Aus dem Archiv #01

mein Zimmer in Berlin im letzten Sommer – analog

Bevor ich nach Japan gedüst bin, hatte ich bei der Berliner Zeitung als Fotograf und Journalist gearbeitet. War ne manchmal harte, aber auch gute und spaßige Schule. Kurz vorm Flug ruft mich meine Chefredakteurin an:

He Fritz, ich muss da noch die Spalte links füllen, magst nicht was über deine Reise nach Japan schreiben? Ruhig mit Träumen und wie wichtig dir das ist und so….

Alles klar…

Träume rollen lassen

Ich träume.
Nicht nur ich tue das, sondern jeder junge Mensch. Träume sind das, was uns vorantreibt. Es sind Ziele, die uns in der Schulzeit motivieren und die vielen Tagen und Stunden durchstehen lassen. Doch viele Träume werden entlang des Weges aufgegeben, begraben und vergessen. Gerade jetzt nach dem Abitur entscheidet sich für viele, welcher Traum weiter geträumt werden darf – und welcher stirbt.
Ich habe mir einen Traum erhalten, den ich nun, nach vielen Jahren und einigen Niederlagen, in die Tat umsetzen werde.

Mit 12/13 habe ich ein Buch gelesen, welches auch heute noch zu meinen Lieblingsbüchern gehört. Es heißt „Durchgetreten“ und handelt von zwei jungen Leuten, die zusammen um die Welt reisen – per Fahrrad. Ihre authentischen Erlebnisse in fremden Ländern und ihre Erfahrungen prägten mich, und weckten in mir den Wunsch nach Abenteuer. Viel mehr noch inspirierte mich dieses Buch, selbst an meine Träume zu glauben, auch wenn alles dagegen sprach. Denn die beiden Autoren dieses Buchs, hatten eine Jugend hinter sich, in denen sie ständig hörten, dass sie nichts taugen und nichts erreichen. Der eine wog bis er 16 war 150 Kilo, und der andere war schmächtig und ständig krank. Ein paar Jahre später fuhren sie nur mit eigener Muskelkraft (und ohne Doping) um die Welt.

So ein Abenteuer wollte ich auch erleben. Dazu kam eine gewisse Faszination mit Südostasien, speziell Japan, die in meiner Jugend den Wunsch weckte, dorthin zu reisen und das Land auf eigene Faust zu entdecken. Mehrere Male habe ich versucht, diese Reise anzutreten. Während der Schule als Schüleraustausch oder als Zivildienstersatz im Ausland. Ich wurde abgelehnt und nicht unterstützt, weil keiner an meinen Traum glauben wollte. Doch ich behielt ihn mir und setze ihn nun in die Tat um.

Ich habe gearbeitet und gespart, um es mir überhaupt leisten zu können. Doch mein erster Plan, einfach mal hinzufliegen und zu schauen was passiert, hat sich inzwischen geändert. Bücher zum Thema, insbesondere eines über „Work & Travel –Japan“, wurden zu einer wichtigen Quelle um in einem fremden Land zu überleben. Dort werden auch Zeitungen und Magazine erwähnt, die dort speziell für Ausländer in Englisch erscheinen, und einen tiefen Blick ins Land zulassen. Da ich vorher schon als Fotograf für eine Zeitung gearbeitet habe, sah ich dort eine ähnliche Chance. Ich schickte ihnen ein paar Bilder und sie nahmen mich. Durch dieses Magazin bekomme ich nun auch einen ganz anderen Blick auf, und in das Land, viel mehr als ein reiner Tourist oder Student.

Ich suchte auch nach Deutschen in Japan, die mir vielleicht in den ersten Stunden helfen und beraten können. So fand ich auch ein Zimmer in einer WG, die ich über die japanische Bürokratie oder hieroglyphenartigen Kleinanzeigen niemals bekommen hätte. Und nun gibt es eine Redaktion hier, die von mir eine Kolumne haben möchte, über meine Erlebnisse vor Ort.

Alles ist passiert, weil ich an meinem Traum festgehalten habe, und konkret überlegt habe, wie ich ihn umsetzen kann. Damit ein Traum eben nicht nur ein Traum bleibt. Ob per Fahrrad um die Welt, oder per Flieger auf einen fremden Kontinent – Hauptsache man bleibt im Sattel.

Auszug aus der Berliner Zeitung vom 22.6. 2009

Das war mein Blick auf Japan, vor Japan. Etwas dramatisch vielleicht, aber es illustriert wie wichtig mir die Sache war bzw. ist. Das es am Ende erstens etwas anders kam, und zweitens als man denkt, ist natürlich klar, Zumal auch mehr als ein halbes Jahr dazwischen liegt.

2 thoughts on “Aus dem Archiv #01”

  1. …”Doch viele Träume werden entlang des Weges aufgegeben, begraben und vergessen.” …
    Ja, da hast Du allerdings recht. Daher ist es wichtig auch immer mal zurückzuschauen, nicht nur wenn die Realität einen dazu zwingt. Denn der eigene Standpunkt verändert sich ständig, so wie das ganze Leben.

    Und um mit Deinen Metaphern zu sprechen: Wenn es einen doch mal aus dem Sattel wirft, so ist nur wichtig dann nicht einfach am Boden liegen zu bleiben.

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