwas knapper sein. Aber das ist nicht wichtig.
Wichtig ist nur, was ich jetzt erreichen kann. Und das verspricht viel zu sein.

Fritze hier und anderswo V

Die pünktliche Publikations-Pirouette.

Mein Artikel wird sogar auf dem Cover angeteasert

Artikel in UNICUM über das Studieren in Sendai

Seitdem ich für das Studentenmagazin UNICUM einen Artikel aus Tokyo schrieb, war ich bei denen als “der Japan-Futzi” bekannt. Nach dem Erdbeben und dem Tsunami kam die Redaktion also auf mich zu und wollte einen Text über den Zustand von Studenten und Unis in der betroffenen Region, namentlich in Sendai.

Die Recherche dazu war schwierig. An dieser Stelle einen herzlichen Dank an die Blogleser, die mir dabei geholfen haben. Es war schwierig, Kontakt zu Studenten herzustellen, da sie entweder Sendai verlassen oder ihr Haus und somit ihr Internet verloren hatten. Oder schlimmeres…


UNICUM, Ausgabe 6/2011, Seite 10

Am Ende fand ich doch noch einen gesprächigen Studenten, der mir bei dem Beitrag half. Auch wenn ich viel nachfragen musste. Sicherlich waren für ihn viele Sachen nicht so einfach zu erzählen. Dem Text habe ich nur so viel Dramatik beigefügt, wie es der Situation angemessen war. Er ist in der Juni-Ausgabe von UNICUM, online lesbar hier auf Seite 10.

Wenn der Kensei Sato im Text davon spricht, dass er von seinem Fenster aus die Trümmer am Strand liegen sieht, und wenn man dann weiss, dass viele Studenten an der Küste wohnten, kann man sich denken, dass er bei dem Blick aus dem Fenster auf die Reste der Häuser seiner Kommilitonen schaut. Im Text habe ich diese Formulierung explizit vermieden, aber beunruhigend ist die Erkenntnis schon.

Video: Trenntkonzerte

Für die Berliner Zeitung arbeite ich ja ab und an als Kameramann/Cutter, weil die online nun auch Videos haben wollen. Auf mein letztes Video bin ich dabei besonders stolz, vorallem wenn man die Umstände bedenkt. Wir haben 17 Minuten gedreht, davon waren zehn Minuten Konzert und sieben Minuten Interview. Während die Band spielte, konnten ich den Platz nicht wechseln und beim Interview spielte nebenan ein lautes Konzert. Es war sehr schwierig zu schneiden, damit auch alles synchron passt. Trotzdem ist der Ton gut geworden und es fließt alles schön organisch zur Musik.
Es geht um “Musik aus Müll” bzw. wie sich Gegenstände noch so recyclen lassen, das gute Töne daraus entstehen.



Der P.R. Kantate im Video dürfte einigen vielleicht noch ein Begriff sein, das war der mit “Görli Görli”

Weblink -> trenntmusik

Berlin-Minsk für die Humboldt-Seite

Im Rahmen meines Praktikums schrieb ich auch einen längeren Bericht für die Seite der Humboldt-Universität in der Berliner Zeitung. Es geht um ein bislang recht wenig bekanntes Kapitel in der Berliner NS-Vergangenheit, das nun von Studenten erforscht wird. Ich schreib ja sonst fast nur Reportagen, da war ein reiner, langer Bericht mal eine nette Abwechslung. Auch um zu sehen, ob ichs noch kann.
Der Text ist nirgendswo online, nur als Bilddatei hier.

Weblink -> Berlin-Minsk

Diverses

Mein Text in einem Lehrbuch zum Journalismus

Hierfür muss ich etwas weiter ausholen: Eine Kollege in meiner Praktikums-Redaktion hat eine Tochter, 14 Jahre alt. Die kam mit ihrer Hausaufgaben zu ihm. Es ging um journalistische Textgattungen, als Beispiel war ein Kommentar aus der Berliner Zeitung abgedruckt. Mein Kollege half seiner Tochter bei der Aufgabe und sah zum Abschluss auf den Namen des Autors – meinen.

Ich wusste nicht, dass mein Text in einem Handbuch für jungen Journalismus abgedruckt wurde, noch warum gerade dieser es verdient hatte. Aber cool ist es schon, irgendwie.

Autor: Dr. Fritz Schumann

Wie schon ein paarmal erwähnt existiert ein Buch über Hiroshima mit mir als Autor. Weltbild.de hat dafür einmal “Fritz Schumann” gegoogelt und das erstbeste Ergebnis in die Autorenbiografie gepackt. Das Ergebnis liest sich wie folgt:

Dr. Fritz Schumann, seit vielen Jahren an der SLFA Neustadt tätig, ist Fachbereichsleiter Weinbau mit Betreuung der Rebsortimente und Leiter des Römischen Weingutes Weilberg in Ungstein.

weltbild.de

Nun frage ich mich, was ein Dr. Fritz Schumann, Experte für Weinbau, mit Hiroshima und Japan zu tun hat?

Dr. Fritz Schumann ist mir dabei sogar ein Begriff. Da wir unsere Email-Adresse beim selben Provider haben und sie sich nur durch einen Punkt(!) unterscheiden, bekam ich schon manchmal seine Post zugestellt.

Die Russen im Freitag

Das Magazin der Freitag hat ein Interview mit den drei russischen Kunstfälschern geführt und fragte mich, ob sie mein Portrait der drei Brüder für die Ausgabe nehmen können. Das war auch das erste Mal, dass ich mit diesem Blog etwas Geld verdiente, da sie durch ihn auf meine Bilder aufmerksam wurden.

Wir einigten uns auf den üblichen Tarif und es lief auch alles prima. Dass sie das Bild dann auch für online verwenden wollten, klärten wir zwar nicht nochmal extra ab, war mir aber vorher klar. Ebenso auch, dass das ohne spezielle Vergütung passieren wird. Was mir allerdings vorher nicht klar war, und mich auch ärgerte, war, dass ein falscher Name als Urheber unter meinem Foto stand.

Ein Maxim Lustikov sollte das Bild gemacht haben. Die Redaktion des Freitag brauchte vier Tage und drei folgende Emails um den, laut Eigenaussage, “peinlichen Fehler” zu korrigieren.

Eine Serie vorbei, eine neue beginnt

Meine Serie in der Berliner Zeitung, die nun schon seit Januar lief, endete Anfang des letzten Monats. Bevor ich nun in weniger als drei Wochen nach Japan düse, fotografiere ich die neue Serie (Trendsportarten für den Sommer) und die im Anschluss folgende Serie (Geständnisse) jetzt noch vorher ab. Wobei ich da im Zeitplan bereits arg hinterher bin…

…und zum Abschluss: headbangende Geishas

[youtube http://www.youtube.com/watch?v=0WEKyoaV25k]

Fritze hier und anderswo Sonderedition: Fritze vor der Kamera

Es ist nicht lange her, da wurde ein kurzer Film über mich als Fotograf gedreht. Ich nutze die Gelegenheit mal um zu sammeln, wo ich überall schon vor der Kamera rumgehopst bin. Selbstdarstellung Galore.

Hier in meinem Blog kann ich mich ja darstellen, wie ich will. Ich bin Redaktion und Verlag in einer Person. Ich kann filtern, was ich nicht über mich publizieren will und ich kann beschönigen, was mir nicht gefällt. Wenn jemand mit mir ein Interview führt, hab ich da weniger die Kontrolle darüber.

Mein erstes Interview gab ich mit 10 Jahren.
Ein “Journalist” vom Boulevard-Blättchen Berliner Kurier kam eines Tages an unsere Grundschule und wollte ein paar Stimmen von Kindern zu den Herbstferien einholen. Das war auch gleich meine erste Lektion in Medienverständnis, denn zum einen hat der Schreiberling im Text dann relativ viel frei erfunden, zum anderen hat er auch keinerleri Erlaubnis für die Gespräche gehabt. Für das abgedruckte Foto von uns Schülern hätte er das Einverständnis unserer Eltern gebraucht (das er nicht erfragte), und auf das Gelände der Schule hätte er ohne das Okay der Schulleitung auch nicht gedurft. Trotzdem war es am nächsten Tag abgedruckt. Ich hatte ihm erzählt, dass ich in den Herbstferien Laub geharkt und für jeden Haufen Laub eine Mark bekommen hatte. Er legte mir daraufhin in den Mund, dass ich extra “viele kleine Häufchen gemacht habe” um mehr Geld zu bekommen. Das ich gerne viele kleine Häufchen mache, musste ich mir dann in der folgenden Woche oft von meinen Mitschülern anhören.

Danach hielt ich eher Abstand von den Medien, bis ich selbst ein Teil von ihnen wurde. Von da an kamen auch mehr Interviewanfragen rein, durch Kontakte und Kollegen. Die meisten entstanden im Rahmen von Projekten, die ich betreute. Allen voran das Filmfest.

2006 gründete ich ein Kurzfilmfest für junge Regisseure bis 21 in Berlin. Ich fing damals mit Film an und bekam schnell Kontakt zu anderen jungen Filmemachern. Es gab kein Filmfestival für junge Regisseure zu dieser Zeit, also machte ich eins auf. Es begann in der Aula unserer Schule und zog dann in das altehrwürdige Kino Babylon in Berlin-Mitte. Das war alles ein sehr aufregendes Kapitel meines Lebens, welches ich aber ein anderes mal in aller Ausführlichkeit erzähle.
Jedenfalls kam dann jemand aus dem Jugend-Ressort der Berliner Zeitung vorbei und machte ein Interview mit mir zum Filmfest.

Bei der Gelegenheit fragte ich sie gleich mal, ob sie noch neue Schreiber brauchen. Keine Woche später ging ich zur Redaktion und bin dort bis heute.

So war das Interview dort im nächsten Jahr des Filmfestes schon gesicherte Sache. Vermittelt vom Babylon gelangte ich auch ans Berliner Fenster, die ein knapp zehnminütiges Interview mit mir für deren Online-Seite machten. Das Interview als Webcast war bis vor einigen Monaten noch online. Nach dem Filmfest boten sie mir auch einen Job an, den ich sehr gern gemacht habe. Auch heute habe ich noch gute Kontakte zum Berliner Fenster.

Ich schrieb auch der RBB Rundfunkanstalt einen Brief. Ja, einen Brief, und keine Email. Es funktionierte und sie reagierten auf die Post. Am Tag des Filmfestes kam ich dann ins Kino und dort standen dann zwei Kleinlaster vom RBB und elf erwachsene Menschen, die mich erwartungsvoll anblickten. Das Resultat war ein Live-Bericht (!) vom Filmfest.

Ich hab mir den Beitrag bis heute nicht anschauen können. Ich finds schwierig mich auf Film selbst zu sehen und zu hören. Vorallem wenn ich so haarig bin wie hier…

Am RBB hing aber noch ein Rattenschwanz von Medien dran. Noch am selben Tag des Live-Berichts bekam ich Anrufe von zwei Radiosendern, die ein paar Fragen beantwortet haben wollten und das Filmfest zum ‘Tipp des Tages’ machten. Diese geballte Medien-Offensive war dann auch erstmal etwas zu viel und ich brauchte lange um es zu verdauen.

Dieses Filmfest sollte auch mein letztes sein. Ich wendete mich Japan und dem Bildband zu. Eins der ersten Interviews zu dem Thema Bildband war für du-machst.de, ein inzwischen nicht mehr existierende Plattform für junge Journalisten. Der Kollege, der mich damals interviewte, war auch Hobby-Fotograf und investierte mehr Zeit darin mir seine Fotos zu zeigen und meine Kritik zu hören, als Fragen zu stellen. So oder so, äußerte ich mich noch recht naiv und teilweise etwas arrogant…

Vor Japan trat ich noch mal in zwei Videoproduktionen meines Bruders auf. Die eine war vom Anfang 2008 und ging um junge Mode-Labels in Berlin. Seitdem habe ich auch die Mütze, die ich im RBB und du-machst.de-Beitrag trage. Vor Japan war ich dann auch Experte für Gameboy-Spiele für einen Beitrag, den mein Bruder für Nintendo machte. Bin ich vermutlich sogar tatsächlich, da ich Gameboy-Spiele sammle. Ich habe über 40 Raritäten aus zwei Jahrzehnten, die meisten noch in Schwarz-Weiss. Darunter natürlich auch die Gameboy-Kamera, mit ihrer Auflösung von 160×140 Pixeln in vier verschiedenen Grautönen.
(Ich hatte den Beitrag mal einer japanischen Freundin gezeigt und die war ganz erstaunt einen Nicht-Japaner zu sehen, der Gameboy spielt 😉 )

(Man beachte, dass ich inzwischen noch viel, viel haariger geworden bin)

Doch dann kam Japan (und ein Besuch beim Frisör). Währenddessen und nach Japan wurde ich auch von verschiedenen Seiten interviewt und habe in der Berliner Zeitung meine Erfahrungen resümiert. In Japan selbst wurde ich nur von dem Magazin Fukuoka No! interviewt, zum Thema Atombombenabwurf. Und für ein zum Scheitern verurteiltes Filmprojekt.

Dann wurde es längere Zeit still. Bis dann eine Leserin meines Blogs mir eine Email schrieb. Sie ist Studentin an einer Film-Hochschule und soll ein Portrait über jemanden drehen – und da dachte sie an mich. Das Video entstand im Dezember 2010/Januar 2011 und ist damit wohl das aktuellste und unhaarigste Interview in dieser Sammlung.

(“Komm Fritz, fotografier mal irgendwas” <- erklärt vielleicht warum ich über Gefühle und Geschichten rede, dann aber ne Taube ins Bild kommt)

Was kann man nach so vielen Haaren und Haarspalterei von mir vor der Kamera sagen? In meiner Zeit vor Japan hatte ich immer diesen Drang vor die Kamera zu kommen um etwas zu sagen – weil ich der festen Überzeugung war, ich hätte etwas wichtiges zu sagen. Dieser Selbstgeltungsdrang ist mir in Japan ausgetrieben worden. Zum Einen wurde mir klar, dass die Welt viel größer als Berlin ist, und auch wenn ich hier ein, zwei Projekte angeschoben habe, so passieren doch in der Welt viel relevantere Sachen. Zum Anderen stellte ich durch die vielen Geschichen, die ich Japan machte, fest, dass es viel mehr Leute gibt, die viel mehr interessantes und relevantes zu erzählen haben, als ich.

Ich bin ganz froh in Japan etwas Demut und Bescheidenheit gelernt zu haben. Manchmal frage ich mich dann aber doch, ob es nicht vielleicht doch angebracht wäre, etwas laut zu werden. Vorallem in dieser Branche und in Berlin wird immer der gehört, der am lautesten schreit wie toll er sich findet. Geschmierte Ellbogen und ein präsentes Selbstbewusstsein sind hier wichtig. In Japan schien es mir mehr die Qualität der eigenen Arbeit zu sein, die überzeugte. In Berlin scheint wohl mehr Schein als Sein zu sein.

Foto-Februar: Fritzes Fazit

Der kürzeste Monat im Jahr war dann doch sehr anspruchsvoll für meine Kamera und mich…

Puppenaugen, genommen aus einer Serie zu einer Puppenklinik in Berlin, wo ich im Februar fotografieren war, der Eintrag dazu kommt demnächst

Zuerst ein paar Zahlen: Ich habe diesen Monat über 2.300 Fotos gemacht, der Großteil davon während der Berlinale. Abgedruckt wurde von diesen Bildern nur ein(!) Foto – und das war nicht mal von der Berlinale. Online und in anderen Medien wurden in diesem Monat von mir ca. 60-70 Bilder veröffentlicht. Zusammengerechnet ergibt das eine Zuschauer-/Leseranzahl von ein paar tausend bis zwei Millionen pro Tag (laut den offiziellen Zahlen dieser Medien).
Zusätzlich hab ich in diesem Monat noch ein paar mal als Kameramann gearbeitet. Das wird wohl in Zukunft immer öfter auf mich zukommen, da immer mehr Redaktionen und Zeitungen nach Videos für den Onlinebereich schreien, aber es dort meist keiner kann. Da muss dann immer der Fotograf ran.

In diesem Monat habe ich absolut kein Geld mit der Fotografie verdient, sondern nur mit Textbeiträgen. Dort dann dafür auch mit guten Aufträgen. Texte fallen mir allerdings immer noch etwas schwerer als Fotoaufträge. Wenn ich Fotografieren soll, ist die Aufgabenstellung klar: ich geh irgendwo hin und mach die Bilder. Bei Texten brauchts mehr Vorbereitung und eine intensivere Auseinandersetzung im Nachhinein. Bei nem Text kann man auch viel mehr falsch machen, ein Foto ist meist eindeutig, entweder gut oder schlecht.
Doch nach den zwei Wochen der Berlinale hatte ich auch echt wieder Bock zu schreiben. Ganz ohne Schreiben kann ich eben nicht, es muss nur ausgeglichen sein.


Ein Berlinale-Film, der gerade durch den Projektor läuft

Trotzdem habe ich weniger fotografiert, als ich es ursprünglich wollte. Die Berliner Zeitung hat meine Foto-Reihe ausgesetzt, bzw. temporär anders besetzt, aus “Rücksichtsnahme” mir Gegenüber. Sicherlich kam mir weniger Zeitaufwand während der Berlinale ganz gelegen, aber ein nicht gemachter Auftrag ist eben ein nicht gemachter Auftrag. Am Ende waren sie mehr als froh, dass ich die Reihe wieder übernahm.

Für die Uni-Bewerbung wollte ich auch mehr fotografieren. Da die Deadline für die Bewerbung allerdings schon in zwei Wochen ist (und das alles vorher gedruckt und geschickt sein muss) fällt das wohl flach. Schade, ich kann nur hoffen das Material, was ich jetzt nach Hannover schicke, reicht aus, um die erste Hürde zu nehmen. Ansonsten sagt meine Mappe dann eben das aus, was sie ist: kurzfristig erstellt, von jemanden, der mehr Zeit in die Fotografie hätte investieren sollen, statt sich nebenbei noch anders zu verdienen. Allerdings steh ich dann dahinter, denn so sieht die Wirklichkeit auch aus.

März gestaltet sich erstmal entspannter. Neben der Unibewerbung laufen noch ein paar Aufträge (davon alle als Text). Ich bin noch im Berlinale Arbeitstempo drin: Früh Aufstehen, früh Schlafengehen. Ich versuche so lange wie möglich noch drin zu bleiben, auch wenn regelmäßige Aufträge ausbleiben sollten. Sonst bleibt wieder der Freelance-Feierabend von 5 Uhr früh.

Blog-relevante Sachen in diesen Monat:

Tägliche Updates während der Berlinale haben keine merkbare Veränderung in der Rezeption des Blogs bewirkt, zumindest laut Statistik
– Für die “Mein Block, mein Blog” Rubrik von spreewild.de hab ich meinen Blog und auch meinen Block vorgestellt
– Irgendein ein sympathischer Leser hat meinen Blog für den Grimme-Online-Award vorgeschlagen. Weiss zwar nicht warum, aber Dankeschön 🙂

Soweit die Fakten. Ansonsten bewerte ich Februar positiv. Nicht wegen der Berlinale oder einer Ausstellung meiner Bilder dazu. Ich bewerte es positiv, weil viel anstand und viel erledigt werden konnte. Februar war der erste Monat seit langen, in denen sich spannende Aufträge und bezahlte Arbeiten gut abwechselten. Von mir aus kann das gerne öfter sein, auch wenn ich es in Zukunft vielleicht noch mehr erzwingen muss.

Und zum Schluss noch mein Webvideo-Highlight der Woche, des Monats und des Jahres:

[youtube http://www.youtube.com/watch?v=zuDtACzKGRs]