Noch acht Stunden
Nach 9 Uhr wachte ich auf. Eigentlich wollte ich schon früher wach sein, denn um 9 Uhr begann bereits die Lagebesprechung. Heute sollte die Fischerei-Gewerkschaft der Präfektur Yamaguchi auf die Insel kommen. Nur zum Reden, alle Entscheidungen sind schon gefallen. Die Inselbewohner wollen aber nicht, dass sie die Insel betreten. Also soll der Steg blockiert werden. Das ist der Plan für den heutigen Tag.
Es gibt drei Fähren am Tag nach Iwaishima. Um 7 Uhr, um 10 und um 17 Uhr. Es galt als unwahrscheinlich, dass es die erste Fähre sein würde. Also nun eben um 10 Uhr.
Ich schluckte schnell den Kuchen runter, den ich tags zuvor gekauft hatte. Ich hatte viel Proviant dabei. Denn ich wusste, auf der Insel kann man nicht so schnell und gut einkaufen, wie auf dem Festland.
Kamera verstaut und in schnellen Schritten zum Steg.
Schon bevor ich das Meer sehen konnte, erwartete ich eigentlich die Schreie von zahlreichen Senioren. Doch es war still auf der Insel. Nur Möwen waren zu hören.
Im Gemeindehaus war die halbe Insel versammelt und trat nervös auf und ab. Mit der ersten Fähre kamen noch weitere Aktivisten vom Festland oder von den Inseln aus der Umgebung. Viele schauten nervös aufs Meer und suchten die Fähre.
Im Nebenzimmer saß Tohjo am Rechner. Er bekam gerade einen Anruf. Sein Kontakt auf dem Festland hat ihm gesagt, dass die Gewerkschaftler nicht in der Fähre um 10 Uhr sind. Also dann die um 17 Uhr. Bis dahin: warten.
Shimizu, Anführer der Proteste
Noch sechs Stunden
Der Gemeindesaal leerte sich. Es blieben nur die von außerhalb, die kein Haus auf der Insel hatten, in dem sie warten konnten. Ganz irritiert schaute sie den blonden Ausländer an. Neugierig stellten sie mir Fragen. Da war die 5 Jahre alte Yuiko mit ihrer Mutter. Sie stammen aus Ibaraki, eine Präfektur südlich von Fukushima. Als das Kraftwerk explodierte, flohen sie nach Yamaguchi. Das war vor drei Jahren. Die Vertreibung aus ihrer Heimat hat bis heute ein Echo. Deswegen sind sie nun hier. Die kleine Yuiko hat mit Wachsmalstiften kleine Poster gebastelt: „(ich bin) Gegen Atomkraftwerk“. Darunter ein kleiner, toter Fisch.
„Ist das ein Englisch-Mensch?“ fragte sie ihre Mutter, als ich mir ihr Schild ansah. Im Kindergarten hatte sie schon ein paar Englische Worte gelernt. „Baby“, „Head“, „Shoulder“, „Knees“ und… „das wars!“ sagte sie vergnügt.
Die Damen von der Insel brachten das Essen, während die Männer schon die Tische bereit stellten. Mittagszeit, um 11 Uhr. Ich war noch voll mit Kuchen, aber Frau Hashimoto bestand darauf, dass ich noch Suppe und Onigiri esse. Dazu gabs Seegras aus dem Meer.
Es sollten noch knapp sechs Stunden sein, bis die Fischer kommen. Die Stimmung war entspannt.
Oben im Hintergrund ist ein Kupferstich vom vierjährlichen Festival der Insel. Seitdem die Proteste andauern wurde es nicht mehr gefeiert. Scheinbar wurde es seit Fukushima einmal gefeiert. Es gibt aber noch ein anderes Inselfest, welches seit Beginn der Proteste nicht mehr veranstaltet wird.
In einer anderen Ecke des Raums wurden die Protestflaggen rausgeholt. Baumwolle, Seide, bunt oder nur mit Edding auf ein Bettlaken geschrieben: In den Jahrzehnten wurde aus ganz Japan Botschaften zur Insel geschickt. Wie schon unzählige Male zuvor brachten die alten Herren die Flaggen an Bambus-Stangen an. Ohne große Emotion wurde dieser Arbeitsschritt erledigt. Ein formaler Akt vom Kampf.
Noch vier Stunden
Die fertigen Fahnen stapelten sich im Treppenhaus und vor dem Gebäude. Die Stimmung war immer noch gut. Frau Hashimoto hielt mit ihrer Laune und Fürsorge alles zusammen.
Zusammen mit den anderen Damen stand sie zuvor in der Küche, um das Essen für alle Helfer zu machen. So wie sie am Abend schon zuvor für uns kochte und nicht eher Ruhe gab, eh ich komplett voll war.
Von hier an war viel Warten angesagt. Einige schliefen auf den Reismatten vom Gemeindesaal. Ich zog etwas über die Insel, kam aber ab und an vorbei um mir die neueste Entwicklung anzuschauen. Einmal stand Frau Hashimoto schon mit der Tasse Kaffee in der Hand in der Tür vom Gemeindehaus und wartete auf mich. Neben mir auch Tohjo, der schon etwas länger wach war als ich. Ich wollte ihm die Tasse geben, doch Frau Hashimoto nahm sie weg. „Nene, die Tasse ist für den merkwürdigen Ausländer!“ sagte sie und lachte laut. Sie erzählte dann wieder die Geschichte vom letzten Abend, wo der „merkwürdige Ausländer“ ihr Haus mit einer Mensa verwechselte. Und die Gruppe lachte. Einschließlich mir. Die Gute Laune vertrieb die Nervosität.
Ich nahm die Tasse und lief zum Steg. Keiner war hier. Es war ruhig. Ich trank den schwarzen Kaffee in der Mittagssonne und lauschte dem Meeresrauschen.
Noch zwei Stunden
Mit allen meinen Sachen stand ich am Steg. Denn ich hatte am nächsten Tag einen Termin und musste diese letzte Fähre nehmen. Viel Zeit für den Protest blieb mir an dem Tag nicht. Ich sprach mit Shimizu am Abend zuvor darüber. Er meinte: „Auch wenn du nur zehn Minuten lang fotografieren kannst – das kann schon einen Unterschied machen.“
Ich war nun nicht mehr der einzige am Steg. Frau Hashimoto brachte einige der Protestflaggen an, zusammen mit den anderen Damen. Die Stimmung war nun so bewölkt wie das Wetter. Alle waren angespannt.
Noch eine Stunde
Um 16 Uhr kam dann das Fernsehen. Im eigenem Boot. Tatsächlich waren es überraschend viele Medien. NHK, Yamaguchi TV und noch ein paar andere Sender, die ich nicht kannte. Dazu gab es einige Fotografen und Blogger, die mit einem iPhone auf dem Stativ filmten. Darunter auch ein junger Fotojournalist, der zwei Sticker auf seiner schwarzen Weste hatte: „Atomkraft? Nein Danke“ und „Fight Racism“. Er erinnerte mich an einen Kommilitonen, der von vielen als „extrem“ beschrieben wird und der mit seinen Bildern die Welt retten will.
Als ich ihn so sah, musste ich kurz überlegen. Ich fotografiere keine Demos. Ich will mit meinen Bildern nicht die Welt retten. Allein den Anspruch zu haben finde ich schon merkwürdig. Aber diesen Typ Fotografen gibt es eben. Ich studieren mit ihnen. Und nun bin ich für diesen Tag wohl einer von ihnen.
Links Hashimoto, nervös und ohne Lächeln. Rechts Fotografin, die seit zehn Jahren die Proteste auf der Insel begleitet.
Wir alle starrten nur aufs Meer. Es gab nicht anderes zu tun, als uns von unserer Nervosität abzulenken.
Ich versuchte mit Frau Hashimoto zu reden. Ich hoffte, sie konnte etwas sagen, um allgemein die Stimmung zu heben. Doch sie blieb still. Die Fotografin rechts von ihr war entspannter, aber auch etwas wehmütig. „Seit zehn Jahren fotografiere ich die Proteste auf der Insel.“ sagte sie. „Jedes Jahr sind es weniger, die noch demonstrieren.“ Sie sind entweder verstorben, oder zu krank zum Kämpfen.
Mir fiel die Überlebende der Atombombe ein, die ich vor vier Jahren hier für mein Buch interviewte. Ich fragte Frau Hashimoto wie es ihr denn geht. Sie blieb ernst und ruhig. Im letzten Jahr ist die Überlebende der Bombe verstorben, sagte sie. Krebs.
Und wieder einer weniger.
Die Fronten zeichneten sich bereits ab. Am Eingang zum Steg standen die Fischer, die das Geld haben wollten. Sie alle trugen schwarz und guckten grimmig. Hinter ihnen standen die Senioren mit ihren Fahnen und Schildern. Und dahinter dann die Medien, die im Chaos fast so zahlreich schienen wie die Aktivisten.
Abseits vom Chaos stand die kleine Yuiko. Mit dem Schild in der Hand brüllte sie voller Energie über die ganze Insel und Richtung Meer. „Genpatsu Hantai!“
Ich konnte nun nicht mehr weg. Weil ich unbedingt die Fähre nehmen musste, stand ich ganz vorne. Anders wäre ich durch die Masse nicht mehr gekommen.
Noch 30 Minuten
Kurz vor der Ankunft der Fähre kam die Polizei. Es waren fünf Beamte in gepolsterten Jacken und der leitende Polizist im schwarzen Mantel. Für sie war das alles nix neues. Es ist nicht ihr erster Protest auf Iwaishima. Ihre Aufgabe war es, für Ordnung zu sorgen, zwischen den Senioren, Fischern und Gewerkschaftlern. Damit es nicht gewaltsam wird.
Tohjo lief die ganze Zeit durch die Massen, Videokamera in der Hand. Irgendwas muss der Polizist ihm gesagt haben, dass er vielleicht irgendwo nicht filmen darf oder so. Tohjo regte sich auf jeden Fall etwas auf und verlangte die Nummer vom Beamten zu sehen. Der lächelte nur und zeigte ihm seine Marke. Shimizu kam auch noch hinzu und versuchte Tohjo zu beruhigen. Die Nerven lagen bei allen blank, eine kleine Aktion reicht aus zur Explosion. Alle waren nervös. So viel verschiedene Stimmungen, Gedanken und Ziele prallten an diesem Tag knallhart aufeinander. Ich konnte es in der Luft schmecken und selbst mir wurde flau im Magen.
Durch die Masse drängte sich eine alte, breite Dame. Ihr Gesicht kannte ich, ich habe es auf Tohjos Fotos gesehen. Sie war eine von zwei Personen, die vom Stromkonzern verklagt wurden. Genau wie heute hier auf dem Steg, legte sie sich längs auf der Baustelle vom Atomkraftwerk vor die Fahrzeuge. Die konnten nix machen. Für jeden ausgefallen Arbeitstag stellte die Stromfirma der Dame nun einen Betrag in Rechnung. Die Kosten gehen in die Milliarden. Aber sie bleibt entspannt. „Die Summe ist so hoch, dass kann kein Mensch in seinem Leben bezahlen! Und in den wenigen Jahren, die mir bleiben, erst recht nicht!“.
Die Summe diente auch mehr als Abschreckung, für die anderen Senioren. Forderungen gab es bis jetzt keine. Was soll die alte Dame auch zahlen.
Der Polizist versuchte ihr noch zu erklären, dass sie auch den normalen Fahrgästen im Weg sitzt, aber irgendwann gab er wegen ihrer Sturheit auch auf. „Ich bin eine alte Dame, ich bin nicht mehr so gut zu Fuß. Ich muss sitzen!“
Die Fischer rauchten noch ihre letzte Zigarette. Der Stummel wurde ins Meer geworfen. Fischer, die ein AKW in ihrem Wasser befürworten, haben es wohl nicht so mit der Umwelt.
Bei Demos oder allgemein Auseinandersetzungen in Japan habe ich das schon oft beobachtet: das „im Weg stehen“. Die Fischer stellten sich vor die Demonstranten und taten so, als würde es sie nicht jucken, dass von hinten ein paar Dutzend Senioren drängen. Aber so wird man nicht gewaltsam oder brüllt zurück. Man steht nur im Weg und versucht die anderen zu behindern.
Gegenüber vom Steg versammelten sich die anderen Fischer und Inselbewohner, die entweder für das AKW waren oder sich enthielten. Yamato senior war an dem Tag nirgends zu sehen. Sein Sohn stand etwas abseits und sah sich alles an.
Es fällt mir bis heute schwer, die Position vom Sohn einzuschätzen. Er spricht sich nie offen gegen seinen Vater aus. Denkt aber immer an die Insel und hat gute Einwände. Sicher für ihn auch nicht einfach, eine Position zu beziehen. Er ist einer von den wenigen jungen Leuten auf der Insel. Die Zukunft lastet auf ihm.
Chaos
Dann kam das Boot. „Erst die Fahrgäste von Bord lassen! Dann das Gepäck!“ ermahnte der leitende Beamte mit dem Megaphon. Die Fähre versorgt die Insel auch mit Post und Lebensmitteln. Erst wenn diese und die Fahrgäste von Bord sind, dann dürfen die Gewerkschaftler raus. Alles für nen sauberen Ablauf.
Tohjo hüpfte an mir vorbei ins Boot. Ich hatte vorher mit ihm abgemacht, dass wir zusammen die Fähre betreten, um drinnen Bilder zu machen. „Gehts jetzt los?“ fragte ich ihn. Er nickte nur still. Keine Zeit für Kommandos.
Ich zeigte dem Mann mit dem Megaphon mein Ticket. Er schaute kurz auf das Ticket, dann auf meine Kamera, wieder zurück aufs Ticket. Er setzte das Megaphon an. „Achtung, es kommt ein Fahrgast durch, bitte den weg frei machen!“. An der dicken Dame auf der Treppe vorbei – die nur nach vorne starrte, auf den Ausgang der Fähre – huschte ich ins Boot. Shimizu und Tohjo waren schon drinnen. Auch diverse Kamera-Teams.
Shimizu sprach ganz ruhig mit den Vertretern der Gewerkschaft. „Okay Leute, so schauts aus. Wir wissen, ihr wollt nur reden, aber die Leute von Insel wollen nicht, dass ihr kommt. Bitte versteht das und bleibt in der Fähre.“ Die Gewerkschaftler blieben ruhig, antworteten nicht. Von hinten schubsten die Fischer der Insel, die das Geld haben wollten. Shimizu landete auf dem Boden. Überall nur Köpfe, Rücken, Windjacken.
Mit Shimizu am Boden machten sich die Gewerkschaftler zum Ausgang. Nun kamen auch die anderen Aktivisten, die mit an Bord waren, zur Gruppe hinzu. Die Familie aus Ibaraki mit der kleinen Yuiko voran.
Sie schrie „Genpatsu Hantai“, „Genpatsu Hantai“. Ihre Mutter schrie mit. Die Insel schrie mit. Alle drückten, schubsten, schrien durch das Boot.
Der Kapitän, der keinen Bock auf diese ganze Szene hatte, stürmte herunter. Er stammte nicht von der Insel und hat hier jedes Mal das gleiche Problem. Leute kommen und wollen reden, und die Senioren drücken zurück. Er hat einen Zeitplan einzuhalten und muss ablegen. Kann er aber nicht, wenn der halbe Hafen mit Menschen blockiert wird. Die Mutter aus Ibaraki versuchte ihn aufzuhalten „Wir wollen kein Atomkraftwerk!“ schrie sie. „Kein Fukushima in der Seto-See!“ Der Kapitän brüllte zurück. „Halts Maul!“ Er stellte sich in den Ausgang, damit kein Fahrgast mehr zurück kann.
Abseits von allen stand die kleine Yuiko, die mit der ganzen Situation etwas überfordert war.
Und schlussendlich schafften es die Gewerkschaftlern mit ihren Aktenkoffern von Bord. Die Schlacht schien verloren.
Das in den folgenden Minuten keiner ins Wasser gefallen ist, überrascht mich bis heute. Der Kapitän hat den Ausgang inzwischen frei gemacht und ich hielt die Kamera raus.
Wer für was drückt, schubst, kämpft – wer nur Journalist ist oder für die Fähre arbeitet. Man konnte es nicht mehr erkennen. Es gab nur einen Klumpen voll mit schreienden Menschen, der sich keinen Zentimeter weit bewegte.
Die Mutter aus Ibaraki nahm das Plakat ihrer Tochter und rollte es zu einem Megaphon zusammen. Sie schrie nun „Die Fähre legt bald ab! Wir bitten alle Fahrgäste an Bord zu kommen!“ Leicht zynisch sollte es die Leute von der Gewerkschaft wieder zurück ins Boot holen.
Ihre Tochter saß vorne im Boot und wusste nicht so recht, was passiert. Ich wusste es auch nicht.
Im Hintergrund, Fahrgäste schauen aus dem Fenster auf den Steg, wo das Chaos stattfand
Nach einer gefühlten Ewigkeit – es waren maximal 15 Minuten – haben die Gewerschaftler eingesehen, dass es hier und heute keinen Sinn macht. Sie gaben nach und kehrten um. Applaus auf dem Steg. Die Mutter aus Ibaraki bedankte sich. Das halbe Boot weinte über den Sieg in der Schlacht.
Die Gewerkschaftler setzten sich, und sahen doch entspannt aus. Sie hatten es bestimmt erwartet, dass es so ausgeht. Keiner war überrascht.
Mit Tränen in den Augen winkte die Mutter aus Ibaraki den Senioren von der Insel zu. Ihre Tochter winkte mit.
Die anderen Fahrgäste winkten auch.
Die Gewerkschaftler winkten nicht.
Die Fähre hatte zwei Teile, in der Mitte saß der Kapitän, der ordentlich gefrustet war. Hinten waren die Gewerkschaftler, Journalisten und ein, zwei Unbeteilligte.
Vorne saßen die Aktivisten. Um ihren Kopf war ein Band gebunden, mit dem Schlachtruf. Wer nicht mehr weinte, rieb sich die Tränen aus dem Gesicht. Es war nun still. Keiner schrie mehr. Und vor der Fähre lag die Seto-See, mit seinen unzähligen Inseln, von denen keine heute so laut war, wie Iwaishima.
Epilog
Es war intensiv.
So viele Stimmen, so viele Emotionen in der Luft. Jeder glaubte an seine Sache und kämpfte mit voller Energie dafür. Selbst die Senioren der Insel brüllten mit voller Energie gegen die Gewerkschaft an.
Es war für mich wirklich schwierig, nicht neutral zu sein.
Objektiv betrachtet war die ganze Aktion genau so, wie es der Anwalt sagte: kindisch.
Die Gewerkschaftler davon abzuhalten, die Insel zu betreten, verhindert nicht das Atomkraftwerk. Momentan ist überhaupt nichts geplant. Und die Entscheidung über das Geld, worum es ja nun eigentlich ging, ist schon längst gefallen.
Trotzdem kämpften die Bewohner der Insel so, als ginge es genau um das. Um ihre Insel. Ihre See. Als ob der Kampf jetzt über die Zukunft entscheidet.
Aber es ist noch viel mehr als das. Die Insel hat absolut keine Macht. Die Regierung ist für den Bau, der einzige Stromkonzern in der Region erst recht. Die Insel ist alt und stirbt langsam. Die einzige „Macht“ der Insel muss von außen kommen. Die Insel muss an den Rest von Japan, den Rest der Welt appelieren. Sonst stehen sie ziemlich alleine da.
Und genau so sollte man nun diese Aktion verstehen. Als Statement. Es ist ein Zeichen. Wir kämpfen noch! Wir sind noch nicht tot! Wir leisten immer noch Widerstand!
Dafür haben sie gekämpft. Nicht um ein paar Gewerkschaftler oder ein paar Fischer. Es zählt die große Idee dahinter. „Wir geben nicht auf!“
Anhang
Am 13. März gab es ein heftiges Erdbeben in Hiroshima, Stärke 5. Das Epizentrum lag in der Seto-See, nahe dem geplanten AKW.
Am 26. Februar 2014 kündigte Premierminister Abe an, wieder auf Atomkraft zu setzen.
Das Video von Tohjo von dem Tag. Ich hüpf da auch zwei mal durchs Bild.
[youtube https://www.youtube.com/watch?v=wnct_-JZ_uU]