Endlich wieder Design Festa! Wobei… so spaßig wie früher war es dann am Ende doch nicht.
Oh wie sie mir fehlte. Die Design Festa. Bereits 2009 und 2010 war ich schon mit Begeisterung dabei. In den Jahren danach war ich nie in Tokyo zur rechten Zeit. Letztes Jahr verpasste ich sie sogar nur um eine Woche. Trotzdem war sie mir wichtig genug, sie in meinem Buch als Kapitel 91 zu verewigen.
Diesmal hatte ich sogar zwei Freikarten gewonnen. Jedoch… Es war die erste Design Festa ohne meine finnische Freundin Tiina. Auf der Design Festa vol. 30 im Oktober 2009 lernten wir beide uns überhaupt erst kennen.
An den vielen tausend Ständen alleine vorbei zu laufen war daher nur halb so lustig. Aber kreativ war es allemal. Oben, in einer dunklen Ecke des dritten Stockwerks, gab es einen BDSM Workshop und direkt nebenan spielte einer auf der Melodica Kinderlieder, während zwei Stände weiter Duftkerzen in Form von Katzen verkauft wurden.
Taschen, Mützen und Stofftiere, handgemacht in Form von Brot. Wäre es nicht so teuer gewesen, hätte ich direkt etwas mitgenommen. Der Stand war auf jeden Fall putzig, wie eine kleine Bäckerei.
Ich hatte diesmal mehr Geld eingepackt als in den Jahren zuvor. Wobei es vorallem die Illustrationen und die 2D-Kunst war, die mich interessierte. Ich kann nicht mal sagen, warum mich die Bilder so bewegten, dass ich sie kaufte. Manchmal gab es einfach eine Resonanz, eine emotionale Verbindung. Mit einer Erinnerung, einem Traum oder einfach einem Gefühl, was ich hatte.
Die Zeichnungen von Mita Kura (100 Yen für einen A4 Druck) sind fast menschenleer. Ich hab leider die Gelegenheit verpasst, ihn zu fragen, warum das so ist.
Es gab auch ein Wiedersehen mit dem Ehepaar Frosch.
Nachdem ich Anji jahrelang genötigt hatte, doch mal zur Design Festa zu gehen und dort auszustellen, war sie jetzt schon das zweite Mal da. Es lief wohl aber nicht so gut. Von daher war auch ihre Reaktion, als ich am Nachmittag zu ihrem Stand kam, nicht etwa “Mensch Fritz, lange nicht gesehen!” sondern nur ein trockenes: “Du bist spät!”
Ihr Mann gab sich im Froschkostüm alle Mühe, Kunden anzulocken. Doch die Stände links und rechts waren noch aggressiver im Marketing und machten es den beiden nicht leicht. Über acht Stunden unter der blickdichten Froschmaske zu schwitzen war auch nicht einfach. Für den Einsatz und sein Durchhaltevermögen nominierte ich den Frosch-Mann zum besten Ehemann der Welt. Nach kurzen Zögern nahm er den Titel an.
Ihre Produkte findet ihr bei:
Onegai Kaeru
Ich konnte am Stand ein schönes Mitbringsel für eine Freundin in Hiroshima finden. Nach einem kurzen Gang mit Anji über einen Bruchteil des gesamten Areals der Design Festa, eilte sie schon wieder zurück zum Stand. Am Abend half ich den beiden dann auch noch beim Abbau. Unglaublich, wie viel Aufwand und Liebe zum Detail in so einem einfach Stand stecken kann. Einer von insgesamt fast 10.000.
Die Postkarten hier habe ich auf der Design Festa sogar verpasst. Bei so vielen tausend Ausstellern auch kein Wunder. Selbst wenn man wie ich beide Tage auf der Festa ist, kann man so viel verpassen. Erst in einem Blog über das Festival entdeckte ich diese Kunstwerke und bestellte sie per Post.
Jede Farbe und Form in den Bildern ist ein Papierschnitt, die für das fertige Bild in mehreren Ebenen übernander gelegt werden. Kein Pinsel, Stift oder Computer ist involviert. Nur farbiges Papier.
(C) 0/0(Slash):Kairi Tsukiboshi
Es waren einige Stände dabei, die ich noch von 2009 und 2010 kannte. Lustig war auch der Zeichner, der große gezeichnete, pornografische Bilder aufhängte. Jedem, der vorbei lief, erklärte er energisch und voller Ernsthaftigkeit in zwei Sprachen, dass Pornografie in Japan schon in der Edo-Zeit normal war, und so japanisch ist wie Sushi und Samurai. Er sei also nur ein moderner japanischer Künstler, in der Tradition der alten Meister.
Mein Highlight waren aber definitiv die Brotlampen. Ich hätte direkt eine mitgenommen, aber leider hatte ich nicht genug Geld dabei. Denn so ein Baguette oder Roggenbrot gab es nur für 5.000 Yen und aufwärts. Selbst ein leuchtendes Brötchen gab es nicht für unter 3.000 Yen.
Am zweiten Tag kam ich dann mit einem dicken Geldbeutel erneut an den Stand. Aber: alles ausverkauft. Auch auf Nachfrage im Online-Shop hieß es nur, dass momentan alles weg ist, und sie nun wieder produzieren müssen.
An sich hab ich etwas über die Wirtschaftlichkeit der Design Festa nachdenken müssen – gerade weil ich mit Anji jetzt jemanden hatte, der direkt am Markt mitspielte. Und der Markt ist riesig.
Es gibt viele Sachen, die ähnlich sind. Viele verkauften Fotos von ihren Katzen oder aus ihrem Urlaub in Europa. Es gab auch zahllose süße Gegenstände, wo alle Mädchen verquickt “kawaiiiiii!!” schreien.
Mich als Kerl interessiert sowas nicht und ich hab kein Gespür dafür, was jetzt gut ist und was nicht. Ich merke nur, es gibt viel davon, und es ist schwer, in der Masse gesehen zu werden. Dann kann man nur noch mit dem Preis arbeiten. Deswegen wird vieles auch für ein paar hundert Yen angeboten, auch wenn mir Anji bestätigt, dass das weit unter Wert ist, was Material, Arbeitszeit und Standmiete angeht.
Vielleicht geht es aber nicht um Gewinn oder Verkaufen. Vielleicht geht es nur darum, gesehen zu werden. Damit am Ende dann durch Blogs und Freunde von deinen Produkten erzählt wird – und womöglich auch gekauft wird.
Ich weiß es aber nicht. So viele Faktoren spielen auch noch mit rein. Position deines Standes und der vom Stand neben dir, sowie allgemein wie viele andere Stände etwas ähnliches anbieten wie du. Das kann man vorher ja alles nicht wissen oder steuern.
Fest steht nur: Die Brotlampen sind einzigartig. Und deswegen erinnert man sich in all der Masse noch daran. Sie sind sowohl nützlich als auch lustig. Die Verarbeitung ist auch optimal, man erkennt auf den ersten Blick nicht, dass es kein echtes Brot ist. Und dann spielt auch der Preis keine Rolle. Wenn du der einzige bist, der das anbietet, kannst du verlangen, was du willst.
Gegen 17 Uhr packten allmählich alle zusammen. Als dann die Lautsprecher durch die Halle verkündeten, dass die Veranstaltung vorbei ist, applaudierten die wenigen Menschen in den Hallen noch einmal gemeinsam.
Und wenige Momente später war bereits alles aufgeräumt. Dann war sie weg, die Design Festa 38. Es blieb nur noch der Nieselregen über Tokyo. Kreativ wird es dann erst wieder im Mai.
Bis dahin: grau.
Ah… so schöne Bilder hast du gefunden und gekauft :)Ich denke mir immer “was soll ich mit den Postkarten” und kaufe keine 🙁
Das Bild mit den Fahrradfahrern fand ich total genial!
Und die Bilder von mita kura sind wirklich schön.. Das zweite erinnert mich irgendwie an Karazhan…
Und die Paperschnitte beeindrucken mich jetzt echt mal!
Danke für den Bericht. Es ist mir dadurch wieder einiges in Erinnerung gekommen^^